Wer kennt es nicht, die unzählige Leute mit bayrischen Lederhosen, Dirndln und Bier in der Hand, die umgebracht, vergewaltigt und aus ihrem Land vertrieben wurden von Leuten die sogar zu dumm waren zu wissen auf welchem Kontinent sie sind.
Wer das nicht weiß hat in Geschichte wohl nicht aufgepasst.
Was hat das nun damit zu, dass diese Völker in UNTERHALTUNGSFILMEN sehr stereotypisch dargestellt werden?
Ihr tut hier so als ob ich abstreite, dass dieses Volk eine beschissene Vergangenheit hatte und auch heute noch darunter leidet.
Thema war aber wie bestimmte Völker in Filmen (gerade Kinderfilmen) dargestellt werden und das diese Darstellung angeblich sehr negativ ist.
Menschen aus der Kultur B dringen in ein Land ein ermorden, plündern, vergewaltigen und verschleppen Menschen aus der Kultur A, weil sie die Menschen aus Kultur A für minderwertige aufgrund ihrer Bräuche, Hautfarbe und Art zu leben halten.
Menschen aus Kultur B glauben sie tun das richtige und breiten sich auf dem geraubten Land aus und dominieren irgendwann die Gesellschaft während sie die ursprünglichen Menschen aus Kultur A weiter unterdrücken, ermorden, ausbeuten und den Hass auf Kultur A immer weiter festigen.
Parallel dazu kehren auch ein Teil der Menschen aus Kultur B zurück in ihre ursprüngliche Heimat und erzählen dann aus ihrer Sicht von der Kultur A. Diese Sicht aufgebaut durch Hass, Missbrauch und Unterdrückung festigt sich als consens in der von Kultur B dominierten Mehrheitsgesellschaft.
Irgendwann rebellieren Menschen aus der unterdrückten Kultur A so sehr, dass die durch Gewalt dominierende Kultur B sagt: „Wir sprechen euch auf dem Papier doch Menschlichkeit zu aber bitte bleibt in euren eingepferchten Gebieten und stört uns nicht mehr mit euren Aufständen“.
Paar Generationen später besteht die Verbindung aus dem Unrecht aus der Vergangenheit und der aktuellen Situation der unterdrückten Kultur A kaum noch in den Köpfen der herrschenden Mehrheitsgesellschaft B. Was aber geblieben ist, ist die tradierte und immer wieder reproduzierte Darstellung der Kultur A aus den Tagen der Vergewaltigung, Ermordung, Verschleppung und der über Generationen vererbte Schmerz aus dieser Zeit.
Die mehr als klischeehaften und diskriminierenden Judenkarrikaturen, die sich in Stereotypen suhlen sagen dir schon was, oder?
Die fanden (und finden leider) auch nicht nur in Nazionalsozialistischer Propaganda statt.
Es kommt immer auf das wie und den Kontext einer Darstellung an.
Wenn Mel Brooks in jedem Film selbst eine Karrikatur eines Juden einnimmt, ist dass allein schon was anderes, weil er selbst dieser Kultur entstammt.
Wenn ein Typ in Knickerbockern einen Juden mit großer Nase und Schläfenlocken, der ein tüchtiger Geschäfftsmann ist, in sein Drehbuch schreibt, dann hat das Automatisch eine andere Qualität. Egal wie es am Ende gemeint war. Ob nur als liebgemeinter Witz, oder als eine waschechte diskriminierende Geste.
Jetzt mal ganz brachial runtergebrochen und verkürzt.
Natürlich, in einer idealen Welt, mit einer idealen Gesellschaft, da kann man über Stereotypen drüberstehen und sogar lachen.
Aber wir leben nunmal nicht in einer Idealen Welt, sondern in einer in der Machtgefälle existieren. Und diese Machtgefälle sind nicht einfach aus der Luft entstanden, sondern haben sich eben aus einer historischen Vergangangeheit heraus entwickelt und verfestigt.
Und diese Historizität schwingt halt immer mit und muss mitgedacht werden.
Das ist dann eben das, was Kontext und Einordnung macht. Es geht eben um den Umgang mit diesen Motiven.
Ist eine falsche oder ungenaue Darstellung eigentlich schon für sich eine Beleidigung der Kultur oder gibt es hier noch Spielraum für Differenzierung?
Es geht hier immer noch um die Winnetou-Filme, die ich bestimmt seit über 25 Jahren nicht mehr gesehen habe, aber bei denen ich nie das Gefühl hatte das dort gezeigte Bild der Apachen wäre bewusst oder unbewusst beleidigend. Es war einfach der Phantasie entsprungen.
Ob du es so „empfindest“ ist irrelevant. Es gibt x Unwahrheiten und Verzerrungen in den Büchern, die dem damaligen Bild des „Indianers“ im deutschen Sprachraum entsprochen haben. Mit der Realität haben die Bücher genau nix zu tun und das, obwohl Karl May immer wieder selbst betont hat, dass es so gewesen sei.
Die stereotype Darstellung ist zu der Zeit entstanden, als die Völker unterdrückt und gepeinigt wurden; die stereotype Darstellung wurde von den Unterdrückern und Peinigern erfunden und verbreitet.
Der Ansatz von Jarl May ist nicht mehr so negativ gemeint, grade bei ihm sind auch die „Indianer“ gerne mal die Guten, was für mich damals mein Bild des Ureinwohners mit geprägt hat.
Aber Mays Geschichten fußen auf den alten stereotypen Darstellungen und verwenden sie, mangels besseren Wissens, weiter.
Das kann und sollte man in der heutigen Zeit, mit einem Wissen dass May nicht hatte, hinterfragen.
Karl May hat vor allem sehr viel mit dem damals sehr beliebten Stereotyp des „Edlen Wilden“ gearbeitet, was man auch etwa im Dschungelbuch oder bei Tarzan immer wieder findet. Das heißt jetzt natürlich nicht automatisch, dass diese Geschichten per se schlecht seien, aber bei solchen Geschichten bedarf es halt auch einer ständigen und unaufgeregten Diskussion, was davon heute noch richtig ist, dass wir an die nächste Generation und vor allem wie weitergeben. Deswegen ist es da auch wichtig, dass man mit Kindern über das Gelesene spricht und Dinge erklärt, was wie wo gedacht und geschrieben wurde und warum das heute anders gedacht und geschrieben wird/werden sollte.