Qualifiziert leider nur zum Reichskanzler.
Wie kommst du denn dadrauf? Einerseits wird eine Umstrukturierung sehr viel Geld kosten, weil du erst die Strukturen schaffen musst, bevor du flächendeckend Kliniken schließen kannst. Das ist ein Prozess der ein vielleicht zwei Jahrzehnte brauchen wird. Zum anderen hat der aktuelle Personalmangel in der Pflege nichts mit Schließungen der Kliniken zu tun. Durch den gleichzeitigen Aufbau von ambulanten Versorgungszentren wird trotzdem medizinisches Personal benötigt.
Und genau darum geht beziehungsweise ging es bei dieser Maßnahme. Weniger Mobilität und Reduktion von Kontakten. Und das hat eine gewisse wissenschaftliche erwiesene Effektivität. Was du persönlich davon hältst, ist ja erst einmal egal - auch wenn du natürlich eine Meinung dazu haben darfst.
Wenn du dir den Link vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags angesehen hättest, hättest du festgestellt, dass sehr darüber gesprochen wird, wie sinnvoll die Maßnahmen sind.
Warum ich mich frage warum das noch verteidigt wird? Aber da guckt man auch zu viel auf zahlen. Es geht mir um die Willkür. Wenn es nach den Zahlen geht, ja dann sollen auch Leute nicht raus die ü80 Kilo wiegen oder nur Frauen dürfen raus, oder nur ü170 große Menschen. Oder warum keine Sperre am frühen Morgen. Bringt bestimmt alles die zahlen mehr oder weniger nach unten. Trotzdem nicht nachvollziehbar.
Den Mangel gibts weil zu wenig Personal sich um zu viele Patienten kümmern müssen. Bei der Umstrukturierung passiert ja genau genommen gar nichts außer dass Raum weggenommen wird. Die daraus resultierenden Arbeitsbedingungen und Gehalt sorgen dann nicht dafür, dass die Berufe attraktiver werden.
Davon ab hat diese Umstrukturierung ja klar Einsparungen im Vorrang weil bei Medizin mittlerweile der Profit zählt. Allein das halte ich für den falschen Weg.
Schau dir doch einfach den Link an. Anhand von anonymisierten Mobilfunkdaten können Bewegungsprofile erstellt werden. Daraus kann wiederum berechnet werden zu welchen Uhrzeiten eine Ausgangssperre welchen theoretischen Effekt hätte. Das könnte man nicht basierend auf deinen Vorschlägen, da die Daten gar nicht zur Verfügung stehen. Zudem ist die Uhrzeit keine Willkür. Eine zu frühe Ausgangssperre hat in Frankreich zu steigenden Infektionszahlen geführt - vermutlich weil alle Einwohner noch vor 18 Uhr den Einzelhandel aufsuchen mussten. Steht übrigens auch alles in dem verlinkten Dokument. Daraus kann man wiederum Rückschlüsse ziehen, welche Uhrzeiten möglicherweise einen positiven Effekt haben können.
Ich verteidige auch gar nicht die Maßnahme. Ich versuche dir nur den Hintergrund zu erklären, den du anscheinend nicht verstehst, weswegen du von Willkür sprichst.
Das sind verschiedene paar Schuhe. Die Umstrukturierung sorgt (vermeintlich) für eine bessere medizinische Versorgung der Bevölkerung und für eine bessere Nutzung von Ressourcen - das ist im Interesse aller. Wenn im bestehenden System nur symptomatisch der Personalmangel bekämpft wird, dann hat man es mit explodierenden Kosten zu tun, die das Gesundsheitssystem nicht stemmen kann. Ganz davon abgesehen, dass es gar nicht das benötigte Personal gibt. Die medizinische Versorgung wird dabei aber nicht verbessert, weil mindestens das vorher genannte Problem bei komplizierten planbaren Eingriffen bestehen bleibt.
Noch ein weiteres Paar Schuhe kannst du dir anziehen, wenn du berücksichtigst, dass das komplette Abrechnungssystem überarbeitet werden muss. Und noch eines, um die unsinnige Anzahl an Krankenkassen inklusive der privaten Krankenkassen zu überarbeiten.
Um nun aber den Bogen zurück zu Herrn Lauterbach zu spannen. Einerseits ist es seine Aufgabe in der Opposition auf Missstände hinzuweisen. Andererseits neigt dabei Herr Lauterbach aber dazu vergleichsweise ungefiltert und ohne weiteren Kontext Dinge (beispielsweise über Twitter) in die Welt zu setzen (und das kann man tatsächlich kritisieren) und durch seine mediale Präsenz bekommen seine Aussagen recht viel Momentum. Das ändert aber nichts daran, dass die Hintergründe (soweit ich das bisher bei ihm überblicken kann) zumindest (meist wissenschaftlich) fundiert sind. Die Aussagen mögen dir oder anderen nicht (immer) gefallen, dass müssen sie aber auch schlicht und ergreifend nicht.
Mit der Wahl des Bundeskanzler und der Vereidigung des Bundeskabinetts, schließt auch die Bundestagswahlnachbetrachtung.
Damit geht es im Legislaturperiodethread weiter.