Autoren und Hobbyschriftsteller unter den Bohnen - eigene Werke, Erfahrungen, Probleme

Also wenn du wirklich eine Geschichte auch in solchen Phasen weiterführen willst, kommst du um etwas Zwang wohl nicht herum. Vielleicht hilft dir dabei, dir eine tägliche Mindestwortanzahl zu setzen, die du dann auch konsequent jeden Tag erfüllst. Das müssen dann ja keine 10 000 Wörter sein, wie sie King angeblich jeden Tag raushaut. Es reichen ja schon 500, damit du in deiner Geschichte und im Schreibprozess an sich drinbleibst.
Versuchen kannst du es ja mal. Wenn es sich dann wirklich zu sehr nach Zwang und Arbeit anfühlt, kannst du ja auch wieder damit aufhören.

Ist es okay, dich zu fragen, wie du das gemacht hast? :slight_smile:

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Ich würde aus den Notizen und Ideen ein Konzept-Papier erstellen, je strukturierter desto leichter fällt mir dann das Schreiben:
Was willst du erzählen? Welches Ende soll die Geschichte nehmen und was brauchst du wann dafür (Kapitel, Figuren, Wendungen, Twists…). Das hilft mir sowohl narrativ kongruent als auch motiviert zu bleiben.

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Es ist OK ^^

Die Schauspielerin Jutta Speidel hat für ihr HORIZONT Projekt (sie hat in München ein Haus für obdachlose Mütter mit Kindern gebaut) mit den Gryphon-Verlag eine Aktion gestartet die hieß “Kinder schreiben für Horizont”. Man durfte Geschichten einschicken, die bei Gefallen in einem Buch veröffentlicht werden sollten. Der Erlös ging dann an das Projekt. Meine Geschichte war mit 70 Seiten zu lang, aber letztlich haben sie so viel geschickt bekommen, dass aus einem Buch 3 Stück geworden sind. Und da passte dann auch “Spacecats” rein ^^

Also wenn du vorhast, Bücher zu veröffentlichen, empfehle ich es erst mal mit was kleinem bei Wettbewerben oder solchen Projekten zu versuchen. Ich bin jetzt beileibe kein Experte, aber ich habe es zuvor auch schon bei Verlagen eingereicht und kommentarlose Rücksendungen geerntet. Bei Wettbewerben hast du zumindest Mal eine hohe Chance, dass sich jemand mit dir in Verbindung und mit deinem Werk auseinander setzt. Das ist der berühmte Fuß in der Tür. Und daraus ergibt sich dann meist ein weiterführendes Gespräch. Der Gryphon-Verlag hat mich dann auch zu der angesprochenen zweiten Geschichte beraten. Leider ist der Verlagsleiter gestorben, sodass das Ganze wieder eingeschlafen ist, aber das is ja glücklicherweise ein Sonderfall. Wäre der Mann noch gesund, wäre es auch weitergegangen. Scheiß Krebs.

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kenne ich. bei mir sammeln sich so langsam fast zweistellige zahlen an geschichten, keine ist voll und ganz von anfang bis ende erdacht, und bei allen komme ich nur immer mal wieder ein wenig voran.
bei einer fehlt mir leider genau bei der klimax noch die entscheidende eingebung, wie das ganze verlaufen soll, ansonsten ist sie eigentlich komplett, bei einem anderen großen werk hab ich ein komplett ausformuliertes, kompliziertes erstes kapitel versucht, verfiel dann aber ganz fürchterlich dem perfektionismus, und hab nach ein paar monaten beim erneuten lesen nur gedacht “ich weiß zwar, welche rechtfertigung ich habe, warum ich das so haben will, aber für den leser stellt sich sehr wahrscheinlich
dennoch die frage: was soll denn dieser langweilige mist??”

Klingt nach mir :confused: Das Problem mit dem perfektionieren hab ich auch sehr oft leider…

Wie @Student hilft mir auch das strukturierte Vorgehen mehr als die Stephen-King-Methode, einfach drauf los zu schreiben. Mit dem Vorgehen hatte ich dann auch endlich mal ein 50k-Wörter-Projekt abgeschlossen.

Am Anfang steht bei mir der Pitch, also quasi die Sätze, mit denen man anderen die Richtung eines Werkes erzählen würde, z.B. für Harry Potter „Ein ganz normaler Junge wird in eine Zauberschule aufgenommen“. Dann kommt ein übergreifendes Thema, z.B. „Identität“. Das klingt nach Moralkeule, hilft mir aber, jede Szene nicht nur auf das Ende auszurichten, sondern auch auf eine übergreifende Stimmung.

Als nächstes plane ich von Anfang bis Ende in kapitelweisen Inhaltsangaben. Das bleibt meistens nicht starr und wird von mir beim Schreiben oft nochmal komplett umgeworfen, aber es gibt mir eine Richtung vor und erlaubt von Anfang an Foreshadowing einzubauen. Das ganze organisiere ich mit yWriter, im Grunde ginge aber auch OneNote o.ä., hauptsache man kommt schnell von Überschriften zum Notizzettel.

Jedes Kapitel muss entweder die Handlung voranbringen oder Charaktere ausbauen, sonst fliegt es raus. Will ich es trotzdem haben weil‘s cool klingt, schreibe ich es so um, dass etwas Wichtiges dabei passiert. Dadurch entwickeln sich Twists ganz von allein.

Erzählt anderen von eurem Vorhaben, damit sie euch regelmäßig nach dem Status fragen und ihr so ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn ihr nicht weiterschreibt. Ich veröffentliche kapitelweise auf einer Schreibplattform, da sind zwar hauptsächlich nur sechzehnjährige Mädchen angemeldet, aber ey, Leser sind Leser, und die Kommentare motivieren am Ball zu bleiben.

Und schraubt eure Ansprüche runter, wenn ihr nicht gerade einen Nobelpreis wollt. Es wird so viel Mist gedruckt und gekauft, da fällt ein Groschenroman mehr oder weniger nicht ins Gewicht.


Mein Hauptproblem sind Charaktere :confused: Hat jemand Tipps wie man die lebendig gestaltet?

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Ich habe früher in der Schule viel viel mehr geschrieben, als jetzt. Ich finde das ehrlich gesagt sehr schade, weil es mir damals echt eine Menge Spaß gemacht hat, heute aber irgendwie wegfällt.
Ich weiß auch nicht, warum ich mich nicht einfach irgendwann mal mit einem Word-Dokument hinsetze und schreibe. Ich kann mir gut vorstellen, dass mein Stil mittlerweile echt langweilig geworden ist, weil ich außer fancigen Satzstrukturen eigentlich nicht besonders viel drauf habe.

Die Charaktereigenschaften und Motivation überzeichnen:

  • Barney Stinson (Frauenheld + unkonventionelle Methoden)
  • Dr House (Arroganz + Wissen)
  • Ron (trottelig, großes Herz), Hermine (schlau), Draco (Arschloch)…

So ergeben sich Handlungen und Äußerungen, die typisch für die Figur sind - das macht sie dann für mich als Leser interessant und lebendig. Andersrum: Habe ich keine Überzeichnung, habe ich auch keine Erwartung an die Figur, die getroffen oder gebrochen werden kann, sondern nur einen Namen, der irgendetwas macht oder sagt, das ich einfach nur registriere - und die Figur bleibt ein toter Handlungsträger.

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Überzeichnete Figuren wirken aber immer wie eine Karikatur und nicht wie echte Charaktere. So jemand wie Barney Stinson läuft im echten Leben nicht rum. Draco wird erst in Teil 6 interessant, als er eben nicht mehr der Arsch ist, sondern Eigenschaften wie ein echter Mensch bekommt. Davor is er halt ein Plotdevice, aber kein richtiger Charakter.

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B. Stinson ist ja auch eine Comedy-Figur, da karikiert man natürlich. Draco’s Wandel ist ja deshalb so eindrucksvoll, weil man ihn 5 Teile lang als überzeichnetes Arschloch kennengelernt hat. “Echte” Charaktere im Sinne von realistischen Persönlichkeiten sind in meinen Augen keine “lebendigen” Figuren. Also reduziere ich auf bestimmte Eigenschaften oder fülle sie mit bestimmten Eigenschaften, je hervorstechender desto griffiger wird das Bild der Figur.

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“überzeichnet” ist halt schwer genau abzugrenzen von “hat leicht als solche durch das agieren der figur darstellbare eigenschaften - die dementsprechend eine gewisse stärke haben sollten”

man braucht aber auch nicht immer starke eigenschaften.
ich denke mal, es ist kein spoiler, wenn ich sage, dass ryan goslings charakter im neuen bladerunner im ganzen film keine nennenswerte charaktereigenschaft von sich offenbart außer der schnell erkennbaren, ruhigen art.
er zeigt sinnvolle reaktionen, auch auf emotionaler ebene. nichts, was man als INDIVIDUELLE eigenschaft bezeichnen müsste, schon gar nicht als überzeichnet.
und doch funktioniert er im film - wenn man auch VERMUTEN kann, dass eine zusätzliche, irgendwie individuelle eigenschaft NOCH besser wäre.

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mir fielen eben noch ein paar andere punkte ein, die beim charakter-schreiben helfen können:
zum einen - aber das ist vermutlich längst bekann - ist ein klares ziel der figur wichtig.
zum anderen scheint es so zu sein, dass es mitunter auch reich, wenn eine figur sich im grunde einfach nur wie ein ganz normaler mensch verhält, damit sie funktioniert - solange sie in situationen steckt, die interessant sind. insbesondere, falls die situationen durch andere charaktere bestimmt werden, die diese figur kontrastieren. beispiel: in der zweiten staffel von fargo gibt es einen polizisten als eine ziemlich zentrale figur, der eigentlich überhaupt keine besondere individuelle eigenschaft hat. er ist einfach ein normaler, rational denkender mensch, der moralisch agiert und seinen job ordentlich macht.
wie kann man so jemanden als zentrale figur gebrauchen? einfach: er hat einen interessanten fall und wird durch andere figuren kontrastiert: er wirkt schlau, wenn er mit idioten zu tun hat, heldenhaft, wenn er sich gegen höchst unmoralische verbrecher einsetzt in seinem job, und wie ein guter cop, wenn er mit offensichtlich schlechten cops zu tun hat.
manchmal reicht das schon. weil es dann einfach die figur sympathisch macht.

Nabend ihr Lieben :slight_smile:
Bin gerade auf diesen Thread gestoßen (danke @Thaliena) und wollte mal schauen ob er noch lebt :wink:
Ich bin selber Hobbyschreiber, mit dem gleichen Problem wie so viele, dass ich meine Geschichten selten in dem Umfang oder der Qualität hinbekomme, wie ich mir das so vorstelle :wink:
Durch eine kurze Episode, die ich zu RoE geschrieben habe kam ich dann über @Thaliena auf diesen Thread. Ich will jetzt erst einmal gar nicht auf die ganzen Posts eingehen, da die ja auch schon eine Zeit her sind. Ich würde jetzt mal probeweise den RoE-Text hier nochmal veröffentlichen (wie sich das anhört, so toll ist das doch gar nicht, aber es ist spät) und wenn Interesse da ist vielleicht auch mal die ein oder andere Sache. Wäre doch schade, wenn das im Nirvana eines Threads oder der Festplatte verkümmert. Bitte bedenkt, dass er bewusst auf eine Sache geschrieben ist, und Teile dadurch zwanghaft reingepresst wurden. Sollte ja thematisch und technisch reinpassen.

Vielleicht gibt es ja Kritik, die weiterhilft oder auch motiviert :slight_smile: Und wenn dann bei rumkommt, dass es einfach Müll ist, tja, Überschätzung ist uns wohl allen in Teilen eigen :wink:

[details=Da kommt ne Textwand]Hört ihr das Scheppern der Rüstungen? Es sind die spanischen Konqs, die den Namen Tinis in die Länder tragen und seinen Ruhm mehren!

Hört ihr das Knarren der Karren? Es sind die tapferen Händler Donnies, auf dem Weg zum Offensivmarkt um die Eco fließend anzupassen!

Hört ihr das Klappern der Webstühle? Es sind die tapferen Scheiderlein Marcos, die für die zahllosen ArbeiterInnen des Reiches die Westen nähen!

So stiegen ihre Empire empor, steigen auf im Bohnenland und jagen die Viewerzahlen aller etablierten VoD. In wechselnden Bündnissen und Partnerschaften kämpfen sie sich durch den Freitag, zur Belustigung des Volkes, Forum und Chad! Einer aber vernahm Ungemach im Reich, es brodelte und Stimmen wurden laut, es wurde gar gestritten wer denn nun die mächtigste Elo habe! Rikkon fühlte ein Knarren im Gebälk, Unruhe kam auf, teilweise wurde sogar vergessen seinen Bauch ausreichend zu kraulen!

Und so machte sich der mächtige Lord Rikkon der Flauschige auf den Weg, zu suchen die Beendigung der Zwistigkeiten! Zwar war seine Elo grandios - nahezu unerreichbar für die genannten Emporkömmlinge - aber er schwor dem Kampf schon vor vielen Jahren ab. Seine Mission war die der Hilfe (indem man ihn krault), die des Schutzes (indem man ihn krault) und die die Angst zu nehmen (indem man ihn krault).

Nach Wochen und Wochen voller Mühsal, nach Tagen ohne geflauscht und gekrault zu werden war er am Ziel. Er kam in das Reich TheVipers des Unerreichten, und überall wo er entlang kam begrüßten ihn freudige Gesichter und Glanz und Prunk in jedem Werkstück und Bauwerk! Alsbald wurde ihm auch eine Audienz gewährt und er betrat den glanzvollen Thronsaal. Gemessenen Schrittes ging Rikkon auf den Thron zu, kurz grüßend in Richtung rannuGs, des ehemaligen Meisternarren des Bohnenlands. Und dort, in der Mitte des Raumes saß er, der mächtige TheViper!

„Ich grüße Euch,“ sprach Rikkon und neigte kurz seinen wuscheligen Kopf, „ich komme von weither, und mein Name ist Rikkon, der Flauschige.“

„Ihr seid bekannt hier, Rikkon der Flauschige,“ entgegnete TheViper, „ich kenne das Neuland gut, und kein Pic oder Gif, ob mit Hund oder Katze entgeht meinem Blick!“

„RRRRRRRRRR“ knurrt es leise aus Rikkons Richtung, „RRRRRRRRRRRRR.“

„Gemach, mein Freund, gemach! Mein Reich steht für Vielfalt und Offenheit, ich begrüße alle Völker, ich spiele jede Map und verurteile keine Taktik!“ TheViper hebt beruhigend seine gewaltige Hand, groß wie eine Pfanne.

„Ihr habt recht,“ bestätigt Rikkon, „und dies ist auch der Grund meines Erscheinens! Ich komme aus dem Bohnenland, ein kleines Reich im Neuland, in welchem viele Formate und LPs um Sendezeit konkurrieren. Vor einiger Zeit aber, stiegen neue Empire des AoE empor. Das Reich Tinis, des Spaniers; das Reich Donnies, des vielfältigen Taktikers; und das Reich MarcoMähs, des hust selbsternannten hust Königs des Westenlands!“

„Ich vernahm auch schon ein leichtes Summen auf YT und Twitch und es kamen in letzter Zeit auch neue Accs auf den Spieleplattformen auf. Etwas, das ich durchaus begrüße zu vernehmen!“ antwortete TheViper.

„Ihr habt recht, neue Menschen im RTS bereichern, und man muss diesen Herrschern dafür auch durchaus Respekt zollen! Allerdings entstehen durch diese Kämpfe auch Konflikte in Chad und im Forum. So streitet das Volk, welcher Herrscher der Mächtigere sei. Sie bezeichnen MarcoMäh hämisch als Lord Westenlos, Donnie als Meister des Sheeprushs, und Tini als einseitig, festgefahren und feige ob der Konqs. Diesem muss Einhalt geboten werden! Die Community muss wieder vereinigt werden, und sie müssen sich der Sterblichkeit ihrer Anführer bewusst werden! Anderweitig können sie nurmehr enttäuscht werden, und Enttäuschte deabbonieren leicht!“

„Ich sehe, ich sehe. Und warum kommt ihr zu mir? Ihr seid bekannt für eure Elo, eure ausgeglichene Eco und die Vielfalt eurer Taktiken! Euer Ruf ist seit Jahren bekannt! Warum ruft ihr die Gauner nicht selbst zur Ruhe?“ TheViper schaut fragend auf Rikkon.

Dieser erwidert den Blick. Ruhig antwortet er: „Das Spiel war lang, die Schlachten zahlreich. Ich habe ihnen schon lange abgeschworen. Ich suche Ruhe und strahle dieselbe gerne aus, und so ist meine Aufgabe im Leben nun jene, den Bauch gekrault zu bekommen.
Von den Dreien und im Forum wurde auch schon über Nili gesprochen, ein ehrenhafter Kämpfer. Wahrscheinlich würde er auch den Boden mit den Emporkömmlingen aufwischen, allerdings bleibt eine Restunsicherheit. Und Unsicherheit ist nicht gut, wie ein Frauchen, welches geht. Es bleibt die ständige Unruhe ob sie denn auch wirklich wiederkommt, daher muss man sie anschließend entsprechend begrüßen! Unruhe und Unsicherheit sind schlecht!“

„Wie wahr ihr sprecht, ich kenne Nili auch. Sein Nilpferdbanner wehte schon über zahlreichen Schauplätzen, und nur allzuoft auch siegreich. Aber zugegeben, mit mir ist er schwerlich zu vergleichen.“ Die Höflinge umher nicken TheViper bestätigend zu, und rannuG versucht vergeblich einen Zaubertrick.

„Ohne Frage seid ihr wohl einer der Besten der Welt in der Welt des AoE.“ Schelmisch lächelt Rikkon ein wenig. Wohl zurecht, denn dieser Satz lässt TheViper wild auffahren. Erbost wirft er seinen Weinkrug in Richtung rannuG, welcher ihn geschickt auffängt und in einem Zug austrinkt.

„Einer der Besten! Einer! Der! Besten! Ich bin TheViper! Ich stehe über allen Rängen! Ich BIN die Rangliste! Meine Elo ist unzählbar, meine Zeit währt Äonen! Ich war hier, als ihre Ahnen noch auf Bäumen lebten! Ich bin, während diese Narren denken sie seien groß! Und ich werde sein, wenn all diese Möchtegernherrscher schon im Staub der Wüste entschwunden sind! Mein ist Arabien, mein ist der dunkle Wald, mein sind die Teaminseln und mein ist jede Wassermap! Ich bin TheViper, der Unerreichte!“

Langsam lässt sich TheViper wieder zurücksinken. Nach einer kurzen Pause spricht er gemessen weiter:
„Und haltet mich nicht zum Narren, ich weiß was ihr damit vorhattet! Ich soll in den Kampf ziehen gegen diese Banditen aus den Niederungen des Web? Diese Emporkömmlinge am unteren Rand der Elo? Zugegeben, teilweise haben sie einen guten Modegeschmack, teilweise einen guten Humor, und teilweise auch eine gute Frisur!
Dennoch, ihre Hotkeynutzung ist schwach, ihre Ecos zerfallen beim kleinsten Hauch, und ob Trush, Flush, oder was auch immer, ein wahrlich guter Spieler oder Spielerin muss dieses beantworten können!
Aber auch euer Volk aus dem Bohnenland wanderte schon durch mein Reich, es bestaunte den Reichtum und den Glanz, und brachte Nachricht über euer Format. Und auch der Begründer des Offensivmarkts, Donnie der Graue, kratzte an meinen Türen; ich sehe seine Likes unter meinen VoD. Und ich verstehe auch euer Problem."

Nach einer kurzen Atempause spricht TheViper weiter: "So also, vernehmt denn meine Entscheidung:

Ich, TheViper, trete an im Kampf gegen Don MarTini! Sollen sie geeint werden, im Kampf gegen meine Macht! Auf das euer Volk wieder diskutieren kann welche Emotes schöner seien, und nicht mehr, wem angeblich die heilige Weste sei! Sagt ihnen, sie haben zur Schlacht gerufen, und der Schlachter kommt dazu! So habe ich gesprochen, und so soll es sein!“

Rikkon neigt dankend den Kopf. „Ich danke Euch. Verzeiht, wenn mein Trick so offensichtlich war, mir geht es doch nur um das Bauchkraulen. Und auch wenn die Drei recht ungeschickt sind, so gibt es doch Tage, an denen sie meinen Bauch halbwegs gut zu kraulen hinbekommen. Darf ich um eine halbwegs gnädige Vorgehensweise anfragen?“

Totenstille breitet sich im Thronsaal aus. Nur rannuG lässt einen kleinen Furz fahren. Langsam beugt sich TheViper vor.

„Es gibt keine Gnade!“ zischt er Rikkon entgegen, „Es gibt nur mich!“

Lange schaut Rikkon dem Unerreichten in die Augen. Dann nickt er. „So sei es. Ich werde Eure Nachricht überbringen.“ Dann dreht er sich langsam um, und geht langsam in Richtung Tor. Hatte er die richtige Entscheidung getroffen? Aber jetzt war es zu spät, er sollte die Drei nun besser vorbereiten.

Und in einer dunklen Ecke des Thronsaales erklingt eine kleine Weise auf einer Gitarre. Eine schmale Gestalt mit Lederjacke klimpert einige Akkorde auf Chad, ihrer Klampfe. Sie legt den Kopf schräg und schaut TheViper leicht spöttisch an. Dann zwinkert sie ihm zu. Sie denkt: „Du Lümmel!“[/details]

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Kollege und ich machen als hin und wieder aus Spaß Compilations die zu Nachtfahrten passen. Letztes und vorletztes Jahr hab ich zu einer besonderen Compilation mal eine kleine Geschichte dazu geschrieben bzw. haben die Lieder das Thema chronisch vorgegeben und die Geschichte wurde auch parallel dazu geschrieben. Es ist bewusst überzogen und klischeehaft, eine kleine Hommage an verschiedene 80er Jahre Happenings, dazu primär Synthwave Musik und verschiedene Untergenres. Vielleicht gefällt es euch ja.

Hier die Tracklist:

Hier die Geschichte:

Zusammenfassung

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  • Miami/Flashbacks -

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AKT 01 „Those memories I can’t hold in my mind“

Miami/1985

Es schien als sänke die Sonne in ein Meer aus neonfarbenem Blut. Sanfte Wellen kräuselten sich als der warme Abendwind durch die Palmen strich. Diese Aussicht war eine Beruhigung für seine, von Alkohol und Gewalt, geschundenen Augen.
Der 25. Stock, laute Musik dröhnte hinter ihm aus einem Spalt der zugeschobenen Balkontür. Er kippte sich noch etwas nach, hielt sein Glas gegen die Sonne und suchte darin den Sinn.
Doch alles was er fand waren schmerzhafte und blutige Erinnerungen an falsche Freunde,
schnelle Wagen, schiefgelaufene Deals und dekadente Exzesse welche immer in exorbitanten
Designerdrogenparties gipfelten.
Früher, wie heute, der Champagner war wie seine Freunde. Je teurer man ihn einkaufte
desto erfolgreicher und zufriedenstellender war die Nacht…

Er warf einen Blick über seine Schulter ins Apartment, eine warme Windböe ließ sein nasses, schulterlanges Haar über seine verschwitzten Wangen streichen. Was er dort sah erinnerte ihn an alles was er jemals verabscheut hatte. Dekadente Apartmentparties, Kokain vom dreckigen Fußboden, Champagner direkt aus den Kartons gesoffen in welchen er von überteuerten Bringdiensten geliefert wurde. Billige Nutten tanzten Hand in Hand mit zugekifften möchtegern Zuhältern, angehenden Kartellbossen und drittklassigen Auftragskillern, während dem Rauchmelder, vor lauter Zigarrenqualm, schon lange der Saft ausgegangen war.
Wenn das sauberste in deinem Umfeld deine Unterhose ist, dann ist in deinem Leben etwas verdammt schief gelaufen.

Dieser Lifestyle hatte ihn damals begeistert, es war magisch gewesen. Doch irgendwann konnte er hinter die Fassade sehen, und alles was den Style ausgemacht hatte, war nicht mehr echt. Er sah wie eine ganze Generation versuchte sich an diesem Traum festzuklammern als es schon lange zu spät gewesen war. Er hatte alles gehabt, doch es war nie genug gewesen.

Angewidert drehte er sich wieder Richtung Sonnenuntergang, einer seiner einzigen Freunde der ihm noch geblieben war. Er wusste, der Sonnenuntergang und die Nacht, sie beide würden immer für ihn da sein. Kein Geld, keine Nutten, kein Koks von der abgeflexten Desert Eagle konnte sie beeinflussen. Auf einen abgefuckten Tag folgt auf jeden Fall die Nacht.

Angeekelt und ignorant schnippte er das 300 Dollar Champagnerglas den Balkon runter. Miami, ging ihm auf den Sack, sollte doch irgendein verjunkter Penner in der Straße die letzten Tropfen seines 2.000 Dollar Champagners saufen und an den Glassplittern verrecken. Er griff in seinen offenen Bademantel und zog eine Kubanische raus, zündete sie mit fünf 1.000 Dollar Scheinen an und warf diese, angewidert von seiner eigenen Dekadenz, auf das Polarbärfell, welches er auf seinem Balkon von unterbezahlten Mexikanern hatte verlegen lassen.

Ein tiefer Zug und ein Blick auf die verschwindende Sonne gaben ihm Kraft um auch diese Phase
irgendwie zu überstehen. Doch eines blieb ihm immer im Gedächtnis, diese eine Erinnerung an ferne Tage, die Glanzzeit seiner Dienstzeit. Wie er mit seinem besten Kollegen es geschafft hatte den übelsten und dreckigsten Kartelboss hinter Gittern zu bringen. Sie waren schon lange bei der Sitte, hatten Jahre gegen ihn ermittelt, Informanten ausgepresst und Fährten verfolgt. Es gipfelte in einer wilden Verfolgungsjagd durch ganz Miami und in einem Showdown, von dem sie heute noch sprachen. Halb Miami stand in Flammen, 43 unbeteiligte Zivilisten starben bei Explosionen oder wurden überfahren, 27 Cops wurden schwer verletzt, 26 davon tödlich, auch sein bester Kollege verlor sein Augenlicht und eine Hand bei einer Rangelei auf dem Schnellboot des Kartelbosses. Er selbst kam mit einem tiefen Schnitt über seine rechte Wange davon. Trotz allem konnten sie ihn einbuchten und einen Erfolg verbuchen. Miami’s Narben würden heilen, die Narben in seiner Seele würden immer sichtbar sein.

Er strich sich über die mittlerweile gut verheilte Narbe, aber er erinnerte sich auch an seinen Kollegen welcher sich 2 Wochen danach das Leben nahm. Ohne Augenlicht zu leben war scheisse! Aber ohne Augenlicht und mit nur einer Hand zu leben war zuviel für ihn. Er soff sich in einer warmen Miami Nacht zu Tode.

Wäre er damals nicht auf diesen verfluchten Deal eingegangen! Ja, dieser Deal brachte ihm Ruhm, Geld, alle Frauen die er wollte, alle Drogen die er konsumieren konnte. Die heißesten Parties in den
angesagtesten Clubs, vorgefahren in den schnellsten und exklusivsten Autos. Er hatte viele Freunde, er bezahlte sie alle. Sie waren so lange Loyal wie die Scheine auf Vollmast flatterten, aber dafür gingen sie auch in den Tod. Diese Loyalität nutzte er auch aus wenn er sich im zugekoksten Vollsuff mit den abgefucktesten und gefährlichsten Gestalten der Nacht anlegte, nur um danach seine bezahlten Killer wie Hunde auf sie zu hetzen. Was machten in einer Stadt wie Miami schon ein paar Leichen mehr aus, morgen würden korrupte Drecksbullen wie er wieder Beweise fälschen und Päckchen zuschieben, und die Sache war vom Tisch.

Es musste ein Ende haben, er stand auf, nahm noch einen tiefen Zug und schnippte die, fast neuwertige, Kubanische von Balkon. Er schaute runter, sah seinen Ferrari Testarossa in der Einfahrt zum Hotel und wie die letzten Sonnenstrahlen über den weinroten Lack blitzten. Ein Griff in seinen Bademantel, eine Sekunde später, die Sonnenbrille saß perfekt auf seiner Nase. Nachdenklich aber bestimmend fuhr er sich mit der Hand durch die nassen Haare. Er würde sich nun seinen besten Anzug anziehen, in sein Auto steigen, die Waffen lagen im Kofferraum bereit, die Musik aufdrehen, und ein letztes blutiges Wort mit dem Kartelboss sprechen, den er damals, ein paar Wochen nach dessen Festnahme, befreite, im Austausch für dieses Leben von dem er nun nicht mehr wusste ob es ein Segen oder ein Fluch war.
Er wartete nur noch auf ein Zeichen…
Die Sonne verschwand komplett hinter dem Meer und es wurde Nacht…
Ein schiefes Grinsen durchzog sein Gesicht und er ging zügig zurück in sein Apartment, im 25. Stock.

AKT 02 „There is nothing they can take away“

Miami/1982

Die Stadt lag pulsierend und energetisch in einer Trance aus niemals endendem Hochgefühl. Es waren die goldenen Zeiten. Reichtum, Wohlstand, Unbekümmertheit… zumindest auf der gesetzesfernen Seite. Das Gesetz hatte die Kontrolle verloren, ganze Bezirke waren in fremden Händen, und diese wrangen sie aus bis auch der letzte schmutzige Dollar zu Boden fiel.
Es war die Zeit des Kokainhandels, der Kartelle und jeder der nicht nach deren Pfeife tanzte wurde vor eine Wahl gestellt: Entweder du bist Verkäufer, oder Konsument… beides führte früher oder später sechs Fuß tief in kalte Erde. Kurz gesagt, die Aussichten waren beschissen!
Es waren Kriegszustände und jeder Cop der eine Familie zu versorgen hatte oder mehr von seinem armseligen Leben wollte, lies sich schmieren. Die aufrechten Cops waren eine aussterbende Rasse, die genug Naivität und übertriebenen Gerechtigkeitssinn mitbrachten um ihr aussichtsloses Ziel nach einer besseren Welt verfolgen zu können.
Anders ging es zwei aufstrebenden, jungen Cops, versetzt aus der härtesten Ecke Brooklyns. Sie sollten in Miami für ruhige Straßen sorgen. Ihre Ideale waren Rein, ihr Kenntnisse und Begabungen umfassend und vor allem waren ihre Westen weiß… Heldentum lag beiden fern, denn sie hatten realistische Ansichten und wussten das es immer der „Easy-Way-Out“ war sich auszahlen zu lassen, doch es verlangte einem Mann alles ab sich und seinesgleichen treu zu bleiben. Niemand hatte gesagt es würde einfach werden.
Beeindruckende Verhaftungen, lupenreine Ermittlungen und hohe Erfolgsquoten zeichneten Traynor und Honey aus. Sie sollten dort eingesetzt werden wo andere versagten, bei keinem geringeren als dem übelsten Stück Scheisse das Miami jemals in seinem verpesteten Leib heranreifen ließ: Karl de Rown, der mächtigste Kartellboss der Westküste.

Miami/1985

Die aufblitzenden Farben der Neonreklamen spiegelten sich in Traynors Carrera Sonnenbrille als er mit 120 m/ph über den Asphalt brannte. Er gab seinem Ferrari Testarossa die Sporen, der 12 Zylinder heulte auf, er prügelte den nächsten Gang rein, wieder durchbrach das aufheulen des Motors die schwüle Miami Nacht. Seine Hände verkrampften am Lenkrad, sein Blick versteinerte sich. Um diese Zeit waren die Straßen überraschend leer, als wäre dies ein Zeichen, das ihm jetzt nichts mehr im Weg stehen würde. Vermutlich würde er diese Nacht nicht überleben, scheisse, er war sich verdammt sicher das er sie nicht überleben würde, aber das gab ihm nur noch mehr Entschlossenheit. Er würde das für alle Cops tun, die wegen diesem Drecksack drauf gegangen waren, für seinen Partner Honey, für ganz Miami, aber er machte sich etwas vor… vor allem machte er es für sich selbst. Kein Gesetz der Welt konnte Karl de Rown vor seinem Hass retten. Es ging nicht mehr darum das Gesetz zu vertreten, es war persönlich, es ging nur darum ihn zu töten. Keine Erlösung für die Narben die sich stark in Traynors Seele und Körper gebrannt hatten, er würde sich danach nicht besser fühlen. Doch der Selbsthass half ihm das Feuer der Rache anzuheizen bis alles auf seinem Weg in Flammen stand.
Kupplung, Gang rein, Gaspedal und Traynor schoss durch die Nacht, durch die Straßen, vorbei an dem Leben das er bereit war aufzugeben. Alles was ihm blieb war der von Alkohol und Drogen verschleierte Tunnelblick durch seine Carrera Sonnenbrille im Porsche Design.

Miami/1982

Die Bassline wummerte. Traynor und Honey drängten sich durch die zahlreichen Club Gäste die Treppe runter, hinein in das Moloch aus Geltungsbedürfnis und Statussymbolen. Der benzingeschwängerte Gestank der Straße mischte sich mit dem Zigarettenqualm, Schweiß und Pisse des Clubs. Irgendein armer stockbesoffener, süchtig nach Aufmerksamkeit, hatte sich auch diesen Abend bestimmt schon in die Hose geschissen und versuchte trotz allem noch Anklang bei Edelnutten zu finden. Und auch dieses mal wird dieser jemand an den falschen geraten und vermutlich in irgendeiner dreckigen Gasse nicht mehr aufwachen. Denn hier traf sich die Creme de la Creme des organisierten Verbrechens. Quatsch die falsche Nutte an und du wirst von breiten Anzügen aus dem Club entfernt deren Geduld für Betonschuhe nicht ausreicht. Wenn dir der Club gehört und du alles erreicht hast benimmst du dich auch als ob du zu Hause in deiner 5 Sterne Villa bist. Karl de Rown hatte alles erreicht, und somit war er leicht auszumachen. Er saß in seinem 5.000 Dollar Trainingsanzug am größten Tisch, umgeben von leichten Mädchen, Champagnerflaschen und Bodyguards. Während bemitleidenswerte Möchtegern-Gangster versuchten eine Audienz zu bekommen oder sich als wichtig aufspielten und versuchten die Blicke auf sich zu ziehen, warf de Rown mit Dollars um sich und kümmerte sich einen Scheissdreck um alles was keine Titten hatte. Das war auch seine Schwäche und nach dieser Unachtsamkeit konnte man die Uhr stellen. Traynor und Honey nutzten die Gunst der Stunde und mischten sich unerkannt unter den feiernden Pöbel.
Beschwingt durch das Feeling der Nacht, die Musik und getarnt durch Versace Anzüge und Sonnenbrillen observierten sie Karl de Rown und versuchten ihn mit anwesenden und bekannten Gesichtern in Verbindung zu bringen. Er schaute nur selten von seinen Begleiterinnen auf, denn er hatte Leute die sich um die Geschäfte kümmerten und so sah man sie kommen und gehen. Handschlag, Kuss auf die Wange, zustimmendes Nicken, akzeptierende oder ablehnende Blicke. Karl de Rown musste sich nicht mehr mit den Belanglosigkeiten beschäftigen, er hatte für jede Handbewegung einen Affen, der ohne Probleme durch einen anderen ersetzt werden konnte sollte das Geschäft nicht nach seiner Zufriedenheit gelaufen sein. Doch einmal blickte er tatsächlich auf, streifte Traynors Gesicht und schwenkte dann über zu einer Frau. Auf den ersten Blick schien er sehr konzentriert zu sein und vergaß das sich mindestens 10 hübsche Häschen neben ihm räkelten. Diese Frau schien eine Bedeutung für ihn zu haben, gleichzeitig wirkte sie sehr zerbrechlich und passte so garnicht in dieses Szenario. Als sie sich von de Rown abwandte konnte Traynor einen flüchtigen Blick auf ihr Profil erhaschen und starrte ihr wie gebannt hinterher, als sie durch eine Tür im hinteren Teil des Clubs ging. Sie hatte etwas besonderes, etwas was er noch nie zuvor an einer Frau entdeckt hatte. Sie strahlte eine Unschuld aus und gleichzeitig konnte sie in diesem Milieu bestehen. Unruhig und sich seiner Selbst unsicher, beschloss Traynor ihr zu folgen und schälte sich durch die Massen an schwitzenden Körpern und zuckenden Bewegungen, stets fokussiert auf die Tür im hinteren Teil des Clubs. Mit einem Nicken gab er Honey, welcher an der Bar an einem Tequila Sunrise nippte, zu verstehen, dass dieser seine Position beibehalten solle.
Die Tür entpuppte sich als Zugang zu einem riesigen Balkon, umsäumt von Palmen mit Blick auf Miami und den Ozean. Eine kühle Briese strich ihm durch das verschwitzte Haar und kühlte seine Stirn… dort sah er sie stehen… an das Balkongeländer gelehnt, den Blick auf das Meer gerichtet. Traynor nahm ungläubig die Sonnenbrille ab. Es war als wäre er in in eine Art Blase eingetreten, eine Aura aus Frieden und Schönheit. Vergessen waren der Dreck der Straßen und die sich ständig verändernde Stadt, das Pulsieren, die Nacht Clubs, die Kriminalität, das Dezernat und auch sein Partner. Eine Intimität machte sich in ihm breit. Im Hintergrund nahm er das gedämpfte Wummern des Basses wahr… doch es war sein Herzschlag. Vor ihm bot sich ein Gemälde von absoluter Schönheit und der Schleier der Dunkelheit bedeckte Miami wie eine Decke. Palmen rahmten Sie ein, vereinzelte Neonreklamen und Lichter in der Ferne signalisierten Leben, und ihr Körper schmiegte sich mit jeder ihrer faszinierenden Rundung an das Geländer. Angestrahlt von den dezenten Lichtern des Clubs erschien Sie durch in rotes Party Kleid in mysteriösem und dunklem violett. Eine Zigarette in der linken Hand, aschte sie gedankenverloren ab, in einen Aschenbecher aus Elfenbein. Das war der Moment in dem Traynor sich bewusst wurde das Sie nicht nur anders war, sie gehörte hier nicht hin. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht. Noch immer konnte er Menschen wie ein Buch lesen, ein Talent das ihm nie abhanden gekommen war. Auch das war ein Grund für seine zahlreichen Festnahmen, niemand konnte ihm etwas vormachen. Ihre schwarzen langen Haare bewegten sich leicht im Wind, ihr etwas dunklerer Teint verriet das sie vermutlich mexikanische Wurzeln hatte.
Traynor steckte die Sonnenbrille in die Innentasche seines Anzugs und ging auf sie zu. Er konnte fühlen das sie ihn bemerkte, doch es schien sie kalt zu lassen. Mit einem gespielt selbstsicheren Annäherungsversuch schwang er seine Arme auf das Geländer und stützte sich lässig in die Ellbogen womit er seine breiten Schultern besser zur Geltung bringen konnte. Sein Blick, verschmitzt, auf die flackernden Lichter in der Ferne gerichtet. Seine Art, kühl kalkulierend und sich seines Auftretens bewusst. Seine Worte, wie Seide an einer Spindel, wohl gewählt und weich wie Samt.
„Es ist ein bisschen schattig hier draußen…“ ohne sie anzuschauen „… ihr Freund würde nicht wollen das sie sich erkälten, doch andererseits ist es eine Wohltat aus diesem Lärm und Gestank rauszukommen. Ich kann verstehen das sie ihren Blick lieber in die Ferne schweifen lassen während das Leben in ihrem Nacken pulsiert.“
Schweigen… Er war verblüfft, keine Regung. Normalerweise hatte er jetzt bereits eine Hand im Schlüpfer seiner Eroberung und zog sie an sich heran. Traynor spürte plötzlich einen Adrenalinstoß wie er ihn Jahre nicht mehr gespürt hatte. Nervosität machte sich in ihm breit. Im Augenwinkel sah er wie sie unbeeindruckt abaschte. Er musste jetzt alles auf eine Karte setzen.
„Das letzte mal… als ich das wahre Leben spürte, hatte ich kalten Stahl in meinem Nacken. Es war eine Desert Eagle mit .357er Kaliber…“ Traynor atmete tief aus „… genau zu dieser Zeit war ich gefesselt auf einem Balkon hoch über Miami. Ich sah das Meer, auch ich, wie sie, ließ meinen Blick schweifen. Ich hatte in diesem Moment abgeschlossen, mit allem! Ich erinnerte mich an alles was mir jemals wichtig war… und ich erinnerte mich an meine Frau und an das letzte Telefonat… Wir sprachen so lange… über alles… ich hatte sie verletzt. Mein männlicher Stolz hatte einen Keil zwischen uns getrieben, ich war noch in der gleichen Nacht, mit meinem Ford Mustang der 3. Generation, raus in die Nacht gefahren und hatte mich unmenschlichen Alkoholexzessen hingegeben. Doch ich wusste, das kann es nicht gewesen sein. Will ich alles wegwerfen? Für nichts? Ich musste mit ihr sprechen…“ Traynor bedeckte mit der rechten Hand theatralisch seine Augen und spannte dabei seinen enormen Bizeps an, das Jackett spannte sich über seinem Arm.
„Ich fand eine Telefonzelle und wählte ihre Nummer… als sie abnahm wusste sie bereits das ich es war. Sie fragte mich ob es echt war… Ja verdammt, es war echt! Das war das erste mal in meinem Leben das mir eine Träne das Gesicht runterlief… doch… noch im gleichen Moment hörte ich einen Schuss… einen Schuss aus genau dieser Desert Eagle, mit .357er Kaliber, die ich wenige Stunden später auch in meinem Nacken spürte. Ich wusste es war vorbei, die Kugel musste ihr das Gesicht zerfetzt haben, alles was ich noch hörte war ihr blutspuckendes Röcheln. Vermutlich lebte sie noch ein paar Sekunden… was danach passierte ist Geschichte.“ Er atmete tief ein und aus, ließ seinen Kopf hängen. Doch dann drehte er sich plötzlich um und lehnte sich mit den Ellbogen auf das Geländer während er sie durchdringend ansah. Sein eng anliegendes Hemd ließ keinen Raum für Spekulationen denn es schmiegte sich gnadenlos über seine enormen Brustmuskeln.
„Was ist ihre Geschichte?“ Sein Blick durchbohrte sie mit einer Mischung aus Begierde und Verruchtheit. Er sah zum ersten mal ihr Gesicht, ihr Profil in der Neon Schrift des Clubs, der Qualm langsam aus ihrem Mund aufsteigend. Sie drehte sich ihm zu… es schien ihm als würde alles in Slow-Motion ablaufen. Traynor spürte nun erneut das Leben, von dem er sich einst bemühte es zu vergessen. Ihre Augen, ihre Nase, ihr Mund, der Qualm entweichte und rahmte sie wie ein Ölgemälde ein. Auch dieses mal war es Echt!

Angelina war die Tochter von Karl de Rown. Doch ihre Liebe zu Traynor war echt. Sie wusste nichts von den Geschäften ihres Vaters. In den Armenvierteln von Miami half sie tagsüber in Suppenküchen mit und arbeitete bei Nacht im horizontalen Gewerbe, sie brauchte das Geld für ihr Lebensprojekt, das Waisenhaus. Als Tochter einer italienischen Nonne war sie in Tijuana zur Welt gekommen und lernte sich in den Drogenkriegen unauffällig zu bewegen. Ihre Mutter nahm sie im Alter von 10 Jahren mit nach Amerika und versuchte ein neues Leben aufzubauen während ihr Vater in Mexiko sein Kartell begründete. Sie hatte nie viel von ihrem Vater gehabt, ihre Mutter sprach nie über ihn und die Jahre vergingen. Karl de Down konnte mit seinem dreckigen Business in Amerika Fuß fassen und versuchte auch wieder Kontakt zu Angelina aufzubauen. Angelina war ein gutes Mädchen, sie glaubte an das gute im Menschen und so wollte sie sich ihrem Vater wieder annähern. Doch Karl de Rown war das gleiche Stück Scheisse das er gewesen war als er seine Frau und Tochter vor die Tür gesetzt hatte. Er wird immer ein Stück Scheisse bleiben, dessen war sich Angelina sicher… und als sie die Blumen auf das Grab ihrer Mutter legte schwor sie sich das sie alles tun würde um sich von ihrem Vater zu lösen.

Miami/1985

Seine Faust hämmerte auf das handgefertigte Lederlenkrad des Testarossa. Seine Gedanken, angereichert durch zahlreiche Drogen, explodierten in Mordfantasien und Vergeltung. Zähneknirschend riss er sich die Carrera Sonnenbrille aus dem Gesicht und warf sie gegen die Windschutzscheibe. Sie zerplatzte und verteilte sich über dem ganzen Amaturenbrett. Traynor riss die Augen auf und stierte wie besessen auf die vor ihm hinrasende Straße. Ampeln und Häuser flogen im Fast Forward an ihm vorbei. Der Anblick der fliegenden und hypnotisch wirkenden Straße erfüllte ihn mit einem klaren Gedanken. Durch all den Smog aus Kokain, Methadon, Crystal Meth gemischt mit Dom Perignon, Moskovskaya und Dalmore, konnte er ein Licht wie einen Rettungsanker fassen. Bullen wie er waren der Grund warum auf dieser beschissenen Welt vieles den Bach runter ging. Abschaum wie de Rown machten die Angebote und spannen danach die Fäden. Traynor war ein Teil dessen warum Kartelle solche Macht erhielten. In all der Zeit seines Lebens hatte er sich für einen guten Menschen gehalten. Moral, Gewissen, Rechtschaffenheit waren wichtige Grundpfeiler seiner Erziehung gewesen. Wenn stark gefestigte Gutmenschen wie er diesem Leben verfallen konnten, dann war niemand davor sicher.
Ein Zeichen musste gesetzt werden, für alle die Folgen würden. Ja, er hatte einen massiven Fehler begangen, er hatte auf alles geschissen, und am schlimmsten, er hatte sich selbst verraten. Sein Angesicht ekelte ihn an. Aber es war nicht zu spät, Arschlöcher wie Karl de Rown starben niemals eines natürlichen Todes und dafür würde er sorgen. Dafür würden die Desert Eagle mit .357er Kaliber, die Merkel Doppelflinte, die Uzi und das Rambo Messer sorgen. Er wird dieser Welt etwas zurückgeben und nach dieser Nacht wird es eine bessere Welt sein. Angelina hatte sich von ihm abgewandt, er liebte sie noch immer… er würde es auch für sie tun, auch wenn sie nichts davon wusste.
Der Blick verdunkelte sich, der Tunnel verdichtete sich, sein Herz schlug von innen gegen seinen Brustkorb und drohte ihn zu zerbersten. Sein Griff festigte sich, sein Fuß drückte das Gaspedal während sein Bein sich verkrampfte. Der 12 Zylinder Ferrari Testarossa in weinrotem Lack schoss über nassen Asphalt, vorbei an Neon, rein in die Dunkelheit.

Zusammenfassung

AKT 03 „Time is on our side“

Miami/1985/Fisher Island/Samstag/6:32 AM

Das ruhende tiefblaue Wasser des Pazifiks wurde durch, von der Atmosphäre eingefärbtes, rotes Sonnenlicht berührt. Die ersten Strahlen blitzten über das Meer in Richtung Strand, vorbei an aufgescheuchten Möwen, Booten der Küstenwache und kreisenden Helikoptern der MPD.
„Lassen Sie die Waffe fallen!“ Der Lichtkegel eines über der Szenerie kreisenden Helikopters schwenkte unruhig über den Punkt auf den sich alles zu konzentrieren schien. Der Polizist brüllte in ein Megaphon während ein anderer versuchte mit seinem Scharfschützengewehr das Ziel im Auge zu behalten. Die Küstenwache bretterte aus der Ferne auf den Strand zu, hinter dem Strandabschnitt brannte eine riesige Villa in Grund und Boden, der Asphalt vor der Villa war übersät mit übel zugerichteten Leichen in feinen Anzügen. Blut färbte den Parkplatz rot auf welchem ein weinroter Ferrari Testarossa mit Einschusslöchern, von Feuer verfärbten Chromfelgen und platten Reifen stand. Dunkelroter durchwühlter Sand, Fußspuren die in Richtung Wasser führten, leere Patronenhülsen einer Desert Eagle mit 357er Kaliber und ein blutiges mit Fleischfetzen verziertes Rambo Messer gruben sich in den warmen Miami Sand. Am Ende der Blutspur, im Lichtkegel des Helikopters drückte ein Mann einem anderen Mann die Desert Eagle in den schweissnassen und von Blut verklebten Nacken. Auf seinen Knien im Sand spürte er das eisige Metall im Genick, er spürte das warme Blut seine Stirn herunterlaufen. Er wusste… es war vorbei.

Miami/1986/Ocean Drive/Samstag/1:00 PM

Palmen säumten den Ocean Drive, die warme Sonne stieß mit einer gebündelten Stärke durch die sich in der leichten Sommerbrise rhythmisch bewegenden Palmenblätter. Mit 50 mph rollten sie über die Straße, vorbei am Prime Italian und dem Ocean House South Beach. Das Verdeck runtergeklappt, das Leben beobachtend und untermalt von den neusten Hits aus dem Autoradio schien sich alles wie in Slow-Motion abzuspielen. Junge Frauen mit Rollschuhen bahnten sich ihren Weg über die Straßen und Gehwege, vorbei an joggenden muskulösen Männern und dem treibenden Business der Stadt. Hier wurde Mode gekauft, dort wurde Kunst gehandelt und nebenbei das neuste Tape mit den heißesten Hits dieses Sommers eingepackt. Getragen durch den Lifestyle und den Zeitgeist war es niemals besser gewesen. Ihre Zeit war jetzt, es war das richtige Jahrzehnt am richtigen Ort und ihr Leben zusammen hatte gerade erst begonnen. Viele Jahre zu zweit lagen noch vor ihnen. Die Sonne brannte auf der Haut, die Sonnenbrille tauchte die Szenerie in ein kontrastreiches Paradies. Während die USA Libyen bombardierte, Mike Tyson der jüngste Heavyweight Champion der Geschichte wurde und Culture Club durch alle Lautsprecher dröhnte ließen sich Traynor und Angelina von diesem Moment auf Miami’s Straßen einfangen. Die Welt spielte ihre Spiele und würde sich weiterdrehen, keiner konnte das verhindern, doch dieser Moment gehörte nur Ihnen.
Sie drehte sich auf dem Beifahrersitz zu Traynor und lächelte ihn an. Genau zu diesem Zeitpunkt, an der Ecke 5th Street, brach die Sonne hinter dem Savoy Hotel hervor und tauchte Angelinas golden-braune Haut und ihre im Wind wehenden Haare in das Profil einer Göttin. Traynor erinnerte sich an das erste mal als er dieses Gefühl spürte, es war vor 4 Jahren im Club 1235. Tief ihn ihm spürte er, dass es das Richtige war. Seine Familie, seine Schule, die Karriere bei den Cops, die Versetzung nach Miami, die Exzesse, die Morde, de Rown… das alles hatte ihn zu diesem einen Moment gebracht. Dieser Weg war ihm vorherbestimmt… es war Schicksal… es war magisch… es war…

Miami/1985/Ocean Drive/Samstag/1:13 AM

Da vorne war er, Karl de Rown! Nachdem Traynor im Club 1235 in South Beach erst das Sicherheitspersonal und dann de Rowns persönliche Leibwächter zum Teufel geschickt hatte, richtete er im Club ein Blutbad an und pumpte jeden dieser Missgeburten voll Blei. Wer es nicht schaffte die Szene rechtzeitig zu verlassen wurde von Traynors, von Drogen und Alkohol, euphorisiertem Zorn hingerichtet. Sie alle hatten sich dieses Leben ausgesucht, keiner dieser Hundesöhne war unschuldig. Karl de Rown wusste wer sich in seinem Club aufhielt, jeder der hier geduldet war, wurde ausgeschaltet. Die Strafe für diese eine falsche Entscheidung in deren jämmerlichen Leben kam in dieser Nacht in einer Kugel verschickt. Die Uzi ratterte zum harten Stakkato Beat des Clubs und pulverisierte jeden auf der Tanzfläche. Fliehende Gäste rutschten auf dem Meer aus Blut und Innereien aus und wurden durch die Druckwelle der anfliegenden Projektile zurück in die Menge geschleudert.
Karl de Rown schaffte es sich durch hunderte seiner sterbenden Hunde den Weg zum Hinterausgang zu bahnen. Er scherte sich einen Dreck um jeden einzelnen in diesem verpesteten Dreckloch. Das ganze Geld hatte ihm nur Hunde beschert, jedoch keine Freundschaft und schon garnicht Liebe. Jeder war ersetzbar, jeder außer er selbst, das wusste er.
Jetzt sah er ihn! Traynor brannte mit 120 mph über den Ocean Drive… und kam immer näher. Der Ferrari 328 GTS des Kartelbosses machte es Traynor schwer schritt zu halten, doch er prügelte jeden letzten Rest aus seinem Testarossa und schloss auf. Die Reifen qualmten und quietschten als sie an der Ecke Ocean und South Pointe Drive in Richtung Apogee Associates abbogen und de Rown Kurs auf seine rettende Villa auf Fishers Island nahm. Traynor kannte ihn und wusste das Gestalten wie er sich bei Gefahr auf schnellstem Wege in ihre Festung zurückziehen würden. Während Traynor das pumpende Lenkrad mit einer Hand hielt, lud er mit der anderen seine Uzi nach und legte die Waffen auf seinem Beifahrersitz zurecht. Da waren sie, die 357er D’Eagle, die Merkel Doppelflinte, das Rambo Messer und die Uzi. Wenn das alles nicht reichen sollte hatte er immer noch seine Hände.

Miami/1985/Fisher Island/Samstag/5:57 AM

Seine Hände verkrampften sich, er spürte nichts mehr außer blindem Hass. Die Adern traten auf seinen Hände hervor als er Karl de Rown versuchte endgültig die Luft abzudrücken. Sie lagen zwischen der brennenden Villa und des Strandabschnittes auf dem Parkplatz. Traynors weißer Versace Anzug war nur noch ein roter zerrissener Stofffetzen, aus einer Schusswunde in seinem Magen tropften dicke Kleckse Blut auf den Asphalt. Das alles hielt in nicht davon ab de Rown zu würgen. Dieser lag auf dem Rücken und eine klaffende Beinwunde oberhalb des Kniegelenks schoss kleine Fontänen auf Traynors Anzug. Zähneknirschend versuchte Traynor den Griff zu verstärken doch er spürte seine Hände vor Taubheit nicht mehr. Die Hitze der Villa im Nacken und Blut in den Augen ließen einen kleinen Moment der Unachtsamkeit zu und de Rown schaffte es sich das Rambo Messer zu schnappen, welches vom Gerangel zuvor noch in Griffweite lag. Wie ein kalter Schauer lief es Traynor den Rücken herab als er in einer Millisekunde bemerkte das er etwas übersehen hatte. Plötzlich wurde der krankhafte Mordschleier Traynors durch einen unmenschlich und bohrenden Schmerz durchbrochen als de Rown ihm das Messer mit voller Wucht in den Magen rammte. Fleischfetzen und Blut von de Rowns Bein mischten sich im inneren von Traynors Eingeweiden mit dessen Blut und ein Schwall hellrotes Blut klatschte auf de Rowns Gesicht. Der Griff lockerte sich noch in diesem Moment, de Rown nutze diese Gelegenheit, stieß ihn ruckartig von sich weg und schaffte es auf die Beine zu kommen. Wie paralysiert blieb Traynor liegen und konnte es nicht fassen. Ein Blick auf seinen Bauch verschlechtere seinen Allgemeinzustand schlagartig und er brüllte in den Nachthimmel. Der große Griff des Messers ragte noch aus seinem Bauch, die Klinge war nicht mehr zu sehen. Im Augenwinkel sah er den Hundesohn in Richtung Strand humpeln. Er keuchte, stöhnte und gurgelte, vermutlich hatte er ihm den Kehlkopf gebrochen. Der wackelige und apathische Abgang de Rowns gab ihm Kraft und so schaffte er es auf allen Vieren zu seiner, im Gefecht zuvor verlorenen, D’Eagle zu kriechen. Durch das Adrenalin und die Schmerzen war er plötzlich wieder klar im Kopf, visierte an und zerfetzte de Rowns linke Wade mit einem faustgroßen Loch. Ein bellender Schrei stieg auf als der Drecksack im Sand zu Boden ging. Traynor hielt sich die Bauchwunde mit dem in ihm steckenden Messer und schlurfte langsam auf de Rown zu, der wimmernd im Sand lag. Er wollte ihn Leiden sehen, er wollte ihn Spüren lassen was all die Jahre aus einem aufrechten Cop gemacht hatten. Damals hatte er Honey versprochen er würde alles tun um das zu beenden und wenn es so weit wäre, würde er es langsam tun. Jegliche Gesetze und jegliche Moral waren nicht mehr für ihn gültig, er hatte alles verraten, gebrochen und getötet was aus ihm einen Menschen gemacht hatte. Er war nicht mehr oder weniger Mensch als dieses Stück Scheisse hier im Sand, er war genau das selbe. Kurz blitzte es in ihm auf das auch Karl de Rown möglicherweise vor vielen Jahren ein aufrechter Mann gewesen war, das auch er, wie Traynor, eine falsche Entscheidung getroffen hatte. Doch seine Gedanken wurden von einem gigantischen Knall unterbrochen als die 357er D’Eagle sich löste und de Rowns linke Schulter explodieren ließ. Für Gedanken dieser Art war jetzt kein Platz, es ging zu Ende, so oder so. Traynor fiel auf die Knie und blickte auf das wehrlose Stück Fleisch. Keine Macht, keine Freunde, niemand der ihn liebte, er hatte in seiner Zeit nur Leid verursacht und niemand wird um ihn weinen. Wenn er von dieser Erde geht wird der Verlauf ein besserer sein. Weitere werden folgen, aber das wird nicht mehr sein Problem sein, man muss in seiner Zeit machen was einem als möglich erscheint. Irgendwie muss diese verdammte Welt ein besserer Ort werden, und wenn es nur mit Gewalt geht, dann soll es so sein.
Traynor hob seine Hand und legte sie auf den Griff des Rambo Messers. Sein Griff festigte sich, sein Blick verhärtete sich und er fing an das Messer langsam aus seinem Fleisch zu ziehen. Tausend Blitze schlugen in seinem Kopf ein, ein Gefühl als würde die Hölle selbst Lava zwischen seine Eingeweide gießen. Tränen schossen aus seinen Augen und ein Schrei, durchtränkt mit Jahren des Verlustes, einer Karriere des Versprechens und eines Lebens der Rechtschaffenheit, löste sich und ließ Möwen in der Ferne aufsteigen. Von der Spitze der Klinge tropfte Blut in den Sand und er fiel auf die Knie. Er nahm den Arm des glucksenden de Rown, breitete ihn auf dem Sand aus, sammelte alle Kraft in seinem geschundenen Körper und rammte die 29cm Klinge durch den Handrücken de Rowns in den warmen und Blut getränkten Sand. Ein wimmernder Schrei löste sich und hielt an als Traynor das Messer mit aller Kraft um 90° in der Wunde drehte. Er biss sich auf die Lippen und konzentrierte sich ihm möglichst viel Schmerzen zuzufügen als er versuchte die Handwurzelknochen von den Sehnen zu lösen und die Knochen von dem Gewebe zu trennen. Mit chirurgischer Gleichgültigkeit trennte er die Hand nach minütiger Tortur ab und ließ entkräftet und zufrieden, im Glauben über de Rowns Ohnmacht, das Messer fallen. Eine Drehung de Rowns, Sand in den Augen, Traynor wich überrascht zurück. Aufblitzende Klinge, stechender Schmerz, ruckartiges zu Boden reißen. Traynor stützte sich entgeistert vornüber auf seine Hände und Keuchte. Karl de Rown war schon unter ihm verschwunden und stand neben ihm. Das Messer ragte seitlich aus Traynors Brustkorb, es hatte im besten Falle nur die Lunge total zerrissen. Speichel und Blut tropfte aus Traynors Mund während er die Augen weit aufriss. Er konnte es nicht Glauben, warum hatte er gezögert, die Karten waren zu seinen Gunsten. Ein Ruck durchstach seine Flanke und er spürte seine Extremitäten nicht mehr. Alles war zu einem tauben aber kribbelnden Berg aus Fleisch zusammengesackt. Er hatte keine Kontrolle mehr über seine Körperfunktionen und ließ die Exkremente laufen. De Rown hatte das Messer rausgerissen und warf es über seine Schulter in den Sand.

Miami/1985/Fisher Island/Samstag/6:33 AM

Sein einziger Trost war das de Rown mit diesen Verletzungen vermutlich nicht überleben wird, falls doch, wird das Polizeiaufgebot ihn zur Strecke bringen. Gedanken schossen durch seinen Kopf als er das kalte Metall im Nacken spürte… magische Gedanken… es war Schicksal… es war…

Miami/1985/Ocean Drive/Samstag/1:00 PM

Die Sonne brannte heiß auf den Asphalt und die schönen gebräunten Körper dieser Generation. Cabrios fuhren in relaxter Geschwindigkeit den Ocean Drive entlang, das Business lief gut, Kinder spielten am Straßenrand und Teenager gingen zusammen an den Strand. Rollschuhfahrende junge Frauen überkreuzten den Ocean Drive an der Ecke 5th Street und bogen in Richtung Strand ab. Die Hits des Sommers beschallten die Szenerie und irgendwo in der Ferne hörte man leise Polizeisirenen.

Moin Moin, ich habe eine Frage über die Anwendung von Zeitformen

Folgendes Beispiel:

“Die gesamte Decke besteht aus einem filigran verzierten Spiegel, mit gleichmäßig verteilten Kronleuchtern, die den Raum erleuchteten”.

Verwende ich besteht in der richtigen Zeitform?


Was passiert ist in der Vergangenheit, also Präteritum. Daher erleuchteten.
Aber wenn ich bestehen in derselben Zeitform schreibe, klingt es so, als würde es nicht mehr existieren.

Also: “Die gesamte Decke bestand aus einem filigran verzierten Spiegel, mit gleichmäßig verteilten Kronleuchtern, die den Raum erleuchteten”.

Finde ich nicht. Vergangenheit passt!

:supa:

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Du mixt niemals Zeiten in einem Satz. Grundsätzlich solltest du alles in der gleichen Zeitform schreiben (Außer, du hast irgendein wildes Gimmick in deinem Werk, was das ganze inhaltlich rechtfertigt).
Dein Haupt-Charakter sieht die Decke ja auch zu dem Zeitpunkt, wo sie die den Raum beleuchtet. Zu dem Zeitpunkt bestand sie aus […]. Wie sie jetzt aussieht, keine Ahnung, vielleicht immer noch, vielleicht auch garnicht.

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Ich hab das hier gefunden.

@T_r4X

Gegenstandsbeschreibung: Merkmale und Schreibstil - Studienkreis.de

Die meinen man solle es im Präsenz beschreiben.

"Die gesamte Decke besteht aus einem filigran verzierten Spiegel, mit gleichmäßig verteilten Kronleuchtern, die den Raum erleuchten".

Das wäre dann die gleiche Zeitform. :thinking: