Ich seh ihn gar nicht als Kampfbegriff an, er ist eine Zuspitzung mit einer treffenden Beschreibung und eher einer Symbolisierung entspricht. Die alte weiße Frau gibt es eben auch, aber sie profitiert nur dann von den selben Machtstrukturen (bevorteilenden patriarchalen Strukturen), wenn sie sie selbst mit-reproduziert.
Ich finde dieser Begriff legt eines offen: White Fragility -bzw. männliche Fragilität. Das ist einfach ein Reflex, der dabei hochkocht, wenn sich Menschen davon angegriffen fühlen, weil sie leider nie gelernt haben ihre Perspektiven, ökonomischen und soziokulturellen Positionen zu hinterfragen oder was sie gelernt haben und was nicht. Und das muss man lernen. (oder anerkennen) Ich glaube hier ist eher die Lücke, etwas erlernen und verlernen und da kommt der eine weiße Mann oder die andere weiße Person an ihre Grenzen. Ließe sich das überhaupt vermeiden, wenn man anfängt die gelernte Position in der man ist und aus der man spricht zu hinterfragen?
Wir hatten hier schon jemanden, der sagte im Film wäre die weiße Perspektive eine „Leitkultur“. - Wie will man das alles je hinterfragen können?
Ich stimme dir in allem zu. Nur „Kampfbegriff“ macht das ganze so abgedroschen, aber es ist doch eigentlich ein symbolischer Begriff geworden, der einen Kern trifft (so wie ihn Truchsess schon beschrieben hatte). Das würde ich vom Angriff als Intention des Begriffes unterscheiden. Oder wie siehst du das? Und für mich geht diese Sachlichkeit auch deshalb verloren, weil die Leute es immer persönlich auf sich beziehen und die Symbolkraft dahinter gar nicht verstehen… Die ist zynisch, aber sollte man selbst nicht die Reife haben und das in einer Position wie Thierse schon beherrschen, hier zu unterscheiden? Gäbe es dafür denn eine Alternative, die niemand als Angriff verstehen würde? Und kann man diese Reflexionsfähigkeit (die du so treffend beschreibst) nicht voraussetzen bei Erwachsenen? In dem Moment kommt diese Deklarierung von Kampfbegriff aus einer Ecke, die einfach reißerisch sein will.
Für mich ist das, das Imperativ-Paradox. Ein Mann wie Kant hat es geschafft den Kategorischen Imperativ zu entwickeln, aber er hat es nicht geschafft Rassentheorien zu hinterfragen und sie sogar zu bestärkt? Thierse ist so selbstbewusst in seiner Position, aber er schafft es nicht einen neuen Ansatz, neue Perspektiven anzunehmen? Schuld daran ist doch nicht allein der „falsche“ Begriff.