Entschuldige bitte aber das ist einfach Unsinn. Natürlich gibt es diese neutralen Sammelbegriffe: Frau. Autobesitzer. Fußballer, Sozialdemokrat. Christ. Und so weiter… All das sind Gruppenbeschreibungen, auf die sich die allermeisten Leuten einigen können, sowohl diejenigen die die Gruppe benennen, als auch diejenigen in der Gruppe.
“SJW” gehört aber nicht in diese Kategorie. Nicht nur sehen sich viele der als SJW benannten Leute nicht selber als Teil dieser Gruppe, das wäre wie bereits richtig angemerkt noch zu vernachlässigen, sondern es besteht auch große Uneinigkeit darin wer nun als SJW zu bezeichnen ist. Es gibt ganz einfach keine allgemein anerkannte Definition, jeder nutzt den Begriff so wie es ihm passt und wie von einigen anderen hier ja bereits aufgezeigt wurde, widersprechen sich selbst Peterson und seine Fans bei der Verwendung dieses Ausdrucks teilweise selbst. Und im Endeffekt ist es nur eine simple in-group out-group Mechanik. SJWs sind “die Anderen”, die die nicht auf meiner Seite, der guten Seite, stehen.
Wenn man auf der Straße 100 zufällige Leute fragt “Ist Person x eine Frau/ein Fußballer/ein Sozialdemokrat?” und dann diejenigen abzieht die die Person nicht kennen, dann wird unter den verbliebenen sehr große Einigkeit herrschen. Fragt man aber dieselben 100 Leute “Ist Person x ein SJW?” dann gibt es diese Einigkeit nicht. Wahrscheinlich wird es überhaupt erstmal deutlich mehr Leute geben die den Begriff nicht kennen oder ablehnen, aber auch unter den verbliebenen Befragten wird es kein 90+% Ergebnis geben. Je nachdem über wen man redet werden die Meinungen, selbst bei Befragten des rechten Spektrums, mitunter deutlich auseinander gehen.
Man kann es doch ganz einfach bei heutigen Diskussionen im Internet beobachten. Da reicht es schon dass man gegen Trump ist und zack ist man für eine gewisse Klientel automatisch ein SJW. Da ist es vollkommen egal welche Meinung man zu Frauen, Schwulen, Minderheiten oder Political Correctness, also den klassischen Social Justice Themen hat, all diese Themen kommen überhaupt nicht zur Sprache. Alleine die Tatsache dass man gegen Trump ist macht einen schon zum “Social Justice Warrior” und es geht rein darum den Gegenüber zu entindividualisieren und stattdessen zum einfach angreifbaren Teil einer nicht näher definierten, aber feindlich gesinnten anonymen Masse zu machen.
Und wie bereits angesprochen gilt das aber trotzdem nur für einen gewissen Teil nicht bloß des politischen, sondern sogar konkret des rechten Spektrums. Moderate Konservative, die mit dem Begriff SJW an und für sich kein Problem haben und ihn auch selber verwenden, haben andere Maßstäbe als hardcore Trump-Fans. Für sie ist vielleicht ein liberaler College-Aktivist ein SJW, nicht aber jemand aus der politischen Mitte, der sich gegen Trump ausspricht. Spätestens hier verliert der Begriff jeden Rest von Präzision den du ihm zuschreibst und er wird zur reinen Projektionsfläche.