Du verstehst aber, warum das nicht geht, oder?
Leute haben Rechnungen zu zahlen, Monatlich, nicht Virus-Schwellenwert-lich. Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Dann wäre MEIN Schwellenwert nämlich: Alles nicht-Essenzielle bleibt zu, bis das Virus ganz besiegt ist. Aber:
Und wärest du zufrieden, wenn man als Schwellenwert genommen hätte: Aktuelle Fälle müssen unter 50’000 fallen? Wäre das zu hoch? Zu niedrig?
Und wer sagt, dass das nicht gemacht wurde? Glaubst du nicht, man hat das Gesundheitssystem in die Überlegungen mit einbezogen?
Bis anhin hat die Deutsche Regierung eine sehr, sehr gute Arbeit darin geleistet, die Situation sauber abzuschätzen und zu reagieren. Ich bezweifle, dass man jetzt seit dieser Woche plötzlich angefangen hat, einfach so wild Ideen rauszuwerfen, ohne irgendwelche Kriterien zu beachten.
Ich sehe aber auch Leute, welche sich einfach darüber aufregen, dass überhaupt Lockerungen vorgenommen werden. Für manche ist jetzt im Moment schon Alles “zu früh”.
Aber ja, guter Punkt. Dass die Hauptkritik zu sein scheint, dass einzelne Bundesländer sich zu weit aus dem Fenster lehnen, das ist sicher fair. Und da sehe ich auch den Frust als gerechtfertigt.
Ja mir ist bewusst, dass das ne absolute Scheißsituation für ganz viele Menschen ist.
Aber selbst wenn man die Abwägung Menschenleben gegen Wirtschaft gehen möchte (was man zu einem gewissen Grad tun muss, auch wenn es schmerzt, das sehe ich sogar ein), ist die Logik falsch.
Denn in der Realität wird auch die Wirtschaft massivst darunter leiden, wenn die Zahlen jetzt wieder steigen. Denn die zweite Welle wird deutlich stärker und länger anhalten und die Einschränkungen werden noch stärker sein müssen (außer man akzeptiert eine dauerhafte Überlastung des Gesundheitssystem).
Ich werde dir sicher keine konkrete Zahl nennen. Aber da grundsätzliche Vorgehen wäre ungefähr so: wie hoch kann R0 im Extremfall bei Lockerungen steigen? Wie lange ist die Verzögerung zwischen Ansteckungstag und Tod? Und wie viel Kapazität hat das Gesundheitssystem?
Alle Werte kann man mittlerweile grob abschätzen. Daraus lässt sich der Schwellwert berechnen, bei dem man auch im Worst Case-Szenario noch eine Überlastung rechtzeitig abwenden könnte. Und mit der aktuellen R0 (laut RKI 0,7) kann man sogar ausrechnen, wie lange man die aktuellen Maßnahmen noch durchhalten müsste, um diesen Schwellwert zu erreichen.
Es sind halt immernoch die gleichen Politiker, die auch den Klimawandel trotz aller Wissenschaft ignorieren. Dass jetzt mal 4 Wochen auf die Wissenschaft gehört wurde, ist für die Regierung die absolute Ausnahme und nicht der Normalfall.
Und wie @anon30974211 sagte. Selbst wenn die Vereinbarungen von gestern irgendwie wissenschaftlich begründet waren, spätestens mit den ganzen Ausnahmen in den verschiedenen Bundesländern, ist das alles fürn Arsch.
Jetzt wird man nicht nur eine kaputte Wirtschaft, sondern eine kaputte Wirtschaft und mehr Einschränkungen der Freiheit und mehr Todesfälle bekommen. Ganz toll…
Du kannst halt auch den Leuten nicht erklären warum in Köln wieder alles fast wie vor Corona ist und in Berlin sind die Einschränkungen quasi wie letzte Woche.
Oder warum man jetzt wieder Autos kaufen kann aber keine Möbel.
Gibts eigentlich irgendwo ne Möglichkeit sich übersichtlich zu informieren was wann wo erlaubt ist und was nicht?
Woher wissen wir das?
Ist keine rethorische Frage, übrigens. Habe das nur schon ein Paarmal gehört, und bin nicht ganz sicher, worauf das beruht.
Und genau da kommst du schon in eine Sackgasse. Denn das lässt sich im Moment unmöglich sagen.
Was wir wissen ist: Es darf nicht über 1 gehen, sonst haben wir wieder ein exponentielles Wachstum, und das führt zwangsläufig zur Überlastung des Systems. Aber wir können leider im Moment nicht sagen, welche Massnahmen wie viel genützt haben und den Reproduktionsfaktor um wie viel gesenkt hat. Und genau da liegt das Problem. Deine Rechnung (und ich würde halt eben ähnlich vorgehen) ist es wichtig dies zu wissen… und das können wir im Moment leider einfach nicht.
Du sagst:
Und das sehe ich eben als falsch. Wir können eben nicht abschätzen, welche Restriktionen und Massnahmen R0 wie genau beeinflusst hat. Und darum können wir im Moment leider nicht sagen, wo wie viel Lockerung sinnvoll ist. Da sind wir im Moment am raten.
Wie gesagt: Das war mein Fehler. Mein Kommentar zu Beginn dieses Austausches war nicht spezifisch genug gewesen. Ich verstehe den Frust mit den Extrawürsten für einzelne Bundesländer. Ich wollte primär für mehr Verständniss für momentane Lockerungen INSGESAMT aufrufen. Denn da werden wir nicht drum rum kommen, etwas experimentieren zu müssen und potentielle Anstiege zu akzeptieren.
Sehr interessant wie eine PR-Kampagne geplant wurde, längerer Artikel zur Begleitung der Studie in Heinsberg und deren Ziel
Die Hoffnungen, die auf der Studie liegen, hat Streeck selbst geschürt. Auf einer Pressekonferenz mit dem Landrat von Heinsberg am 31. März sagte er, die Untersuchung sei „ergebnisoffen“. Zugleich äußerte er aber auch die Erwartung, seine Erkenntnisse über das Virus und seine Gefährlichkeit könnten dazu beitragen, die rigiden Beschränkungen des öffentlichen Lebens „wieder herunterzufahren oder aufzuheben“.
Die an potenzielle Sponsoren aus Unternehmen und Verbänden verschickte Projektbeschreibung für das „Heinsberg-Protokoll“ deutet allerdings darauf hin, dass die Rolle von Storymachine über die einer reinen „Dokumentation“ oder „Begleitung“ der Studie hinausgeht. Auch scheint die Arbeit der Agentur nicht darauf beschränkt gewesen zu sein, Streeck bei der Arbeit an der Studie zu „beobachten“ und „diese Beobachtungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, wie es Streeck am Wochenende in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ formulierte. So wird in dem Papier etwa auch ein Zeitplan mit verschiedenen Kommunikationsphasen definiert – verbunden mit „Zielen“ und „Messages“, die erreicht und transportiert werden sollen. Das klingt weder nach einer „journalistischen Herangehensweise“ noch nach einer „Beobachtung“ der Forschungsarbeit – sondern eher nach einer klassischen PR-Kampagne, die ein bestimmtes Ziel verfolgt.
Auch um welches Ziel es sich dabei handelt, lässt sich aus dem Konzept gut herauslesen. Es deckt sich mit dem Ziel, das auch Virologe Streeck, der sich schon seit Wochen skeptisch über die Notwendigkeit der strikten Corona-Beschränkungen äußert und vor den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns warnt, bereits am 31. März formuliert hat. In dem Konzept heißt es, die Studie werde „Wissen“ schaffen, mit dessen Hilfe sich ein „Weg zurück zur Normalität“ beschreiben lasse – also eine Lockerung des Shutdowns.
Vor einem Monat ist das Virus nur lokal eingeschleppt worden und ist nur an wenigen Stellen stark ausgebrochen. Außerdem gab es insgesamt viel weniger Infizierte als aktuell.
Jetzt ist der Startwert höher und das Virus deutlich gleichmäßiger in der Bevölkerung verteilt. Das heißt, es wird nicht nur in ein paar Gemeinden treffen, sondern der Ausbruch wird überall gleichzeitig stattfinden.
Ich bin voll bei @Truchsess, schon zu beginn der Krise hab es ein unglaubliches daher rede den Katastrophe und das passiert nun wieder.
Ich vertraue der Politik das die Entscheidungen nicht aus dem nichts kommen und bin auch sicher das es hier immer noch kein Italien/Spanien/USA geben wird.
Klar ein paar Entscheidungen verwirren und sicher spielt die Wirtschaft eine kleine Rolle. Aber wäre es nicht tragbar würde es nicht gemacht werden.
Ja weil wir diese extremen Maßnahmen früh genug ergriffen haben. Nun werden diese aber extrem gelockert, wodurch der Erfolg der Maßnahmen, sehr schnell wieder eingerissen werden kann.
Nicht ohne Grund rät die Mehrheit der Experten und Wirtschaftsleuten, davon ab, diese Lockerungen so durchzuführen.
Unsere Gesellschaft ist jetzt mehr sensibilisiert UND die Lockerungen betreffen ja unter anderem nicht Dinge wie spezielle Vorlagen für Risikogruppen (z.B. werden Altersheime ja immer noch stark isoliert werden, etc, etc…).
Das heisst, dass eine Öffnung, KOMBINIERT mit dem Bewusstsein, dass gewisse Leute mehr gefährdet sind, und da darum speziell darauf geachtet wird, vielleicht dazu führen kann, dass sich das Virus zwar wieder extremer ausbreiten kann, ABER mit einem viel stärkeren Schwerpunkt in anderen demographischen Gruppen als zuvor. Das kann dann wiederrum zu einer höheren Infektionsrate mit GERINGEREM Druck auf das Gesundheitswesen führen als zuvor (wenn es mehr junge Leute kriegen, dann haben wir zum Beispiel mehr Fälle, wo die Krankheit zuhause kuriert werden kann, anstatt in einem Notfallbett).
Wir werden jetzt schauen müssen, wie sich das ganze über die nächsten Wochen entwickeln wird.
Ich bin wirklich der Meinung, dass Prognosen für die Konsequenzen welcher Auflockerungen hier sehr, sehr schwierig zu machen sind.
Was mich am meisten irritiert ist nicht dass es Lockerungen gibt.
Sondern die derzeitige Vorgehensweise.
Hätte Merkel am Mittwoch vor zwei Tagen erklärt, dass nach wissenschaftlicher Beratung durch Virologen jetzt zahlreiche Lockerungen der aktuellen Beschränkungen verfügt werden, dann könnte man sich darüber streiten. Man könnte dies als gefährlich ansehen, als viel zu früh. Aber es wäre halt das Vorgehen der Bundesregierung die sich im besten Fall auf bestimmte Erkenntnisse stutzen würde. Dann sei es so.
Aber stattdessen wird die ganze Pressekonferenz ad absurdum geführt
Auf der Pressekonferenz wurde von Merkel extra betont, dass die Situation fragil ist, und nun sollen sogar bald Versammlungen möglich sein. Es wurde gesagt, dass man keine Kirchen öffnen will und 2 Tage später sollen in Sachsen ab Montag Gottesdienste wieder erlaubt sein.
Es wurde mehrmals betont dass man gemeinsam vorgehen will. Aber nun ist davon nichts mehr zu sehen. In NRW gibt es eine Ausnahme für Möbelhäuser, in Thürigen Versammlungen, in RP sind es dann womöglich Geschäfte über 800qm wenn sie Bereiche absperren…
Das Problem sind also nicht mal Lockerungen sondern, dass es sich jetzt so anfühlt, dass nach den gemeinsam verkündeten Maßnahmen am Mittwoch jetzt stündlich jede Lobby in den Regierungen anruft und dann mal aushandelt was doch geöffnet werden soll. Und dann sucht man sich das Bundesland mit der jeweils stärksten Lobby aus. In NRW sind es Shoppingmalls etc.
Die Menschen müssen sich hinten anstellen
Bisher sind in allen Bundesländern wie es eigentlich vereinbart wurde bzw wie es nicht gelockert wurde alle Kirchen zu. Auch über den Montag hinaus, egal wie viele Menschen zum Gottesdienst kommen Bis jetzt Sachsen ausscherte.
Hat sie glaube ich schon. Den Vergleich von Dorfkirche (eher großzügig, da keine Massenzuläufe) und Kölner Dom (im Normalfall immer besucht, teilweise rappelvoll) hat sie nur angebracht, weil gefragt wurde warum die Abstandsgebote im Einzelhandel nicht einfach auf Kirchen übertragen wurden.
Ein generelles “Nein“ hat sie nur unter dem Vorbehalt ausgesprochen, dass man sich in den kommenden Tagen mit den Glaubensgemeindschaften über zukünftige Lösungen berät.
So lange es dazu noch nix konkretes gibt, sollten Kirchen, Moscheen etc. eigentlich vorerst geschlossen bleiben.