Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Als wenn wir grad irgendwo bei 90% Gerechtigkeit wären und nicht eher bei 2…

Du empfindest das deutsche Rechtssystem zu 2% gerecht?
Das ist krass.

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Wie wäre es, wenn du bei der Zone des Rechtsystems bleibst, von der die ganze Zeit die Rede war, anstatt abzulenken?

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Was soll diese Unterstellung? Ich habe nachgefragt, ob das wirklich so ist.
Lass diese Angriffe doch einfach.

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Das Rechtssystem… Wie wäre es denn, wenn der erste Schritt schon mal gegeben wäre? Der Artikel ist von 2019, wer aber meint, dass sich das nun gebessert hat.

Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat in seiner neuen Publikation Daten und Erhebungen der Jahre 2014 bis 2016 ausgewertet. „Von Hundert Frauen, die vergewaltigt werden, erlebt nur etwa eine einzige eine Verurteilung“, hat er herausgefunden. „Das liegt daran, dass 85 Prozent der Frauen keine Anzeige machen, und dann gibt es folglich auch keine Verurteilungen. Und von den 15 Prozent die übrig bleiben, werden letztendlich nur 7,5 Prozent der Täter verurteilt. Das ist indiskutabel.“

Warum werden so viele Vergewaltigungen nicht angezeigt? Bleiben wir doch mal beim Thema, welches ich oben angesprochen hab, statt schon wieder drei Schritte voranzugehen, um diese Punkte zu vermeiden. Komischerweise, ähneln sich die Gründe wieder:

"Ich wurde von einem 23-Jährigen vergewaltigt. Ich dachte, er sei mein Freund und wolle mir nichts Böses. Auf einmal kippte an dem Abend die Stimmung, sie wurde immer aggressiver. Schließlich hat er mich vergewaltigt.

Es scheint also nicht immer der „große Unbekannte“ zu sein, wo die Polizei erstmal ermitteln muss, sondern Menschen aus dem näheren oder erweiteren Umfeld. Schwierig.

„Mir wurde damals nicht abgeraten, eine Anzeige zu stellen, ich wurde nur schon darauf hingewiesen, dass es nach einer Anzeige auch anders ausgehen kann, als dass ich mir das vorstelle: dass der Täter eben nicht ins Gefängnis kommt.“

Aha, es wird vorab gesagt - was auch fein ist - dass es wohl keine Erfolgschancen gibt. Das ist nun nicht so, dass das dann so einfach ist dies nochmal durchzugehen. Da hat niemand dem anderen ein Lolli geklaut, sonder eben vergewaltigt. Kommen zu den weiteren Punkt, was dann im Umfeld oder bei größeren Fällen in der Öffentlichkeit passiert. Und es passiert:

Für Sophia ist es bis heute schwierig, dass ihr nicht alle glauben. Dass Frauen bewusst lügen oder die Unwahrheit sagen, komme immer wieder als Argument bei dem Thema, so Kriminologe Pfeiffer: „Nach unserem Kenntnisstand sagt die große Mehrheit der Frauen, rund 80 Prozent, die Wahrheit und denen müssen wir gerecht werden.

Aha, die große Mehrheit sagt die Wahrheit, die bekommt aber auch immer wieder zu hören, dass sie lügt oder das sie es auch wollte. Bitte nicht wieder mit dem Argument kommen, dass eine kleine Minderheit es halt zerstört…

Aber ja, dann muss man halt in der Gesellschaft mit Vergewaltigungsmythen leben… was für Opfer nicht gut ist.

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7,5% von den 15% oder 7,5% aller Vergewaltigungen?

Davon ausgehend:

„Von Hundert Frauen, die vergewaltigt werden, erlebt nur etwa eine einzige eine Verurteilung“

müssten es 7,5% der 15% sein

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Das würde ja bedeuten, dass 20 Prozent der Anzeigen Falschanschuldigungen sind. Das kann aber eigentlich nicht sein. Der Wert wäre ja absurd hoch. Weiß jemand, auf was er sich hier konkret bezieht?

Wenn man bißchen schaut, dann ist es wirklich verwunderlich, auf welchen Zahlen man sich immer stützt. :face_with_raised_eyebrow: Diese 20% bzw. 80% basieren aus Bayern und wurden 2004 erhoben durch Einschätzung von Sachbearbeitern…

Es handelt es sich dabei um die folgende Studie aus dem Jahr 2005: „ Vergewaltigung und sexuelle Nötigung in Bayern – Opferrisiko, Opfer- und Tatverdächtigenverhalten, polizeiliche Ermittlungen, justizielle Erledigung “, die von dem Bayerischen Staatsministerium des Innern in Auftrag gegeben wurde und, wie bereits erwähnt, von der kriminologischen Forschungsgruppe der Bayerischen Polizei ausgeführt wurde. Hauptautorinnen der Studie sind Wiebke Steffen und Erich Elsner. In Kapitel 5 der Studie geht es um eine Sachbearbeiterbefragung3 , deren Ergebnisse letztendlich für genau die Prozentzahlen verantwortlich sind, die von Christian Pfeiffer und Alexander Stevens genannt werden. Im April 2004 wurden im Rahmen der Studie insgesamt 77 Sachbearbeiterinnen befragt und in Kapitel 5.4 „ Schätzungen der Sachbearbeiter zum prozentualen Anteil des Vortäuschens einer Straftattat und der falschen Verdächtigungen an allen Anzeigen gemäß § 177 StGB “ wurden die Ergebnisse dieser Befragung dargestellt. Sieben Personen machten keine Angabe und das Resultat der verbleibenden 70 Personen ergab deutliche Unterschiede in den Schätzungen: Sie lagen zwischen drei und 80 Prozent .4

Das ist schon echt mutig, damit loszuziehen… Alles andere was er sagt, sehe ich aber so.

Finde in dem Link auch ganz interessant, dass in den USA wohl eine Studie festellte, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass ein Mann sexualisierte Gewalt erlebt, statt das er falschbeschuldigt wird. Aber gut, sind wieder Zahlen, müsste auch wieder angucken.

Das habe ich mir gedacht. Komisch, dass der das so raushaut. Das unterläuft ja seine ganze Argumentation und ist nicht plausibel.

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Daher wäre es wünschenswert, wenn man hier mal ein wenig mehr forscht oder prüft. An der Uni Kassel scheint es ein Projekt zu geben.

(Forschungsprojekte)

Dieses Falschbeschuldigten und Lügen kommt mir immer so vor, wie auch andere aktuelle Themen wie Klimawandel oder Corona etc. Das die Welt so aussieht, als ob (nicht angezeigte oder nicht verurteilte) Vergewaltigungen/Vorwürfe auf einer Ebene mit Falschbeschuldigten. Da darf gerne sich Medien oder jeder an die Nase fassen.

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In Football Leaks 2 geht es sehr viel um eine Vergewaltigung durch Cristiano Ronaldo an einer Amerikanerin in Las Vegas.

Das Opfer in diesem Fall ist sofort danach in ein Krankenhaus gefahren, um den Übergriff ärztlich dokumentieren zu lassen. Das ist in Amerika essenziell, um nach so einer Tat ohne Zeugen juristische Argumente zu haben. Das kostet allerdings einen vierstelligen Betrag. Menschen, die diesen nicht aufbringen können, haben keine Chance, das dokumentieren zu lassen.

Insbesondere in sozial schwachen Regionen werden aus diesem Grund viele Übergriffe nicht angezeigt. Wirkt fast wie Kalkül, ist aber sicher nur ein Auswuchs des US-Gesundheitssystems.

Und Menschen, die das nicht konnten, waren in der Vergangenheit dann häufig juristisch im „Unrecht“ und gehen als Falsch-Beschuldigung in die Statistik ein.

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Ja, schlimm ist das.
Ein Gespräch mit einer Freundin vor etlichen Jahren, die mir erzählt hat, dass ihr erst Jahre nach dem Beziehungsende bewusst geworden ist, dass ihr damaliger Freund sie eigentlich einmal Vergewaltigt hat, hat mir da diesbezüglich zum ersten Mal so richtig die Augen geöffnet, wie vielfältig die Gründe sein können, einen Übergriff nicht zu melden.

Dieses Narrativ des Unverständnisses, das man immer wieder liest (meistens von Männern), warum die Opfer nicht gleich zur Polizei rennen ist mir zu MeToo schon sehr übel aufgestoßen.

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Da kommen noch ganz andere Probleme bezüglich dessen hinzu

But due to lack of communication between hospitals and police departments, it may be a while before rape kits are even transferred into police custody—let alone being sent to the lab for testing.

“What often happens is that the kits just sit at hospitals and law enforcement doesn’t pick them up. Or the hospital just doesn’t tell law enforcement that the kits exist. It’s a strange breakdown,” Knecht said.

“We saw that in a hospital in Atlanta where they had thousands of kits that were just sitting there and when they were discovered, people asked, ‘Why are these here?’ and they said, ‘Law enforcement never came and got them.’”

And once the rape kit finally makes it into police custody, “The vast majority of the time, it’s just going to sit on a shelf in an evidence room. I’ve found communities where 90 percent of the kits are just sitting,” Knecht said.

There is no mandatory order in which kits must be tested, so cases that are deemed to have greater importance get bumped to the top of the priority list while “lower priority” cases are pushed aside.

“The person has to kind of ‘mean something’ [in order to have their kit tested],” Knecht said. “We see often that women of color, or women who are disenfranchised or otherwise living on the margins of society, their kits just get put away or sometimes even destroyed.”

According to an investigation by CNN, between 2010 and 2018, 25 law enforcement agencies in 14 states destroyed rape kits in 400 cases before the statutes of limitations expired—usually to make space in evidence rooms.

In den UK sieht es bezüglich derErmittlungen seitens der Polizei auch nicht besser aus.

It stated: “At worst, officers demonstrated explicit victim blaming and lack of belief in the victim, which impacted on the subsequent investigation. For example, victim credibility was often focused on and used to either close or not investigate cases within some forces.”

Academics also found serving officers who “don’t think that [sexual offences] should be a priority for policing”.

“Some stated that they believed that most reports of rape are just examples of ‘regretful sex’, or that if victims presented additional issues, such as mental health problems or alcohol/substance misuse, then this was the victim’s problem and the legal system was not obligated to safeguard them,” states the report.

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Ohne guten Anwalt oder Verbindungen läuft leider nichts im Rechtssystem.

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Die Polizei Rostock hat sogar mal von sich gegeben dass 80% der Vergewaltigungen vorgetäuscht sind (2018)

Kurz darauf hat sie ihre Aussage revidiert, bzw. sie wurden falsch verstanden

Vorgetäuschte Vergewaltigungen: Polizei dementiert Zahl von 80 Prozent | tagesschau.de

in den Fällen ging es nicht nur um Vergewaltigungen (+ sexuelle Belästigung und sexuelle Nötigung) und zudem war die Zahl der generell eingestellten Ermittlungen („weil kein „hinreichender Tatverdacht“ ermittelt werden konnte“)


Hier gab es mal ein Interview wo eine Untersuchung angedeutet wird (2017).
Zum Umgang mit Vergewaltigungsvorwürfen - Aussage gegen Aussage | deutschlandfunkkultur.de

Püschel: „Wir haben kürzlich eine Untersuchung gemacht, da ging es allerdings nur um sehr junge Opfer, und da hatten wir das Verhältnis in etwa so: Ein Drittel der Fälle nach unserer Einschätzung nicht sicher, eher vorgetäuscht, bei einem Drittel wissen wir nichts, das können wir letztlich nicht beurteilen, und ein Drittel ganz offensichtlich sexueller Übergriff, so wie es das Opfer sagt.“

da ist die Rede von 1/3 der Fälle.


Es ist aber weder die genaue Studie bekannt, noch was dort steht
Püschel selbst geriert später in die Schlagzeilen wegen seiner Ansichten zu Covid. (und zuvor schon zur Befürwortung des Brechmitteleinsatzes bei Drogendelikten, obwohl dabei Personen starben - aber das nur nebenbei)

Beides wird ganz oft zitiert. Ist auch einer der ersten Suchergebnisse.


In den USA wird ganz oft eine britische Studie von 1981 zitiert (Steward). Dort wurde festgestellt dass 90% der Anschludigungen falsch sind. Die Studie von Maclean (1979) stellte fest dass 47% der Anschuldigungen falsch sind

Die werden im angloamerikanischen Raum wenn für eine bestimmte Sache argumentiert wird quasi immer an erster Stelle zitiert

Dabei hatte Steward nur 18 Fälle als Stichprobe. Maclean immerhin 34 Fälle.
Die Beurteilungskritirien bei beiden sind aber schon eh speziell. Mal ein Beispiel. Maclean stufte eine Anzeige als falsch ein, wenn die Frau kein zersausten Haar hatte.

Und Steward schrieb mal bei einer Beurteilung dass es eine Falschaussage war weil „es völlig unmöglich war, dass sie ihre extrem enge Unterwäsche gegen ihren Willen von ihrem extrem großen Körper entfernt hatte“

Auf die beiden Studien stutzen sich z.b. auch Fox-News und co. Damit ihr wisst bei der nächsten Diskussion was dort immer zitiert wird.

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In Abtrennung davon mal wirklich zitierfähige Studien zu Falschbeschuldigungen bei Vergelwatigungen/sexuellem Missbrauch


Von 2009 mit Zeitraum von 2001-2007, in der europaweit qualitativ (100 Fälle insgesamt) und quantitativ (Polizeistatistikzeitreihen) Fälle betrachtet wurden.

Aus dem Deutschland Länderbericht
https://www.frauenrechte.de/images/downloads/hgewalt/EU-DAPHNE_Strafverfolgung_von_Vergewaltigung_Laenderbericht_Deutschland.pdf

„Entgegen der weit verbreiteten Stereotype, wonach die Quote der Falschanschuldigungen bei Vergewaltigung beträchtlich ist, liegt der Anteil bei nur 3%. Auch in anderen Ländern ist das Problem der Falschanschuldigung marginal und rangiert zwischen 1-9%. Diese Ergebnisse kontrastieren die bei der Polizei und bei den Justizbehörden weit verbreitete Auffassung, dass Falschanschuldigungen eine groβes Problem bei der Strafverfolgung von Vergewaltigung darstellen“

In England wurden 2010 mal knapp 1400 Fälle untersucht und 11,8% waren „no crime“ (entweder festgestellte Falschbeschuldigungen oder zurückgenommene Anzeigen)
https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/214970/sexual-offending-overview-jan-2013.pdf

In einer noch größeren Studie von 2643 Fällen in Großbritannien stellte Kelly 2005 fest, dass insgesamt 2,5% Falschaussagen seien. Die Polizei selbst hatte 8,2% der Fälle als falsch eingestuft, wobei dort z.B. auch Fälle von mental kranken Personen enthalten waren denen man nicht geglaubt hat. Fast man die Kriterien aber enger, so dass nur Aussagen wo es einen starken Verdacht der Falschaussge gab, waren es 2,5%

„Das Ausmaß falscher Anschuldigungen wird sowohl von den Polizeibeamten als auch von den Staatsanwälten überschätzt, was zu einer Kultur der Skepsis und damit zu einer schlechten Kommunikation und einem Vertrauensverlust zwischen den Beschwerdeführern und der Polizei führt. . . . Es gibt Anzeichen für unzureichende Ermittlungen und ein mangelhaftes Rechtsverständnis, und in einigen Fällen haben Polizei und CPS den Schwerpunkt ausschließlich auf diskreditierende Merkmale gelegt. . . . Die Einstufung der Fälle durch die Polizei ist innerhalb und zwischen den Einsatzgebieten uneinheitlich.“

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Vielleicht auch passend. Denn gerade solche Fälle und wie sie in der Öffentlichkeit behandelt werden, kreieren ein Umfeld, welches es für Opfer von sexueller/häuslicher Gewalt noch schwieriger macht, ihre Peiniger öffentlich zu benennen.

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Da würde mich interessieren, wie die Werte für falsche Anschuldigungen ermittelt werden. Genauso wie es schwierig ist, eine Vergewaltigung gerichtsfest nachzuweisen, ist es ja oft unmöglich, vorgetäuschte Fälle festzustellen. Wenn Aussage gegen Aussage steht, keine Beweise in irgendeiner Form vorhanden sind und auch kein Beteiligter offensichtlich unglaubwürdige Aussagen tätigt.

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18 und 34 Fälle als Grundlage. Solche Zahlen werden weiter und weiter getragen… Schon erschreckend. Wenn dir das dann bei Diskussionen um die Ohren geworfen wird, Zahlen, Statistiken und alles akzeptiert man schnell.

Ich kann bei jedem nachvollziehen, der sich nicht traut zur Polizei zu gehen oder sich noch denkt, dass man selbst etwas falsch gemacht hat. Das ist natürlich der falsche Weg, aber wenn sich jemand öffnet, muss diese Person leider auch damit rechnen, dass einem so etwas um die Ohren geworfen wird.

Für mich ist es immer eine Art von Hohn, wenn als erstes was man zu solchen Themen liest, dann ist „Warten wir mal ein Urteil ab“ (wenn es oft gar nicht dazu kommt) oder "Aussage gegen Aussage, was ist wenn das Opfer lügt…"Daher fand ich „Promising Young Woman“ auf der ein oder anderen Weise interessant, da man dort genau solche Themen aufgegriffen hat.

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