Ja, ich weiß (und habe ich oben auch gemeint). Und dennoch gibt es jedes Mal die Diskussion, weshalb Angrists Vorschlag oben reichlich Nerven kostet.
Ist wohl ziemlich eng dort und die Kinderwagen haben schon öfter Schäden verursacht. Und da Schilder und Hinweise der Angestellten nichts geholfen haben jetzt die Teile davor gestellt. Für mich alles absolut verständlich.
Sowieso. Laut Artikel habe die Besitzerin ja auch angegeben, dass es einen Hintereingang für Rollstuhlfahrer gibt und der gerne benutzt werden darf / soll. Sehe also das Problem erst einmal nur darin, dass das umständlicher ist.
Auf der anderen Seite: wenn ein Rollstuhlfahrer keinen Platz findet, weil ein Kinderwagen diesen blockiert…
Das interessiert auch nicht. Schon mal live in einem engen Café erlebt wie eine Mutter da nicht hören wollte. Selbst der Hinweis das sie die Bedingung Ansprechen kann die draußen kellnert hat nichts gebracht.
Oder wie schon erzählt in der Bahnen gibt es regelm. Probleme, weil die Leute nicht checken, das nur hinten und vorne Platz ist.
Eltern können ein Kind mit reinnehmen,
Danke für den Hinweis. Ich komme auf 120 von 190
Über den Spendenaufruf von @Thcerbla86, gefolgt vom Reha-Thread von @kirschkuchn, bin ich auf diesen Thread gestoßen. Normalerweise bin ich in der Community ja nicht sehr aktiv, aber nachdem ich die ganzen Posts in allen drei besagten Threads gelesen habe, finde ich es schon schade, dass hier alles etwas eingeschlafen zu sein scheint…
Ich selbst habe eine spastische Zerebralparese und bin im Alltag de facto auf einen Rollstuhl angewiesen. Vereinfacht gesagt sind meine Muskeln übermäßig stark angespannt, wodurch feinmotorische Tätigkeiten, eine lockere Körperhaltung und freies Gehen für mich problematisch sind.
Aktuell beschäftigen mich zwei Themen ganz besonders. Da wäre zunächst einmal die Jobsuche. Natürlich ist das wegen Corona aktuell nicht nur für mich etwas schwieriger als sonst, aber ich merke deutlich, dass ich auf viel mehr Punkte achten muss als meine ehemaligen Kommilitonen, länger auf Rückmeldungen von Unternehmen warte, und insbesondere viele bürokratische Hürden nehmen muss. Da ich meine Masterarbeit quasi interdisziplinär über die wirtschaftlichen, sozialen und juristischen Aspekte der Integration von Schwerbehinderten auf dem Arbeitsmarkt geschrieben habe, kenne ich die Faktenlage und diverse “Abgründe” natürlich sehr gut, aber es ist nochmal etwas ganz anderes, sich aktiv und praktisch mit der Situation auseinanderzusetzen. Vor allem spüre ich einen gewissen Druck, was den Berufseinstieg betrifft. Denn latent ist immer die Angst da, dass ich trotz Top-Abschluss gegen das Behindertenstigma kämpfen muss, und mir gewisse Positionen oder Entwicklungsmöglichkeiten verwehrt bleiben, da Rollstuhlfahrer aktuell noch eine ziemliche Seltenheit in den typischen “Anzugträgerjobs” sind.
Das andere Thema ist meine Unabhängigkeit. Mit mittlerweile 27 Jahren wohne ich aktuell noch bei meinen Eltern, die mich quasi schon immer gepflegt und unterstützt haben. Im Laufe des Studiums habe ich dann gemerkt, dass meine Kommilitonen sehr an den Herausforderungen des Studentenlebens gewachsen sind, insbesondere was Eigenverantwortung angeht, während mir in manchen Bereichen noch eine gewisse geistige Reife fehlt, da ich nie richtig die Gelegenheit hatte, mich den kleinen und großen alltäglichen Herausforderungen zu stellen, richtig auf die Schnauze zu fliegen, und es beim nächsten Mal besser zu machen. Das will ich jetzt im Zuge meines Berufseinstiegs ändern, und mir eine eigene Wohnung suchen, wo auch immer ich einen Job finde. Dafür werde ich wohl eine Alltagsassistenz brauchen, was wieder ein riesiger bürokratischer Aufwand ist. Wenn ich bei den Anträgen dann lese, dass es unter dem Punkt “Angestrebte Wohnform” die Optionen “Wohnen in einer Wohneinrichtung”, “Stationäres Einzelwohnen” und “Ambulant betreutes Wohnen” gibt und ich meine Antwort - “Eigenverantwortliches Wohnen mit stundenweiser Assistenz” - unter “Sonstiges” angeben muss, merkt man wieder einmal, wie Behinderte von der Allgemeinheit wahrgenommen werden. Ähnlich sieht es bei der angestrebten Beschäftigung aus. Dort steht die Option “Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung” noch vor “Arbeit auf dem freien Arbeitsmarkt”, und unter “Vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen” gibt es eine Box für “Lesen, Schreiben, Rechnen”, während für mein Studium wieder nur unter “Sonstiges” Platz ist…
Ich weiß, dass so eine Umstellung hin zu mehr Eigenverantwortung für viele Leute, ungeachtet irgendwelcher Behinderungen, eine große Herausforderung ist, und ich glaube, dass es parallel zum Jobeinstieg nochmal eine Ecke anspruchsvoller ist als parallel zum Studium, aber mit der Zeit ist mein Drang, dieses Ziel zu erreichen, so sehr gewachsen, dass ich jede Hürde auf dem Weg in Angriff nehmen werde. Denn ich will, dass sich die Mühe und der Stress im Studium gelohnt haben. Und ich will durch beruflichen Erfolg die Wahrnehmung von Behinderungen verändern bzw. Behinderte im beruflichen Kontext “sichtbarer” machen.
Hättest du mich Mal gefragt
Bei deinem zweiten Thema kann ich eventuell Tipps geben.
Hast du dich schon mal mit dem persönlichen Budget auseinander gesetzt? Ich arbeite für einen Menschen mit Muskeldystrophie und er bezahlt seine Assistenz über dieses Budget. Er hat bis vor 3 Jahren bei seiner Mutter gelebt. Jetzt mit Assistenz hat er ein eigenes Haus. Er arbeitet selber auch als Budgetberater
Ich war auch das Kind im Kindergarten, aber ohne Brille. Dafür mit einem abgeklebten Auge. Das Pflaster wurde wöchentlich gewechselt. Wenn das auf der Augenbraue war, hats echt wehgetan. irgendwann gabs eine Augen-OP.
Heute schiele ich noch, wenn ich müde bin. Aber ansonsten ist alles gut.
Ich würde meine Krankheit nicht direkt als Behinderung sehen…
Seid ungefähr 2007 stand ich im Leben total neben mir…es haben mehrere Faktoren eine rolle gespielt wie ich finde.
Ich hab zwar immer noch mit leichten Symptomen zu kämpfen aber das krieg ich gut geregelt.
Ich hatte oder eher ich habe eine Paranoide Schizophrenie.
Die Sache ist die…man sieht mir es nicht direkt an aber wenn es ausbricht ist es meistens für MICH in der Wahrnehmung zu spät und kann dann auch nicht gegensteuern weil ich quasi einen Film fahre.
Da bin ich froh eine Familie und gute freunde zu haben die es vielleicht eher merken.
zustimmend murmelt
Darum kümmere ich mich tatsächlich im Moment. Leider fehlten bei meinem Antrag ein paar Angaben, von denen ursprünglich aber gar nicht die Rede war(!), und ich muss noch einige Dinge abklären, bevor ich die nachliefere. Vollkommen künstliche Verzögerung, denn hätte ich das gewusst, hätte ich es ja schon längst vorher erledigen können…
Wenn es dann aber (hoffentlich demnächst) um die konkrete Planung, Suche und Absprache von und mit dem/den Assistenten geht, kommen sicher noch ein paar Fragen auf, bei denen du mir bestimmt helfen könntest.
Ich selbst bin nicht behindert und kenne in meinem größerem privaten Umfeld auch niemanden mit einer Behinderung.
Aber an meiner neuen Arbeitsstelle gibt es ein paar „eingeschränkte“ Leute. Taubheit, deformierte Gliedmaßen, fehlendes Bein, Kleinwüchsigkeit, so ziemlich von allem was. Aber die meisten arbeiten trotzdem Vollzeit und sind komplett integriert unter den Kollegen. Finde ich super, dass der ÖD da so vielen eine Chance gibt
Sind generell ein bunter Haufen, auch was die Altersverteilung und ethnischen Hintergründe angeht.
Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass das immer eine Zeitschieberei ist. Da es keine einheitliche Lösung für das Budget gibt, verhält sich jeder Kostenträger anders. Nur eins haben sie gleich, sie schieben auf Zeit. Ich hoffe, dass du nicht lange warten musst, aber du solltest dich schon mal drauf einstellen, dass es ein langes hin und her wird.
Einen Budgetberater solltest du vllt auch hinzuziehen. Denn es kommt noch zu Verhandlungsgesprächen. Ohne richtige Hilfe drücken die Kostenträger das Budget runter und kommen mit Aussagen wie „ein Heim wäre doch viel besser balabla…eine Pflegefirma wäre doch viel besser blabla“
Die haben halt nicht den Blick dafür. Es ist klar, dass man sich viel besser verselbständigen kann, wenn man ein eigenes Heim hat und auch Assistenten, auf die du vertrauen kannst. Aber wie gesagt, das ist manchmal ein langer Kampf.
Mein Chef hatte zu Beginn nur 2 Assistenten und konnte da noch nicht ausziehen. 1,5 bis knapp 2 Jahre hat es gedauert bis er 7 Assistenten genehmigt bekommen hat (was aber auch zum teil an ihm gelegen hat).
Ich möchte dich auf keinen Fall entmutigen! Man muss da echt am Ball bleiben und für sein Recht kämpfen. Es lohnt sich!
Auf der anderen Seite hören wir auch öfter beim Ministerium für Soziales (sind da in nem Verband für das persönliche Budget) dass es auch Kostenträger gibt, die recht schnell genehmigen. Daher hoffe ich mal, dass es bei dir schnell geht.
Sorry für den langen Text
Ach ja einen Budgetberater kann man vom Budget selbst bezahlen
Also von Firmen die ich so kenne, ist es meistens üblich, lieber die Strafzahlungen wegen zu geringer anstellung von Menschen mit Behinderung zu zahlen, als diese einzustellen,
Da gibt es von Seiten des mittleren Managements einfach zu viel Angst, da im Nachhinein auf den Deckel von Oben zu kriegen, wenn durch die Anstellung einer behinderten Person dadurch Probleme entstehen.
Gerade bei körperlichen Behinderungen wird dann , natürlich nicht offiziell, angeführt, dass man Angst hat das dann auf einmal Dinge erfüllt werden müssen .
DAs ist zwar teils übertrieben, aber wer es lesen will, führe ich mal solche Befürchtungen an,
ob unsinnig oder nicht mag jeder selbst entscheiden.
- keine Behindertentoiletten
- Angst verpflichtet zu werden Dinge umbauen zu müssen
- Angst die Person nicht einfach loswerden zu können
- Firma nur in wenigen Bereichen Rollstuhlgerecht (Einschränkungen da man sich immer nach der Person richten muss statt sonst wo man Arbeitnehmer zu Meetings, Arbeiten etc überall in der firma hinschicken kann)
- Brandschutz, es dürfen ja keine Aufzüge genutzt werden
- was wenn der Aufzug mal kaputt ist oder gewartet wird
- Türen natürlich alle nicht selbstöffnend, aber schliesen eben sofort, wenn man sie loslässt.
- Angestellter dann zu unflexibel da standortgebunden
Im Grunde haben die Arbeitgeber oft einfach keinen Bock, sich jemand ins Haus zu holen, der unflexibler ist als ein Standard 08/15 Mitarbeiter
Ein besonders krasser Fall von dem ich weiß.
Firma sucht Abteilungsleiter X auch per Headhunter.
Headhunter schlägt Kandidat Z vor, dessen Lebenslauf etc scheinbar auch alles Top ist.
Bewerbungsgespräch wird vereinbar.
Kandidat Z taucht auf und Personalleitung und Person die mit dem Recruiting für diesen Posten beauftragt ist, sind geschockt dass er im Rollstuhl sitz.
Bewerbungsgespräch dann abgewickelt, Kandidat abgelehnt.
Headhunter wurde dann von der Firma angerufen und gefragt “wie man ihnen so jemand schicken kann ?” und das “so jemand hinterrücks ohne die behinderung anzukündigen, eine frechheit sei”.
Man sagte, dass die Qualifikationen zwar gut seien, aber man nicht glaube, dass jemand im Rollstuhl die authorithät für diesen Posten hätte, auch vor allem bei Verhandlungen mit Lieferanten und co.
Sehe ich nicht so, würde eher sagen, wenn der Mensch im Rollstuhl geistig brilliant ist, würde es den Lieferanten sogar in eine nachteilige Lage versetzen, da der Lieferant erstmal in einer komplett ungewohnten Situation ist was dann zum Vorteil des Arbeitgebers des Menschen mit Behinderung wäre.
Es ist aber schon klar das die wenigsten Leute mit Behinderung im Rollstuhl sitzen.
Ich habe als Notanker schon auch ein paar Bewerbungen in Richtung ÖD rausgeschickt. Hat sicherlich auch gewisse Vorteile, gerade was Behinderte betrifft oder Leute, denen berufliche Sicherheit besonders wichtig ist. Dennoch fühlt es sich für mich aktuell irgendwie nicht richtig an. Wenn ich daran denke, wie sehr ich im Studium für Bestnoten und Zusatzqualifikationen geackert habe, wünsche ich mir, diese im Beruf auch zur Geltung bringen zu können. Zumindest für die ÖD-Stellen, auf die ich gestoßen bin, sind die Anforderungen nicht besonders hoch, und eine solche anzunehmen fühlt sich wie ein Eingeständnis an, dass ich meine Prioritäten in den letzten Jahren vollkommen falsch gesetzt habe…
Vielleicht denke ich in Zukunft ja auch anders darüber, aber wenn Angehörige verschiedener demografischer Gruppen (z.B. natürlich Behinderte, aber auch Frauen, Ausländer, etc.) weiter den „einfachen“ Weg gehen, den die Gesellschaft für sie „vorgesehen“ hat, wird sich an der öffentlichen Wahrnehmung auch nichts ändern.
Oh ja… Ich stehe derzeit in Kontakt mit einer unabhängigen Beratungsstelle und warte dort auf Rückmeldung zu einigen Detailfragen, bevor ich mich an den Kostenträger wende. Sollte ich diese Woche meinen Ansprechpartner nicht erreichen, werde ich aber einfach antworten. Auf die letztendliche Bearbeitung meines Antrags bin ich dann auch gespannt. Den habe ich damals ausführlichst begründet und auch nochmal von der Beratungsstelle gegenchecken lassen, also sollten zumindest keine groben Schnitzer drin sein.
Mich würde übrigens sehr interessieren, wie so eine Arbeitswoche für einen Assistenten aussieht, wie die Organisation/Abstimmung läuft, etc. Natürlich nur in dem Maße, wie du darüber sprechen darfst/willst, gerne auch per PN.
Du hast natürlich recht, es klingt teilweise schon entmutigend. Ich habe halt schon immer versucht, alle Faktoren, auf die ich Einfluss habe, wie Bildung etc., zu meinen Gunsten zu beeinflussen. Wie es am Ende ausgeht, weiß niemand, aber ich will mir nicht vorwerfen müssen, nicht alles versucht zu haben.
Ich habe ja auch eine Arbeitsassistenz beantragt, die mir im Arbeitsalltag bei unvorhergesehenen Problemen (z.B. wegen behinderungsungerechter Ausstattung) hilft. Darum kümmert sich - im Unterschied zur Alltagsassistenz - das Arbeitsamt, und die haben schon durchblicken lassen, dass es in meinem Fall recht easy laufen sollte.
Ob und in welchem Umfang ich dann tatsächlich Hilfe auf der Arbeit brauche, hängt natürlich sehr stark vom Unternehmen ab, und wird später anhand der konkreten Stelle festgestellt. Ich gebe zu, in dieser Hinsicht kommt mir Corona sogar sehr gelegen, da sich dadurch immer mehr Unternehmen mit dem Thema Home Office beschäftigen. Und dann würden ja recht viele der Befürchtungen, die du nennst, weniger stark ins Gewicht fallen.
Schreibe ich dir heute abend mal. Bin gerade bei der Arbeit
Hallo,
bin neu hier und dieser Thread spricht mich schon an, da ich einen Behinderungsgrad von 60% habe aufgrund eines angeborenen Herzfehlers (man sieht mir die Behinderung also äußerlich nicht an). Einen Job habe ich derzeit nicht und durch Corona wird das das aktuell noch schwieriger werden, denn wer will schon jemanden einstellen, der zur Risikogruppe gehört? Dabei habe ich schon zwei Ausbildungen hinter mir, finde aber trotzdem einfach nix. Und das war schon vor Corona so.
Ja, ich bin momentan also arbeitslos, dennoch wehre ich mich gegen das Klischee-Bild des typischen Hartz4-Empfängers. Sicher, die gibt es wohl auch, aber trifft eben nicht auf alle zu.