Wo liest du das heraus? Vielleicht fehlt mir hier der Blick, aber ich sehe nicht wo eine solche Annahme aktiviert werden sollte.
Ich glaube hier galoppiert eine Verletztheit mit Dir davon, die mit dem Meme nicht mehr viel zu tun hat. Damit will ich nicht sagen, Du hättest kein Recht verletzt zu sein oder verlange dass irgendwelche unbewusst aktivierten Befürchtungen und Gefühle im Zaum gehalten werden müssten, aber Du legst ganz offensichtlich viel, viel mehr in dieses Meme als jemals darin angelegt war. In jedem Fall: Es tut mir leid, dass Dich das Meme so verwundet hat.
Nicht um irgendwem den Witz zu erklären, sondern um darzustellen wie ich den gelesen habe:
Anakin ist in der Szene arrogant. Student*innen sind dem Stereotyp¹ nach Besserwisser*innen, die viel lesen und dann ungefragt und unreflektiert Wissen abspulen, um Eindruck zu machen, vielleicht um für ihre Unsicherheit zu kompensieren. Beide (Anakin + Studis) liegen mit der freudig-arrogant vorgetragenen Vorstellung sie wären am Ende ihrer Entwicklung angekommen völlig falsch. Der „Forschritt“ den sie gemacht haben ist keiner. Sie irren sich in ihrer Bewertung und merken das nicht. Been there, auf beiden Seiten. Und das finde ich lustig.
Für mich zielt der Witz einzig und allein auf eben diese Leute, die sich arrogant verhalten und für was besseres halten, egal zu welcher Gruppe sie gehören. Wie Anakin eben. Hier, weil sie ein paar schlaue Wörter aufgeschnappt und sich die Haare blau gefärbt haben. Ist ja auch nicht schlimm, soll halt jeder machen. Aber lustig (nicht lächerlich) finde ich das schon. Nicht Gender Studies, sondern Leute die sich so verhalten.
Das ganze zielt ja auf den folgenden emotionalen Anknüpfungspunkt: in seinem Leben als Lerner*in hat man irgendwann die Erfahrung gemacht, sich durch irgendein arbiträres Kriterium ganz sicher zu sein, einen großen Fortschritt gemacht zu haben. Und vielleicht hat man sich dazu hinreißen lassen, darauf stolz zu sein und das auch so öffentlich zu machen. Später stellt man dann aber fest, dass das völlig unangemessen war. „Gender Studies“ könnte genauso gut jedes beliebige andere Studienfach sein und statt „genders“ verdoppelt sich dann halt auch was anderes. Es geht viel mehr um die in der Struktur des Witzes angelegte Situation als um die konkreten inhaltlichen Bezüge.
Ich glaube jeder kann (hoffentlich wohlwollend) irgendwann auf ein vergangenes Ich zurückblicken, sich dabei denken „Jup, da dachte ich völlig zu unrecht ich hab die Weisheit mit Löffeln gefressen“ und über diese Erkenntnis lachen. Klar lache ich über Anakin, aber damit auch über mich selbst.
Man platziere einen Economics Studenten statt Gender Studies:
„My stocks have doubled since the last time we’ve met“.
Fänd ich genauso lustig, weil halt irgendein Student meint er sei jetzt der krasse Wall Street Wolf, weil seine drölf Aktien da jetzt 20 Cent im Wert gestiegen sind, jo geiler Typ.
Ich muss also schmunzeln, weil es für mich um die typisch leidenschaftliche Arroganz des fortgeschrittenen Schülers geht. Aber es ist eben auch einfach nur eine Schablone und funktioniert auch ganz anders, wenn man will.
Beispiel 2, gleiche Schablone, etwas anders gewichtet:
„When you check in on the repair guy“
Anakin mit Rohrzange oder Schraubenschlüssel: „My Kostenvoranschlag has doubled since the last time we’ve met“.
Hier begegnet uns Anakin erneut mit böswilliger Vorfreude, überrascht uns aber nicht mit einem Zuwachs an Macht sondern an Reparaturkosten. Er findet sich unangemessen toll, weil er die Kosten absurderweise verdoppelt und er offenbar denkt wir könnten da nix machen. Anakin denkt er hätte jetzt einen großen Wurf gemacht oder gar „gewonnen“, dabei ist seine Vorfreude völlig unangebracht und er kann das alles es nicht sehen. Und da ist egal wer das macht.
Diese Austauschbarkeit des Überraschungselements ist ja, wie @Rakonax schon angesprochen hatte, auch der hauptsächliche Reiz der Prequelmemes; immer wieder werden Situationen die man dort nicht erwartet in diese Prequel-Szenen eingeschoben.
Das heißt nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, wenn jemand diesen Witz (mit den eingesetzten Gender Studies) anders versteht. Aber die Darstellung, dass es sich dabei um einen gezielten Angriff handelte (der noch dazu irgendwie Transpersonen zu Kindermördern erklärt?) halte ich für unangemessen. Es ist in der Struktur des Witzes nicht angelegt, sondern von der Leser*in abhängig.
Ich hoffe man konnte meiner Argumentation folgen und es fühlt sich niemand verletzt, das ist niemals meine Absicht.
¹
Siehe auch Achim und Annette Alman, BWL-Justus und Co. mit denen Aussagen über große Gruppen von Menschen gemacht werden, ohne dass gegen diese Hass geschürt werden soll. Ein gewisses Set an (übersteigerten) und begrenzten Vorannahmen ist die Basis dieser Witze. Weil eben jeder mal das ist wofür z.B. Alman Achim steht: bieder, dummdreist, dadjoke-level platt, pingelig, etc. In dieser Spiegelung eines Teils der eigenen Persönlichkeit liegt ja der Anknüpfungspunkt, der Witz. Früher haben wir immer gesagt „oh man ich bin so deutsch“, weil damit eben diese ganzen Eigenschaften eingefasst waren. Heute würde man wohl sagen „Ich bin so ein Alman“.