Finds ganz hübsch. Aber auch wenn ich manche Argumente nachvollziehbar und die Diskussion nicht unwichtig finde was „cultural appropiation“ angeht, bin ich grundsätzlich eh der Meinung, dass es cool ist wenn Menschen einfach gerne Stile und kulturelle Einflüsse durcheinanderwerfen.
So lange es respektvoll geschieht natürlich. In dem Fall wüsste ich jetzt aber nichts was daran falsch sein sollte.
So weit ich das mit dem Kultur klauen verstanden habe, geht es da eigentlich mehr um monetäre Dinge, als um den eigentlichen Diebstahl der Kultur. Ich frage mich bei der Diskussion mittlerweile immer, ab wann es rassistisch ist eine Kultur für außenstehende aus finanziellen Gründen von einer Kultur auszuschließen. Ich finde es cool, wenn RB-TV eine asiatische line rausbringt und sehe da sehr wenig Probleme. Es ist jetzt auch nicht so, als würde RB-TV sagen, der Stil ist komplett auf unserem Mist gewachsen, sondern es ist ersichtlich, dass es sich um eine asiatische Richtung der Mode handelt.
Nein, es gibt genügend die das nicht an irgendwelche monetären Gründen festmachen.
Das ist das erste mal das ich bei dem Thema von monetären Gründen höre. Aber vielleicht ist mir ja was entgangen. Woher hast du das?
Das hört man meist wenn es um Kostüme (An Halloween als Indianer rumlaufen z.B.) geht oder allgemein etwas trägt dass in anderen Kulturen einen besonderen Wert hat (ein heiliges Symbol einer fremden Kultur als Schmuck tragen z.B.). Klar manchmal geht es auch darum dass mit solchen Dingen Profit gemacht wird, aber das ist sekundär.
So etwas richtet sich häufig an so Personen wie Elvis Presley, denen vorgeworfen wird einen Musikstil geklaut zu haben und sich nun daran zu bereichern.
Ich halte diese Argumentation aber für sehr wackelig, da es kaum zu beweisen ist. Am Beispiel von oben könnte man natürlich behaupten, dass wenn Elvis Presley nicht den Stil kopiert hätte, Schwarze Künstler diesen Erfolg gehabt hätten.
Auf der anderen Seite könnte man anführen, dass sehr viele Schwarze Künstler im Fahrwasser von Elvis überhaupt erst zu ihrem Erfolg gekommen sind.
Sehr schwieriges Thema und besonders schwer auf den Punkt zu bekommen. Für viele geht es um Anerkennung, für viele um monetäres und manche sehen es schon als Problem an, wenn weiße Menschen überhaupt Dreadlocks tragen, egal ob ihnen der Kontext bewusst ist oder nicht.
Man könnte aber auch argumentieren, dass es toll ist, wenn die Kultur so weiter getragen wird.
Aber nicht wenn bestimmte Kleidungsstücke, Schnitte, Muster oder ähnliches eigentlch nur für bestimmte Personen und oder Anlässe sind.
Ob etwas unter „kulturelle Aneignung“ fällt, kann man wahrscheinlich nur wirklich verstehen, wenn man selbst Teil dieser Kultur ist und diese wirklich verinnerlicht hat. Das ganze ist unfassbar vielschichtig und jeder Fall ist anders.
Wenn man nur in die Rechtfertigung geht, kann man aus dem Thema nicht viel ziehen. Stattdessen sollte man einfach versuchen, zu verstehen, warum sich Leute an etwas stören. Dann kann man reflektieren, wird sensibler, kann als Künstler Leute ins Team holen, oder drüber schauen lassen, die sich als Teil einer Kultur sehen, um sicher zu stellen, dass diese auch wirklich authentisch dargestellt wurde und nicht nur ein Gimmick ist, dass zum Geld verdienen genutzt wird und vielleicht kulturelle/religiöse Gefühle verletzt oder Stereotype verbreitet.
Sowas zum Beispiel fühlt sich einfach unfassbar falsch an:
Und jetzt stellt euch vor, diejenigen die das machen, haben deine Vorfahren verschleppt, versklavt, getötet und unterdrücken dich teilweise immer noch. Dann wird es schon nachvollziehbarer, warum sich manche daran stören, wenn Teile ihrer Kultur genutzt und aus dem Zusammenhang gerissen werden.
Es gibt tatsächlich sehr viele Ableger des Oktoberfest in der Welt. Eigentlich war ich da immer ein wenig Stolz drauf, dass man einen Teil des bayrischen Kulturguts exportiert wurde. Es gibt aber grade auch unter den alt eingesessen Münchner die Kritik, dass es einfach nur Kommerz und wenig mit der ursprünglichen Idee zu tun hat. Ich würde jetzt aber nicht so weit gehen Frankreich das Recht abzusprechen ein Oktoberfest abzuhalten, nur weil sie mal München erobert haben.
Das ist natürlich eine ziemlich dumme Idee, aber da die bayrischen Veranstalter eine bayrische Veranstaltung in ein anderes Land verlegen, ist es doch das Gegenteil einer kulturellen Aneignung. Die Kultur wird exportiert, nicht importiert.
Das stimmt. Ich wollt ein Beispiel bringen, dass vielleicht ein bisschen Empathie ermöglicht, war aber zugegeben kein sonderlich gutes
Lesen, was andere schreiben!
An dem Elvis-Beispiel finde ich gar nichts schwierig. Sobald du mit etwas Geld machst, kann jeder damit Geld machen. Kannst ja nicht einschränken wer mit welcher Musikrichtung Geld macht, erst recht nicht basierend auf „Rasse“. So lange es um einen emotionalen Wert von etwas kulturelem geht habe ich Verständnis dafür, aber nicht wenn es darum geht Geld mit etwas zu machen. Essen ist auch Kultur, und stell dir vor wir würden einschränken wer mit welchem Essen Geld verdienen darf…
Bei meinen Beispielen geht’s ja aber um Fälle wo jemanden die Kultur egal ist.
Das ist ja auch in Ordnung, aber das heißt nicht, dass es nicht faktisch kontrovers diskutiert wird.
Das muss ich mir nicht vorstellen: Champagner, Aceto Balsamico di Modena, Parmigiano Reggiano…
[quote=„snd, post:1470, topic:85686“]
Das muss ich mir nicht vorstellen: Champagner, Aceto Balsamico di Modena, Parmigiano Reggiano…
[/quote]Das sind geschützte Namen. Trademark. Aber die halten dich nicht davon ab deinen eigenen Käse und so zu produzieren.
Das trifft bestimmt zu, wenn es allgemeine/unemotionale Dinge sind die da weitergetragen werden.
Aber man nehme mal das beliebte Beispiel der Indianerverkleidung:
Für die amerikanischen Ureinwohner waren Federn etwas extrem wertvolles - die musste man sich durch besondere Taten verdienen.
Jetzt kommt der Weiße Mann und vernichtet nahezu die komplette Kultur der Ureinwohner und schmückt sich dann auch noch mit diesen extrem emotionalen/kostbaren Federn und besäuft sich.
Schon nachvollziehbar, dass die das nicht so geil finden…
Zur neuen Kleidung:
Find ich völlig unkritisch, weil da keine (für mich erkenntlichen) brisanten historische Symboliken aus Japan entwendet und auf den deutschen Markt geschmissen werden.
Die modernen japanischen und deutschen Kulturen sind ja sowieso schon wild vermischt und sehr nah beieinander.
Und wie ist das passiert? Richtig, durch Kulturele aneignung.
Merkst du das da irgendwie etwas in der Argumentation nicht passt?
Nein, es sind geschützte Herkunftsbezeichnungen. Die gehören niemandem, aber wenn du etwas als Parmesan (o.ä.) verkaufen willst, dann musst du ihn in den dafür erlaubten italienischen Provinzen produzieren.
Wenn andere Hersteller versuchen mit dem Namen Parmesan oder etwas was so ähnlich klingt Geld zu verdienen, dann bekommen sie rechtliche Probleme, eben weil es nicht um Hartkäse geht, sondern um die kulturelle Bedeutung von Parmesan. Das ist de facto rechtlicher Schutz vor kultureller Aneignung.
Und ja, natürlich kannst du auch woanders Hartkäse produzieren, aber wenn ich in einem guten italienischen Restaurant bin, dann ist in meiner Carbonara echter Guanciale und nicht irgendeine andere luftgetrocknete Schweinebacke und der Käse ist ein DOP Pecorino und nicht irgendein Hartkäse aus Schafsmilch. Das schützt die regionalen Produzenten davor von irgendwelchen anderen Produzenten vom Markt gedrängt zu werden, die irgendwo anders in der Welt günstiger produzieren könnten.
Also, ich kann es verstehen, dass die Natives in Amerika einen Hass haben, weil die Weißen sie fast ausgerottet haben. Das finde ich ziemlich ehrlich und verständlich. Ich verstehe auch verstehen, wenn jetzt jemand eine Organisation gründet, die wie Indianer verkleidet rumrennen und allen erklären wollen, wie man als Indianer erleben soll. Bei der einer Halloween Kostümierung verstehe ich es halt eher weniger, weil da halt auch jemand nicht das verkleiden an Halloween verstanden hat. Das wurde sicher nicht erfunden, um andere zu diskriminieren.
Ach ja, da kriechen sie wieder aus ihren Löchern und schwenken Fahnen.
Aufmarsch in Dortmund.