Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

das hatten wir hier auch schon häufiger: es gibt keine Übersetzung für People of Color

es ist für einige verwirrend, kann ich verstehen

es ist auch keine Übersetzung für Schwarz
es ist auch ein Problem, dass bei Synchronisationen diese Fehler auftauchen - wie in der Michelle Obama Doku, Becoming oder Dear White People - dort wurde Black mit „farbig“ übersetzt und das geht echt nicht… daher find ich es schon wichtig dieses Missverständnis auszuräumen - „farbig“/ „Farbige“ kommt aus der Rassentheorie und wird abgelehnt

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Das halt für mich auch eher wieder so ein semetisches Spiel. Wie gesagt, ich komme da eher aus der amerikanischen Richtung mit People of Colour. Da muss ich mich wahrscheinlich jedes Mal rechtfertigen und es erklären, aber so ist es mir lieber.

Black mit farbig zu übersetzen finde ich auch falsch. Für mich ist halt People of Colour farbig. Man muss farbig dann auch amerikanisch und kolonial einordnen.

Genau so wie ich es immernoch verwirrend finde das im englischen weiterhin von Race gesprochen wird ( wie hispanic, asian, caucasian) oder warum es Rass-ismus heisst obwohl es keine Rassen gibt. Man spricht ja auch von Sexismus aufgrund des Geschlechts (engl. Sex)

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Das ist ein super Beispiel für das was ich hier neulich geschrieben habe, nämlich dass Übersetzungen aufgrund verschiedener Wortbedeutungen oder gar aufgrund fehlender passender Worte an teils sensiblen Stellen wie hier immer schwierig sind.

Im deutschen gibt es einfach keine Worte die adäquat „People of Colour“ treffend bezeichnen werden da hier „farbig“ negativ konotiert ist im englischen „coulor“ aber ganz offensichtlich nicht. Genauso wird hier „Rasse“ in Bezug auf Menschen immer weiter ersetzt oder zumindest umschrieben während „race“ da ne ganz andere Bedeutung und vor allem Geschichte hat.

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Farbig ist ja auch nicht die Übersetzung von „Colour“, sondern von „Coloured“. Das wiederum ist eine Fremdbezeichnung zur Kategorisierung von Menschen, vor allem während der Apartheid in Südafrika und damit natürlich stark negativ konnotiert.

Das macht die Sache natürlich nicht einfacher.

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Verstehe nicht ganz, warum das Probleme bereitet. Kann man eben nicht direkt übersetzen, wie bei zig anderen Beispielen bei zwei verschiedenen Sprachen. Mehr als diesen Hinweis brauch es eigentlich nicht und sollte da dann doch gar nicht so viel Gehirnakrobatik verlangen. Zumal die Hintergründe und Infos dazu doch auch relativ nachvollziehbar sind.

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Aber da wird ja nicht nur der Begriff Race benutzt sondern tatsächlich eine Einteilung vorgenommen. Wo hier direkt alle Alarmglocken schrillen wenn man sagt jemand sei Asiate

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Das sind die Tücken der direkten Übersetzung. Im angloamerikanischen Sprachraum ist „race“ nämlich nicht das was hier Rassen sind. Daher ist Rassen im deutschen Sprachraum weiter so unangenehm.

In der Berichterstattung taucht der Begriff „Rasse“ auch auf, wenn über Rassismus-Debatten aus den USA berichtet wird. Begriffe wie „Rassenunruhen“ (race oder ethnic riots) sollten aber nicht wortwörtlich übersetzt werden. „Race“ meint im angloamerikanischen Sprachraum die Zuordnung zu einer bestimmten sozialen Gruppe. Im US-Zensus ordnen sich die Bürger selbst einer dieser Gruppen zu. Die so erhobenen Daten spielen eine wichtige Rolle bei Antidiskriminierungsmaßnahmen. „Tierrassen“ werden in englischsprachigen Ländern hingegen mit dem Begriff „breed“ bezeichnet, was im Deutschen „Züchtung“ bedeutet.

Man sollte zunächst den Kernbegriff aus historischer Perspektive betrachten. Race und Rasse sind nicht ineinander zu übersetzen: Ihre Begriffsgeschichten verliefen keineswegs parallel und haben ihnen unterschiedliche Konnotationen eingeschrieben. In den USA hat die Geschichte des Sklavenhandels und die anhaltende Immigration eine enge Verwobenheit des Begriffs „race“ mit Kämpfen gegen soziale Ungleichheit und rassistische Diskriminierung bewirkt. Die problematischen Aspekte des Begriffs sind in den USA anerkannt und werden vielseitig diskutiert. Der gesellschaftliche Widerstand gegen Kategorien, die als unzutreffend, deterministisch oder rassistisch zurückgewiesen wurden, hat immer wieder zu Revisionen der staatlichen Klassifizierungen zur Erfassung gesellschaftlicher Ungleichheit geführt. In den USA lebende Menschen sind es heute gewohnt, in vielen Kontexten ihre „race“ oder „ethnicity“ als Ausdruck von Selbstverortung in einer Community anzugeben.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/rassismusdebatte-lost-in-translation-1.3983863

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Das war auch ne ziemliche Diskussion als es um das GG ging.

Von Mahret Ifeoma Kupka

Als wörtliche deutsche Übersetzung für „race“ schlägt das Wörterbuch „Rasse“ vor. Dennoch findet sich dieser Begriff in keiner ernst zu nehmenden aktuellen Übersetzung rassismuskritischer Literatur. Dort bleibt es vielmehr bei „race“, denn „race“ und „Rasse“ meinen in diesem Kontext nicht dasselbe. Während „race“ im englischsprachigen Raum durch eine akademische Verankerung eine Bedeutungswandlung von einer vermeintlich biologischen Kategorie hin zu einem sozialwissenschaftlichen Analyse-Tool vollzogen hat, impliziert „Rasse“ im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch die Existenz unterschiedlicher menschlicher Rassen. Kurz: Wer von „race“ spricht, weiß, dass Rassen eine Erfindung des Rassismus sind. Aber: Wer „Rasse“ sagt, glaubt, dass es Rassen gibt und ist demnach potenziell Rassist_in? Ganz so einfach ist es leider nicht. In Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland steht u. a. wörtlich, dass „[n]iemand […] wegen […] seiner Rasse […] benachteiligt oder bevorzugt werden [darf]“. Diese Formulierung ist im Kontext der Gründung der BRD zu verstehen und sollte einer nationalsozialistischen Rassenideologie konkret entgegenwirken. Der Ansatz ist löblich und bis heute richtiger, als er auf den ersten Blick erscheint. Nicht leicht zu verstehen ist, dass es biologisch zwar keine Grundlage für Menschenrassen gibt, Menschen aber aufgrund der Annahme von Menschenrassen diskriminiert werden können. Statt zu diskutieren, dass Unterschiede sozial, politisch, religiös oder kulturell begründet sein könnten, wurde in Wissenschaft und Gesellschaft von einer vermeintlich „natürlichen“ Ordnung ausgegangen. Man glaubte: Menschen sind unterschiedlich, weil sie zu einer bestimmten „Rasse“ gehören, deren Kriterien sich vor allem an der äußeren Erscheinung orientierten. Eine systematische Hierarchisierung kam mit der europäischen Aufklärung und dem Kolonialismus.

Die Idee einer universalen, gleichwertigen Menschheit galt nicht für alle. Sie schloss vor allem die Menschen aus, die vor der Ankunft der Europäer*innen auf dem afrikanischen Kontinent und in den Amerikas lebten und die fortan aufgrund ihrer angenommenen Rasse als weniger wertig betrachtet wurden. In Deutschland erfuhr das Konzept der „Rasse“ mit dem Nationalsozialismus eine besondere Zuspitzung. Die im 19. Jahrhundert in Europa entwickelte Vorstellung einer „semitischen bzw. jüdischen Rasse“ wollte den seit Jahrhunderten verbreiteten Antisemitismus auf ein wissenschaftliches Fundament stellen und gipfelte in der Vernichtungspolitik der Nazis. Das schuf eine für deutsche Kontexte spezielle Verquickung von Rassismus und Antisemitismus, die bis heute nicht umfassend wissenschaftlich aufgearbeitet ist.

Hinzu kommt ein Paradoxon: Während Rassismus keine biologisch verbürgten Rassen braucht, um funktionieren zu können, wird Antirassismus-Arbeit ohne einen spezifischen sozialwissenschaftlichen Rassebegriff schwierig, weil ohne diesen nicht klar ist, worüber gesprochen wird. Den Begriff jetzt aus dem Grundgesetz zu streichen, wie es u. a. die Grünen fordern, wäre insofern fatal, als damit auch die rechtliche Grundlage verschwinden würde, gegen Rassismus vorzugehen. Ein möglicher alternativer Begriff müsste die internationale Anschlussfähigkeit berücksichtigen, sowohl in juristischen als auch in sozialwissenschaftlichen Kontexten. Zu diesem Zeitpunkt muss es also darum gehen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, den deutschen Rassebegriff zu diskutieren, einzuordnen und eventuelle Alternativen sozialwissenschaftlich und juristisch greifbar zu machen. Das englische „race“ hat diesen Prozess vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte bereits durchlaufen.

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Ich finde es sehr gut, dass der Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz gestrichen wird; dass er dafür durch „rassistische Gründe“ ersetzt werden soll, ist wiederrum verwirrend und nicht zielführend aus den erwähnten unterschiedlichen Entwicklungen und Konnotationen des Wortes in Deutschland und den USA.

Ich sage es mal ganz salopp und direkt. Es geht nicht um Dich. Warum wird hier um die Selbstbenennung einer Gruppe diskutiert?
Du findest es blöd/unpassend/anstrengend, ja ist okay, es aber egal.

Es wurde sich auf schwarz geeinigt und es ist nun kein Begriff der unbekannt oder ungewöhnlich, er wird seit Jahren schon genutzt und hat nun diesen ‚offiziellen‘ unterbau bekommen.

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Finde ich gar nicht. Der Begriff „Rassismus / rassistisch“ hat ganz andere Konnotationen als der Begriff „Rasse“.

Aber von wem und wer legt das offiziell? fest wir sind ja nicht in Southpark wo jesse Jackson der Sprecher aller schwarzen ist.

Aktivist:innen und oder Wissenschaftler:innen, manchmal ist es eine Gruppen von Leuten, manchmal nur eine Person. Sie nimmt ein Wort, verfeinert die Definition und wenn der Rest der Gemeinschaft es gut findet, wird es übernommen. So werden in der Wissenschaft neue Worte für etwas gefunden, für die es noch keine gibt. Es ist ein Prozess den man nach außen so nicht mitbekommt.

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Aber das kann doch nicht einer einfach so festelegen und wenn ich ein Problem damit habe pech gehabt.

Man stelle sich vor die Wissenschaft legt fest es ist ok alle behinderten spasti zu nennen. Fänd ich nicht so cool.aber kann ich nichts gegen machen weil ist ja festgelegt

So einfach ist das auch nicht. Dafür braucht es die gesellschaftliche Interaktion und Akzeptanz. Man denke etwa an das Beispiel mit „sitt“. Der Begriff erfüllt grundsätzlich alle Bedingungen, erfuhr aber keine gesellschaftliche Akzeptanz (aus unterschiedlichen Gründen) und ist deswegen nicht in Gebrauch.

Warum kann das nicht einfach jeder für sich entscheiden? Klappt doch bei den Geschlechtsspezifischen Pronomen auch.

das geschlechtsspezifische Pronomen betrifft aber nur einen selbst. Bei Begriffen wie „schwarz“ betrifft das eine ganze Gruppe an Menschen.

Wie will man es denn sonst machen? Man kann kann ja nicht jeden fragen was er möchte. Ich verstehen dein Einwand, das ist natürlich immer die Gefahr.

Weil es hier auch darum geht, das man eine einheitliche Sprache in der Wissenschaft bekommt. Weil das Thema aber so groß ist, wird diese Diskussion in die Allgemeinheit getragen und dort kann das zu Verwirrungen führen bis hin zu Ablehnung.