Das kann man doch auch individuell. Wenn mein imaginärer Schwarzer bester Freund anders bezeichnet werden will, wenn ich über ihn rede, dann sollte ich das auch beherzigen.
Es geht dabei ja mehr um eine allgemeine Ansprache, wenn ich über eine Gruppe von Menschen rede oder Menschen, die ich nicht kenne. Oder um einen wissenschaftlichen Kontext oder eine gesellschaftliche Diskussion. Also um alles, was sich nicht individuell klären lässt.
In den meisten Fällen kann man die Problematik, glaube ich, auf fremdbestimmt/selbstbestimmt und ob die Einordnung, die mit der Bezeichnung passiert, die Person wirklich in etwas einordnet, was zutrifft oder nicht, zusammenfassen.
Wenn du eine für dich asiatisch gelesene Person aufgrund Äußerlichkeiten als Asiat*in bezeichnest, dann ist das eine fremde Zuordnung in eine Gruppe, in der sich die Person vielleicht gar nicht sieht, da sie sich als Deutsch identifiziert. Deshalb passt asiatisch gelesen besser, weil es eher zutrifft und auch den Umgang der Gesellschaft miteinbezieht, ohne eine starre Gruppierung vorzugeben.
Es kann natürlich trotzdem sein, dass die Person auch so nicht bezeichnet werden möchte, wo ich dann aber trotzdem denke, dass es ein Fortschritt ist, da man zumindest Respekt im Umgang verdeutlicht, sodass die Barriere für die Person schon etwas herabgesetzt ist, sich über ihr Unwohlsein mit der Bezeichnung zu äußern.
Wenn man denn die Hintergründe kennt bzw. sich überhaupt dafür interessiert. Der deutschsprachige Durchschnittsmensch sieht „race“ übersetzt es mit Rasse und wundert sich wo das Problem liegt. Mehr wollte ich damit gar nicht aussagen. Mir ist durchaus klar, dass da keine 1:1 Übersetzung möglich, geschweige denn sinnvoll ist. Genau wie halt auch bei PoC.
Mein erster Gedanke war tatsächlich TERFs aber auf alte weiße Männer trifft das natürlich auch zu. Aber ich wollte erstmal ne allgemeine Aussage bevor ich in das konkrete Beispiel gehe.
Finde das „gelesen“ super. Wenn man sonst direkt „Asiate“ oder „asiatisch aussehend“ gesagt hat, dann war das zwar auch schon vorher eine persönliche Annahme und kein Fakt, aber weil’s nur unausgesprochen impliziert war, bietet es dennoch genug Angriffsfläche sich drüber aufzuregen, was einen denn einfallen würde, die und die Person einfach so als Asiaten zu bezeichnen als sei man sich da zu 100% sicher.
Mit dem gelesen ändert sich an den eigenen Annahmen im Kopf zwar null, aber man entschuldigt sich direkt, dass man’s halt so persönlich „gelesen“ hat und sich evtl auch „verlesen“ hat. Es ist in etwa so wie bei der Diskussion, die es hier mal im Forum gab, dass einige gefordert haben, man möge doch bitte jedesmal „Meiner Meinung nach“ vor Aussagen schreiben, damit andere sie nicht mit faktischen Allgemeinaussagen verwechseln.
Rolly, ich glaube du wechselt gerade etwas ein bisschen.
Die politische Selbstbezeichnung Schwarz kommt von den Menschen, die unterdrückt wurden. Von ganzen Bewegungen, Communities und Aktivist_innen. Durch die Etablierung von Black Studies, Gender Studies oder Culture Studies, öffentliche Repräsentation und durch öffentliche Debatten konnten sich diese Begriffe festigen und wurden analysiert und definiert und vor allem in einem historischen Kontext gesetzt.
Es ist kompliziert, weil die US-Amerikanische Geschichte eine andere ist, als die der Geschichte Schwarzer deutscher Menschen. Es ist auch ein Unterschied, wenn man in Lagos aufwächst und mehr mit sozialer Diskriminierung konfrontiert ist, als Schwarze Person in New York City. - Aber diese Differenzierungen hat man durchaus im Blick.
Es gibt auch in der Sprache gewisse Prozesse und eine Aktualisierung der Sprache. Es wird auch überlegt - wann und wie, ist PoC überhaupt treffend? - Es gab auch Schwarze Sklavenhalter und der Ursprung lag in „free poeple of color“.
Das sind alles Diskurse, die auch ausgehandelt werden.
Aber gerade Schwarz, Blackness und PoC haben ihren Ursprung von vielen Menschen aus einer unterdrückten Position heraus. Das hat nichts damit zu tun, dass sich jemand einen Begriff ausdenkt, der jetzt auf alle passen soll. Jay-Z sagte mal in einem Interview, er ist kein Afro-Amerikaner der ist einfach US-Amerikaner.
Daher bitte nicht den Ansatz vernachlässigen: Wann, wie , warum - wende ich diese Begriffe an? Wann ist welche Form von Beschreibung und Zuschreibung überhaupt relevant?
Das lässt sich doch auf im Kontext von Beeinträchtigungen und Behinderungen genauso beobachten. Behinderte Menschen, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Beeinträchtigungen? Daraus ist sogar eine beleidigende Phrase entstanden.
Bist du Rollstuhlfahrer? Bist du Gamer? Bist du einfach Rolly? Hast du das entschieden, wer entscheidet das?
Da gibt es doch durchaus Parallelen. Oder wie siehst du das?
gestern in Atlanta hat ein Typ in drei Massagestudios gestürmt und hat 8 Menschen getötet. 6 von den 8 Menschen waren asiatischer herkunft. Wichtig ist zu erwähnen, dass der Attentäter bewusst asiatische Massagestudios gestürmt hat.
Anti-Asiatischer Rassismus wird sehr selten besprochen, aber man kann schon deutlich sagen, dass der Rassismus gegen asiatischen Menschen seit der Pandemie angestiegen ist.
Da ist es auch problematisch, wie man vor paar Wochen das Thema war, wenn irgendein ein alter Bayern3-Moderator „ungeschminkt“ seine (rassistische) Meinung sagt und irgendeine koranische Band mit einem Virus vergleicht…
Ich hatte schon mal geschrieben das ich Herkunftsbezeichnungen bei Viren von früher kenne, und das für mich dadurch erst einmal nichts Rassistisches hat. Aber dass das wohl auch nicht mehr unumstritten ist mittlerweile.