Der Kreis Schmalkalden-Meiningen weist bundesweit aktuell den höchsten Corona-Inzidenzwert auf. Dennoch haben dutzende Narren im Dorf Jüchsen illegal einen Lichtmess-Karnevalsumzug gefeiert. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, griff aber offenbar erst zum Schluss ein, als schon alles vorbei war.
Das hat Donnie gerade auf Instagram geteilt. Schön und gut, dass die Dame diese Zahlen zusammen getragen hat und es ist sicherlich auch wichtig auf diese aufmerksam zu machen. Daraus aber den Schluss zu ziehen, dass es eine sinnvolle Alternative zum Lockdown geben könnte, finde ich einfach falsch. Oder, um in ihrem Bild zu bleiben: Wenn es keine andere Medizin gibt, verabreicht man dennoch die mit den starken Nebenwirkungen.
Zumal es wiederum darstellt, dass es ein tiefergehendes Problem gibt, das durch den Lockdown aufgedeckt wird. Der Schluss sollte daraus sein, wie die Jugendämter mit diesen Zahlen nun umgehen und wie man an der Grundproblematik arbeiten kann: wie hilft man solchen Kindern? Wie hilft man den Eltern?
(ich habe mich nur darauf bezogen, was du selbst geschrieben hast; auf den Post auf Insta kann ich selbst nicht zugreifen, da ich keinen Acc habe)
Auch diese Zahlen müssen wir kennen
Diese Zeit lastet schwer auf uns. Auf der Suche nach dem richtigen Mittel sollten wir auch diese Zahlen kennen:
23% mehr Fälle von Gewalt an Kindern in der Gewaltambulanz der Charité im ersten Halbjahr 2020.
600.000 Kinder erleben zu Hause Schläge, Stöße und Schlimmeres.
Das sind 6,5 % der Kinder in Deutschland.
461.000 Kinder haben im Jahr 2020 die „Nummer gegen Kummer“ gewählt.
Allein die Online-Beratung hatte einen Zuwachs von 31% zum Vorjahr.
Diese 31% entsprechen 10.428 Kontaktaufnahmen durch Kinder und Jugendliche in Not mehr als sonst.
Die „Jugend-Notmail“ und die „Online-Jugend- und Elternberatung“ verzeichnen Steigerungen seit März 2020 um zeitweise 50 %.
2,6 Millionen Kinder leben – auch ohne Corona – mit suchtkranken Eltern unter einem Dach.
Das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ verzeichnet seit April 2020 einen sprunghaften Anstieg an Beratungen von 15-20%.
67% der Jugendlichen zwischen 18 und 24 fühlen sich zur Zeit überdurchschnittlich psychisch belastet.
800.000 Menschen leiden in Deutschland an Magersucht. 6-10% sterben daran.
Seit Herbst gibt es 10-20 % mehr Anfragen nach Therapieplätzen.
In 50% der Haushalte leben Menschen allein.
74% der an Depressionen Erkrankten geben in einer Befragung an, durch den Lockdown extrem belastet zu sein.
Armut und Existenzangst nehmen dramatisch zu.
Sie hat die Zahlen auch in den Beschreibungstext gepackt.
Ich weiß, emotionales Thema, was aber bereits mehrfach durchgekaut wurde:
Womit wir das Grundproblem haben, was schon lange besteht: zu hohe Mietpreise, Wohnungsmangel. Keiner nimmt sich mit Absicht eine kleinere Wohnung, sondern muss sie nehmen, weil es keine Alternativen gibt.
Der Lockdown zeigt auf, wo es die Probleme gibt und die nicht plötzlich verschwinden, weil man keinen mehr hat. Wäre wünschenswert mit diesen Zahlen zukünftig was zu verändern und nicht damit jetzige Maßnahmen zu hinterfragen.
Wenn du allerdings 1000 Corona tote hast aber auch
auf einmal 5000 mehr die sich vor den Zug schmeißen. Dann könnte man schon überlegen, was nun effektiver ist.
Diese Diskussion gab es zum Anfang der Krise bereits. Und ich weiß nicht, wie ich dazu stehe, Tote zu instrumentalisieren.
Fakt ist jedoch, man versucht zu verhindern, dass das Gesundheitssystem kollabiert. Wenn dieses kollabiert, sterben nicht nur Leute an Corona. Von den ganzen Langzeitfolgen einer Coronainfektion will ich gar nicht erst anfangen. Man macht die Maßnahmen nicht primär aufgrund von Toten, egal, wie oft man es noch besonders hervorheben will. Wirtschaft und Gesundheitssystem stehen auf dem ersten Platz. Seit Monaten können die Gesundheitsämter keine Kontakte nachverfolgen, so als Erinnerung.
Kita und Schulen wurden letztes Jahr so lange aufgehalten, wie es ging. Man hat sich auch lange genug eingeredet, dass die keine Hotspots oder Infektionsherde sein können. Jetzt mit den neuen Mutationen, muss man jedoch anders und strikter handeln.
Im Großteil der Fälle stimmt das, da hast du recht, gibt aber auch Menschen für die die Wohnung ein reines Zweckding war und deren Leben sich komplett ausserhalb abgespielt hat.
Die trifft es jetzt natürlich auch hart. wobei die dann meistens die finanziellen Mittel haben, upzugraden.
Kollege ist hier hergezogen und hat sich trotz gutem Job eine kleine 1 Zimmer Wohnung hier geholt.
Sein Leben hat sich draußen abgespielt. Er hat ausser ab und an mal einen Film oder Fußball schauen, keine Hobbies die in der eigenen Wohnung stattfinden, laut ihm wäre eine 2 oder 3 Zimmer Wohnung verschwendet gewesen und gekocht hat er quasi auch nie.
Von 7 Tagen der Woche war er an 5-6 Tagen abends fort und sei es nur in ner Sportsbar Fußball gucken auf großer Leinwand.
Zumal man auch nicht weiß, WARUM es nun mehr psychische Kranke gibt. Kann, wie erwähnt, genauso MIT daran liegen, dass Leute permanent Angst um ihre Existenz haben, diese ggf. verloren haben und aktuelle finanzielle Schwierigkeiten haben. Von Zukunftsängsten bei Absolventen und co. will ich nicht anfangen. Aus dem Grund imo blöd, solche Zahlen ohne konkrete Infos zu zeigen und so umzumünzen, als gebe es nur diesen einen Grund (sehr wahrscheinlich sind die nämlich vielfältig).
Die Zahlen waren komplett aus der Luft gegriffen und sollten sinnbildlich dafür stehen, das man bei so einem komplexen Thema nicht nur blind auf eine Seite schauen sollte.
Aber mit Fantasiezahlen belegt man gar nichts. Und wie erwähnt, Ursachen für psychische Erkrankungen sind vielfältig und nicht anhand bloßer Zahlen zu erkennen. Ich finde solche Diskussionen aber eh etwas mühselig, wenn sie nur auf 1-2 Sätzen basiert. ^^ (gerade bei so einem komplexen Thema)