Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Das Thema mit dem Kapitalismus und Feminismus hatten wir ja hier auch schon.
Da merkt man wieder wie stark solche Dinge ineinandergreifen.

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Theoretisch könnte das jetzt schon durch den Strafbestand Beleidigung abgedeckt sein. Zumindest vom reinen Gesetzestext. Allerdings ist die Rechtssprechung aktuelle sehr nachsichtig wenn es um Beleidigung geht und rechtfertigt Aussagen oft mit Meinungsfreiheit.

Bin eigentlich auch gegen neue Gesetze, die eigentlich bereits von vorhandenen Straftatbeständen umfasst sind. Und ja, vieles, was bei dem Hashtag genannt wird, könnten Gerichte bereits heute unter Beleidigung subsummieren (zB das im Video genannte Beispiel der „geilen Beine“, was durchaus einen über das Kompliment hinausgehende Bedeutung hat).

Hauptproblem ist mehr, dass das geforderte auf ein Erfolgsstrafrecht hinauszielt, also die innere Tatseite unbeachtet bleibt und es rein auf die Außenwirksamkeit gehandhabt wird. Was zur Folge hat, dass zB in Österreich sämtliche (!) Aussagen, welche irgendwie Richtung Wiederbetätigung fallen (auch wenn sie bewusst satirisch verfasst wurden) theoretisch unter die Wiederbetätigungsparagraphen fallen (meines Wissen, dass der einzige Erfolgstatbestand in Österreich). Dazu noch Strafdrohungen bis mehrere Jahre Freiheitsstrafe, Gerichtsverfahren zwingend vor einem Geschworenengericht.

Was auch zu gewissen Problemen in der ganzen Sache führt, wenn es darum geht Jugendliche, die doofes sagen, zu bestrafen, weil die Strafen dermaßen drakonisch sind, dass du kaum Geschworene findest, welche die Angeklagten deswegen zu Freiheitsstrafen verurteilen wollen. Eigentlich bestes Beispiel, wie drakonische Strafen gerade das Gegenteil von dem bewirken, als sie eigentlich sollen. Afaik versuchen in solchen Fällen auch die meisten Staatsanwälte auf Bestrafung im Diversionsweg - Besuche in Mauthausen, Sozialarbeit bei entsprechenden NGOs - und soll das weit besser wirken als die im Gesetz bei einem Schuldspruch vorgesehen Gefängnisstrafen.

Vor allem das es bekannt ist, dass jene, die verurteilt wurden, dies auch nutzten, um sich noch mehr zu radikalisieren, noch mehr herumzuschreien „Meine Meinung wird unterdrückt“, etc.

Es ist schwierig. Meiner Meinung sollte eher verstärkt darauf hingewiesen werden, dass diese Sachen schon heute strafbar sind. Den Personen, die das anzeigen, das Gefühl geben, dass sie Ernst genommen werden. Dass gegen die Täter*innen ermittelt wird. Dass das Recht auf „freie Meinung“ (bzw. „Anmachen“) nicht beinhaltet, dass sich das Gegenüber als Sexualobjekt reduziert wird. Das Denken ändern.

Einer neuer Strafbestand, tragt da - meine Meinung - weniger dazu bei.

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Man kommt halt auch irgendwann an die Grenze was man als Mensch halt aushalten muss und man jemanden zumuten kann. Und diese Grenze ist da meiner Meinung nach erreicht.

Meinst du das jetzt nur im Bezug auf Catcalling oder generell was Beleidigung angeht?

Aber ist es nicht von Vorteil, wenn man als Übersetzerin der Autorin einigermaßen entspricht - vom kulturellen Hintergrund, vom Alter, von der Gesellschaft, in der wir leben - und man so ein anderes Verständnis für den Text entwickeln kann?

Biermann: Nein, das glaube ich überhaupt nicht. Texte sind nicht durch irgendeine Lebenserfahrung, durch eine kulturelle Brille ein für allemal zu verstehen. Dazu braucht es sehr viel mehr. Man muss auch eine ganze Menge Ahnung von der Umgebung von Texten haben, der historischen Umgebung zum Beispiel. Gerade Amanda Gorman zitiert und und referenziert alles Mögliche aus amerikanischer schwarzer wie weißer Kultur. Das muss man drauf haben. Das kann man nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln und es besser können, bloß weil man dieselbe Hautfarbe wie die Autorin hat. Das ist ein Trugschluss.

In den Niederlanden hat die Übersetzerin selbst zurückgezogen, in Katalonien ist der Übersetzer rausgeworfen worden. In Deutschland hat man einen Kompromiss gefunden: Man hat drei Frauen drangesetzt: eine Schwarze, eine Muslimin und eine ausgewiesene Übersetzerin. Da ist man fein raus, oder?

Biermann: Wemgegenüber ist man da fein raus? Denen, die das Geschäft mit dem Identitätsspiel machen, sicherlich. Man hat keine Angriffsfläche geboten, man hat zugkräftigen Namen genommen. Kübra Gümüsay ist natürlich berühmt, die dann auch mitzieht, und Strätling ist eine hervorragende Übersetzerin - aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man zu dritt Gedichte übersetzen kann. Wir werden sehen, was dabei herauskommt, aber ich bin da skeptisch. Ich finde, das ist mit der Wurst nach der Speckscheibe geworfen. Übersetzen ist eine mimetische Kunst, das heißt, ich muss mich anverwandeln können. Und das geht nur, wenn ich jemand anderes bin. Ich darf ja gerade nicht identisch sein, weil ich mich dann nicht mehr anverwandeln kann. So eine Identität existiert nicht. Mit diesem Begriff „Identität“ wird für meinen Geschmack viel zu viel Schindluder getrieben.

Das findet aber auch auf anderen Feldern statt: Bei der Verfilmung von „Unorthodox“ für Netflix heißt es: Die Schauspielerin muss eine Jüdin sein, um eine jüdische Protagonistin zu spielen. Ist das nicht ein richtiger Anspruch?

Biermann: Das ist genau die richtige Richtung, die das kriegen muss. Leute, egal welchen Geschlechts, egal welcher Hautfarbe, müssen gleichermaßen beteiligt werden an diesem kleinen Geschäft namens Übersetzten. Das ist nun auch keine Machtposition, die wir haben. Natürlich müssen die Zugang dazu haben, und dafür müssen wir auch kämpfen. Das tun wir auch, egal welcher Hautfarbe wir sind. Aber man kann das nicht damit eins zu eins setzen, dass man identisch sein sollte. Das ist Quatsch, das ist absurd, das ist surreal.

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https://www.zeit.de/2021/09/pressefreiheit-journalismus-gesellschaft-spaltung-politik/komplettansicht

Die Freiheit der Medien ist bedroht. Auch von einer Seite, von der man es nicht erwartet hätte.
Ein Kommentar von Giovanni di Lorenzo

[…] Einschüchternder für die Arbeit ist vermutlich eine andere Entwicklung, für die relativ kleine Gruppen von Akademikern und Aktivistinnen verantwortlich sind, die aber eine enorme Wirkungsmacht entfalten, weil sie viel Resonanz und manchmal auch Sympathie in einigen Medien finden: Sie geht von einer amerikanischen Bewegung aus, die im Namen der inzwischen überwiegend negativ besetzten Political Correctness und mit Blick auf die größer werdende Diversität von Gesellschaften mehr Respekt, Teilhabe und Fürsorge einfordert. Das sind Ziele, mit denen sich eine liberale Zeitung wie die ZEIT voll und ganz identifizieren kann.

Das Problem sind die Auswüchse, die sich mit dem Reizwort Identitätspolitik verbinden und in Amerika zum Beispiel so aussehen: Eine weiße Food-Kolumnistin der New York Times (NYT) gerät in einen furchtbaren Shitstorm, weil sie als Weiße zwei Frauen mit asiatischen Wurzeln kritisiert hatte. Sie musste einen mitleiderregenden Kotau leisten, was ihr aber nichts nutzte. Ihre Kolumne wurde abgesetzt, sie kündigte.

Ein weltberühmter US-Basketballer traute sich nicht, in der ZEIT einen ergreifenden Nachruf auf einen verstorbenen Kollegen zu veröffentlichen, weil er befürchtete, als Weißer dafür kritisiert zu werden, über einen Schwarzen geschrieben zu haben. Ein Akt vorauseilender Selbstzensur.

Jetzt hat es einen der profiliertesten Wissenschaftsjournalisten der Vereinigen Staaten erwischt, wieder bei der NYT. Donald McNeil hatte bei einer vor Jahren von seiner Zeitung veranstalteten Schülerreise indirekt das N-Wort benutzt, indem er es als Zitat in eine Diskussion einbrachte. Nach einer umfassenden Entschuldigung gewährte ihm der Chefredakteur zunächst das Gnadenbrot – weil er ohne böse Absicht gehandelt habe. Dagegen liefen aber nicht etwa irgendwelche repressiven Mächte aus Politik, Wirtschaft oder Kirche Sturm, sondern 150 der weit über tausend Angestellten der Zeitung. Chefredakteur und Herausgeber der NYT knickten ein und drängten McNeil nach 45 Jahren aus der Redaktion. Das geschah bei der wichtigsten Zeitung der Welt, der Meinungsvielfalt – ein Wesenszug des Liberalen – und Überparteilichkeit bislang heilig waren.

Bei diesem Kulturkampf geht es um Fragen, die das Selbstverständnis aller freien Medien berühren: ob im Prinzip schützenswerte Minderheiten auch Mehrheiten majorisieren dürfen, ob Haltung zur Gesinnung erstarren kann, wann die Tugend der journalistischen Einordnung in Belehrung und Missionierung umschlägt. Und nicht zuletzt geht es darum, ob man Menschen nicht auch einen Fehler verzeihen kann.

Die New York Post, ein lokaler Konkurrent der NYT, berichtete, knapp die Hälfte der Journalistinnen und Journalisten bei der NYT habe inzwischen Angst, zu schreiben, was sie denkt. Solche Vorbehalte gibt es nicht erst seit dem Fall McNeil. Aber hier zeigt sich besonders eindringlich, wie gefährlich ein rein parteiliches Verständnis von Journalismus ist. Wie soll man einem Medium vertrauen, dessen eigene Angestellte glauben, dass man gewisse Sichtweisen lieber nicht äußert?

https://www.zeit.de/2021/11/identitaetspolitik-rassismus-soziale-gerechtigkeit-intersektionalitaet/komplettansicht

Im Sommer 2018 behauptet eine schwarze Studentin, in der Cafeteria ihres Colleges in Massachusetts von einem Hausmeister rassistisch eingeschüchtert worden zu sein. Der Hausmeister hatte sie gefragt, was sie dort tue. „Alles, was ich getan habe, war, schwarz zu sein“, so die Studentin. Dies habe ausgereicht, um nicht nur ihre Anwesenheit am College, sondern ihre Existenz schlechthin infrage zu stellen. An dem Elite-Frauencollege (Jahresgebühr 78.000 Dollar) brach Empörung aus. Die Präsidentin entschuldigte sich in aller Form, bezichtigte den Hausmeister des Rassismus und beurlaubte ihn. Erst jetzt, vor wenigen Tagen, berichtete die New York Times, wie die Geschichte weiterging: Der eingehenden Untersuchung durch ein Rechtsanwaltsbüro zufolge hatte die Studentin in einem Raum Platz genommen, der für eine anstehende Veranstaltung gesperrt worden war. Darauf hatte der Hausmeister sie aufmerksam gemacht. Anhaltspunkte für eine rassistische Behandlung fand der Bericht nicht.

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Eine Perspektive aus Großbritannien:

Donnerstag wurde bekanntgegeben, dass die BBC Comedy-Show The Mash Report abgesetzt wird, weil sie zu regierungskritisch und gegen den Brexit war (übrigens, ein regelmäßiger Gast in der Show ist ein rechts-konservativer pro-Brexit Comedian, was sonst kaum passiert). The Mash Report ist eines der reichweitenstärksten Programme der BBC und erreicht auch jüngere Zielgruppen, weil Inhalte viel auf social media geteilt werden. Der neue Generaldirektor der BBC hatte angekündigt, den „left-wing bias“ auszumerzen. Er ist übrigens u.a. ein hochrangiger Spender der Tory-Partei und ehemaliger Berater von Boris Johnson.


Nächste Woche wird dem Parlament ein Gesetzesentwurf vorgelegt, entworfen von Innenministerin Priti Patel. Darin werden die Richtlinien für Demonstrationen und Proteste grundlegend geändert. Rechtmäßige Demonstrationen können dann von der Polizei aufgelöst werden, sobald sich irgendjemand in Hörweite davon gestört fühlt (was wohl insbesondere für Demos vor dem Parlamentsgebäude nicht schwer sein dürfte zu erreichen). Desweiteren können Leute verhaftet und verurteilt werden, selbst wenn sie nicht mitbekommen, dass die Versammlung aufgelöst ist. Und das Innenministerium räumt sich das Recht ein, einen wichtigen legalen Begriff nach eigenem Gutdünken zu interpretieren. Damit hätte die Regierung komplette Kontrolle, unliebsame Demonstrationen aufzulösen (Hinweis: Johnsons Regierung hat im Parlament die absolute Mehrheit).

Content warning: Gewalt, Femizid

Letzte Woche verschwand eine junge Frau, Sarah Everard, in London auf dem Heimweg, tragischerweise wurde ihre Leiche später aufgefunden. Verhaftet und wegen Mordes angeklagt wurde ein Polizist der Metropolitan Police Force, der Fall hat eine massive Diskussion über Sicherheit von Frauen, aber auch trans und non-binary Menschen ausgelöst. Für heute Abend wurde eine Mahnwache „Reclaim the Streets“ organisiert, die aber von der Polizei verboten wurde. Wie zu erwarten, haben sich trotzdem Menschen versammelt, nun aber natürlich ohne ausreichende Coronamaßnahmen. Die Polizei hat darum die Mahnwache soeben mit Gewalt aufgelöst. Das Denkmal für Sarah wurde dabei zerstört.

Nun fragt man sich vielleicht, wo sind die ganzen Menschen, die sich sonst so für die Redefreiheit einsetzen? Sie sollten doch lautstark gegen diese Einschränkungen kämpfen oder zumindest eine Meinung haben? Nein, die haben zurzeit einen anderen wichtigen Punkt: Die University of Manchester empfiehlt in ihrem style guide, die Worte „Eltern und Erziehungsberechtigte“ anstatt „Mutter und Vater“ zu verwenden (machen übrigens alle Schulen seit Jahrzehnten, verständlicherweise). Und DAS ist die wahre cancel culture and wokeness/wokery gone mad!

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Ein bisschen widerspricht sie sich, man soll sich Auskennen, aber nicht über den Kulturkreis, man soll Nachahmen aber dann doch wissen. Auch bleibt die Frage warum bei so einem wichtigen Thema wie Rassismus, PoC, ect. nicht einer Person eine Chance geben sollte, die es aufgrund ihres Hintergrundes schwere hat in eine Position zu kommen in der man sie zuerst fragt.
Und man fragt sich auch ob man nicht erst die Übersetzung der drei Frauen abwarten soll, eh man ihr können in Zweifel zieht.

Auch der Seitenhieb zu Unorthodox wirkt etwas dünn, wenn man sieht was für eine tolle Leistung Shira Haas abgeliefert hat und auch in anderen Filmen zeigt. Sie vergisst auch um was für verschlossenen Kultur es geht, da ist es immer leichter eine Person zu nehmen sie spielen kann und sich damit Auskennt. Schon allein weil bei Netflix Zeit ist Geld zählt und das Projekt wohl nicht zustande gekommen wäre, wenn man die Hauptdarstellerin erstmal 6 Monate zum lernen in eine jüdische Gemeinde schickt.

Der Artikel von di Lorenzo wurde bei Piratensender Powerplay angemessen verrissen:

Diese Verbindungen zwischen Medien und Politik ist ein beunruhigendes Muster. Siehe Trump und Fox.

Ich frage mich, ob das alles Konsequenzen unserer Medienkultur sind. Wie wir konsumieren, was wir konsumieren und das wir so wenig darüber lernen Medien-Inhalte kritisch zu dekodieren, wie bei jeder Quellenkritik. Wie sich das noch entwickelt wirft für mich viele Fragen auf… Auch in welche Historie das Verhältnis zwischen Medien Einfluss und Politik so bildet. (Und die Niederlande haben auch Wahlen mit dieser starken Spaltung.)

Ich wüsste jetzt gar nicht wie es um House of Commons und Lords steht und was gerade Schottlands Position dazu ist, würde mich noch interessieren.

Dieser Post über Sarah Everard geht auch gerade ziemlich viral, mit einer simplen und zugleich ernsten Botschaft, die jede Frau kennt:
sie hat dazu einen Text verfasst, die ziemlich viele berührt hat. Mich auch.

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Man hat diese Woche so viele Horrorgeschichten gelesen und denkt sich „Puh, so was habe ich zum Glück nicht erlebt“. Und dann fällt einem ein, dass diese eine Situation ja doch schon recht traumatisierend war und wie man in einer anderen fast nach Hause gerannt ist. Da merkt man dann, wie man gewisse Ängste schon so normalisiert hat, dass sie fast alltäglich sind. Marina Hyde hat es in ihrer Kolumne (die immer großartig ist) auf den Punkt getroffen. Sie beschreibt, wie sie diese Woche von einem Mann am helllichten Tag auf dem Weg zur Schule ihres Kindes beschimpft und die Straße hinunter gejagt wurde. Nicht zum ersten Mal und nicht zum letzten Mal, wahrscheinlich.

The Mash Report ist da ein bisschen leichtere Kost. Nicht jedermanns Geschmack, trifft auch nicht immer meinen, aber ich mag Nish Kumar einfach total :blush:. Hoffentlich findet sich ein anderer Sender.

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Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um Frauen den Weg alleine nach Hause vor allem nachts sicherer zu machen? Was würdet ihr von den Entscheidungsträgern und Mitmenschen fordern?

Programme zur Aufklärung über toxische Maskulinität, vor allem in Schulen und für Eltern. Mehr Ressourcen zur Verhinderung von häuslicher Gewalt. Eine Polizei und eine Justiz, die Beschwerden und Anzeigen nachverfolgen anstatt alles im Papierkorb verschwinden zu lassen. Eine Kultur, die Menschen dazu auffordert, Belästigungen zu erkennen, anzuprangern und vor allem einzuschreiten.

Das wären so meine ersten Gedanken.

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Ausschnitt

Die Folgen des aktuellen Identitätskampfes sind: Selbstkontrolle, Zensur, vorauseilende Schmierigkeit von Wohlmeinenden, moralische Überlegenheitsgefühle von Leuten, die sonst nichts haben, und mehr Trennung als das Schaffen von Gemeinsamkeit.
Ein Beispiel. Als ich vor zwei Jahren mit drei schwarzen Musikern aus England zusammen auf Tour war, wurde ich von einem wohlmeinenden jungen Mann gefragt, ob ich mir jetzt die Kultur der schwarzen Musiker angeeignet hätte. Sofort hatte ich, eine weniger benachteiligte Minderheit – weiße Frau unklarer Zugehörigkeit zu allen möglichen anderen Randgruppen – ein schlechtes Gefühl.
Einer der schwarzen Musiker fragte den jungen Wohlmeinenden dann, was der für eine rassistische Scheißfrage gestellt hätte, die es ihnen als schwarzen Musikern absprach, freiwillig mit mir zusammenzuarbeiten.

Ausschnitte

[…] I have learned that one of America’s favorite advice books of the moment is actually a racist tract. Despite the sincere intentions of its author, the book diminishes Black people in the name of dignifying us. This is unintentional, of course, like the racism DiAngelo sees in all whites. Still, the book is pernicious because of the authority that its author has been granted over the way innocent readers think.

She operates from the now-familiar concern with white privilege, aware of the unintentional racism ever lurking inside of her that was inculcated from birth by the white supremacy on which America was founded. To atone for this original sin, she is devoted to endlessly exploring, acknowledging, and seeking to undo whites’ “complicity with and investment in” racism. To DiAngelo, any failure to do this “work,” as adherents of this paradigm often put it, renders one racist.

An especially weird passage is where DiAngelo breezily decries the American higher-education system, in which, she says, no one ever talks about racism. “I can get through graduate school without ever discussing racism,” she writes. “I can graduate from law school without ever discussing racism. I can get through a teacher-education program without ever discussing racism.” I am mystified that DiAngelo thinks this laughably antique depiction reflects any period after roughly 1985.

DiAngelo’s depiction of white psychology shape-shifts according to what her dogma requires. On the one hand, she argues in Chapter 1 that white people do not see themselves in racial terms; therefore, they must be taught by experts like her of their whiteness. But for individuals who harbor so little sense of themselves as a group, the white people whom DiAngelo describes are oddly tribalist when it suits her narrative. “White solidarity,” she writes in Chapter 4, “requires both silence about anything that exposes the advantages of the white population and tacit agreement to remain racially united in the protection of white supremacy.” But if these people don’t even know whiteness is a category, just what are they now suddenly defending?

We must consider what is required to pass muster as a non-fragile white person. Refer to a “bad neighborhood,” and you’re using code for Black ; call it a “Black neighborhood,” and you’re a racist; by DiAngelo’s logic, you are not to describe such neighborhoods at all, even in your own head. You must not ask Black people about their experiences and feelings, because it isn’t their responsibility to educate you. Instead, you must consult books and websites. Never mind that upon doing this you will be accused of holding actual Black people at a remove, reading the wrong sources, or drawing the wrong lessons from them. You must never cry in Black people’s presence as you explore racism, not even in sympathy, because then all the attention goes to you instead of Black people. If you object to any of the “feedback” that DiAngelo offers you about your racism, you are engaging in a type of bullying “whose function is to obscure racism, protect white dominance, and regain white equilibrium.”

And herein is the real problem with White Fragility . DiAngelo does not see fit to address why all of this agonizing soul-searching is necessary to forging change in society. One might ask just how a people can be poised for making change when they have been taught that pretty much anything they say or think is racist and thus antithetical to the good. What end does all this self-mortification serve? Impatient with such questions, DiAngelo insists that “wanting to jump over the hard, personal work and get to ‘solutions’” is a “foundation of white fragility.” In other words, for DiAngelo, the whole point is the suffering. And note the scare quotes around solutions , as if wanting such a thing were somehow ridiculous.

A corollary question is why Black people need to be treated the way DiAngelo assumes we do. The very assumption is deeply condescending to all proud Black people. In my life, racism has affected me now and then at the margins, in very occasional social ways, but has had no effect on my access to societal resources; if anything, it has made them more available to me than they would have been otherwise. Nor should anyone dismiss me as a rara avis. Being middle class, upwardly mobile, and Black has been quite common during my existence since the mid-1960s, and to deny this is to assert that affirmative action for Black people did not work.

In 2020—as opposed to 1920—I neither need nor want anyone to muse on how whiteness privileges them over me. Nor do I need wider society to undergo teachings in how to be exquisitely sensitive about my feelings. I see no connection between DiAngelo’s brand of reeducation and vigorous, constructive activism in the real world on issues of import to the Black community. And I cannot imagine that any Black readers could willingly submit themselves to DiAngelo’s ideas while considering themselves adults of ordinary self-regard and strength. Few books about race have more openly infantilized Black people than this supposedly authoritative tome.

Or simply dehumanized us. DiAngelo preaches that Black History Month errs in that it “takes whites out of the equation”—which means that it doesn’t focus enough on racism. Claims like this get a rise out of a certain kind of room, but apparently DiAngelo wants Black History Month to consist of glum recitations of white perfidy. This would surely help assuage DiAngelo’s sense of complicity in our problems, but does she consider what a slog this gloomy, knit-browed Festivus of a holiday would be for actual Black people? Too much of White Fragility has the problem of elevating rhetorical texture over common sense.

White Fragility is, in the end, a book about how to make certain educated white readers feel better about themselves. DiAngelo’s outlook rests upon a depiction of Black people as endlessly delicate poster children within this self-gratifying fantasy about how white America needs to think—or, better, stop thinking. Her answer to white fragility, in other words, entails an elaborate and pitilessly dehumanizing condescension toward Black people. The sad truth is that anyone falling under the sway of this blinkered, self-satisfied, punitive stunt of a primer has been taught, by a well-intentioned but tragically misguided pastor, how to be racist in a whole new way.

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Der Beitrag von Sybille Berg gefällt mir sehr. Das Highlight kommt für mich am Ende:

Ach, und als Erinnerung an mich (und Sie): Hauen Sie ab aus den sozialen Medien, verplempern Sie ihre Lebenszeit nicht mit Hetze und Gebrüll, mit Diskussionen, die im Nichts enden. Soziale Medien taugen nur zu einem: Unsere Daten abzuziehen, und die Massen mit Quatsch beschäftigt zu halten.

Auch wenn ich diesem Rat nicht immer folgen kann, so drängt er sich seit einer Weile immer mehr in den Vordergrund.

Wäre es da nicht auch ein guter Ansatz gewesen, die Übersetzung von Marieke Lucas Rijneveld abzuwarten, bevor sie öffentlich dafür kritisiert wird, diesen Job angenommen zu haben? Zumal Gorman selbst über die Wahl anfangs wohl sehr erfreut gewesen sein soll.

Andererseits war ihr Rücktritt freiwillig, was natürlich wieder auf viele Weisen interpretiert werden kann (schnelle Einsicht, Angst vor weiterer schlechter Presse, keine neutrale Bewertung mehr möglich).

Da der erste spanische Übersetzer eigentlich schon fertig war, würde mich auch mal die Unterschiede zwischen seiner und der dann entstehenden offiziellen Übersetzung interessieren.

Das ist aber eigentlich auch sehr schade, denn jede Übersetzung ihrer Werke wird immer die Übersetzenden in der Vordergrund rücken. Das Werk selbst tritt in den Hintergrund. Das beißt sich auch mit meinem Kunstbegriff, bei dem ein Werk auf mich wirken soll, ich aber dabei nicht im Hinterkopf haben will, nicht das Kunstwerk zu rezipieren sondern dessen Wirkung auf jemand anderen. Aber diesen Makel haben Übersetzungen wohl immer.

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In diesem Zusammenhang fällt mir gerade die Frage ein ob Übersetzungen eigentlich nicht immer auch eine Art von kultureller Aneignung sind? Ich meine jede Sprache trägt einen nicht kleinen Beitrag zur jeweiligen Kultur bei. Die Übersetzung verfälscht zwangsläufig, weil durch, teils kleine, teils größere andere Wortbedeutungen, einfach niemals eins zu eins übersetzt werden kann. Und damit eignet sich doch die Kultur der Sprache in die übersetzt wird den Teil der Kultur der Ursprungssprache an, oder sehe ich das völlig falsch?

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Ich gebe dir recht, dass eine Übersetzung immer etwas verändert.

Als kulturelle Aneignung würde ich das aber nicht sehen, denn niemand gibt ein bestehendes Werk als etwas neues, eigenes aus. Wenn ich ein Stephen-King-Buch auf deutsch lese, dann weiß ich immer noch wer der eigentliche Autor der Geschichte ist. Er steht im Kladdentext mit Bildchen und sein Name prangt auf dem Cover, während der Übersetzer irgendwo zwischen Titelblatt und Inhaltsverzeichnis zwischen der Auflage und der Adresse des Verlags steht.

Was eher passen würde sind Hollywood-Neuverfilmungen von erfolgreichen fremdsprachigen Filmen, wie z. B. Oldboy oder die glorreichen Sieben. Da ist es dem Publikum häufig ohne Recherche gar nicht bewusst, dass sie eigentlich ein Remake sehen.

Hmm verstehe was du meinst und gebe dir tendenziell auch recht aber könnte man nicht das:

auch darauf übertragen, dass jemand der beispielsweise Kleidung oder Frisuren trägt, die nicht aus dem eigenen Kulturkreis kommt auch nicht zwangsweise behauptet das wäre seine „Erfindung“?

Das ist richtig, aber aus einer Frisur oder einem Kleidungsstück geht der Ursprung ja nicht automatisch hervor. In meiner Kindheit war mir zum Beispiel gar nicht bewusst, dass der Iro keine Erfindung der Punks war.

Das sehe ich persönlich aber ziemlich wertfrei. Ich sehe in der Aneignung von Frisuren oder Kleidungsstücken kein Nachteil für irgendwen.