Ich habe das Spiel nun im ersten (und vermutlich auch einzigen) Durchlauf beendet und sehe das Gesamtfazit sehr ähnlich.
Night City ist zwar wirklich sehr aufwendig und detailliert gebaut, aber es fühlt sich überall gleich an. Bei mir kam an nur wenigen Orten eine spezielle Stimmung auf. Kein Vergleich zu Witcher 3, wo man jeden Ort richtig spüren konnte. Die rauen Skellige Insel, der unheimliche Sumpf, das heimelige aber auch trostlose und sterbende Kaer Morhen, die lebendige Stadt Novigrad, die musikalische Untermalung hat einen wesentlichen Teil beigetragen.
Einzig das Camp der Aldecaldos konnte da mithalten. Natürlich auch gestützt durch Panam als bester Charakter im Spiel. Leider bleiben alle anderen Charaktere sehr blass.
Johnny Silverhand mal ausgenommen. Den fand ich ganz ok, mehr aber auch nicht.
Nach einem Vesemir, Rittersporn, Dijsktra, Zoltan, Lambert, Eskel und sucht man vergebens. Panam kommt auch leider nicht ganz an Jenn oder Triss ran, sie ist für mich vergleichbar mit Shani. River als männliche Romanzenoption fand ich fast frech, zwei Mal gemeinsam Auto fahren, zwei mal rumschnüffeln und ein Mal Abendessen und schon sind die beiden beste Freunde und potentiell mehr?
Auch ein Jackie Welles hinterlässt keinen bleibenden Eindruck, weil er viel zu früh stirbt. Bei mir direkt in der ersten Spielesession. Für den gesamten Durchgang habe ich zwei Monate gebraucht.
Mit den Gameplay Mechaniken konnte ich mich auch nicht vollständig anfreunden. Hergestellt habe ich fast nichts, Implantate waren recht teuer, so dass ich da nicht viel ausgebaut habe. Die Rüstungswerte der T-Shirts und Sonnenbrillen waren lachhaft unlogisch, so dass ich das alles nach Möglichkeit ignoriert habe, was der Immersion nicht gerade hilft.
Geskillt habe ich auf Kampf, vor allem Klingen. Möglich, dass mir da im Bereich Netrunner einiges vorenthalten wurde aber so richtig spannend finde ich Kameras und Geschütztürme hacken nun auch nicht.
Auch die Fahrzeuge haben mich nicht interessiert, Schnellreise und das Motorrad haben ausgereicht. Bugs sind mir zwar nicht aufgefallen, aber die Fahrphysik wirkt sperrig, es kommt keine Freude auf, wenn man durch die Stadt fährt, es fühlt sich eher nach Arbeit an. Ganz im Gegensatz zu GTA V (und Vorgänger zu ihrer Zeit), bei dem ich am liebsten jedes einzelne Auto in meine Garage gepackt hätte.
Ebenso wenig habe ich mir die Apartments angesehen, was meiner normalen RPG Spielweise vollkommen widerspricht. In Skyrim, Fallout NV, Fallout 4, Subnautica und GTA V haben ich meine Player Homes und Siedlungen gehegt und gepflegt. In CP habe ich es mir nicht mal angesehen.
Ich glaube, das lag an der Story und an der Welt. Night City ist nicht gerade ein schöner Ort und man stirbt und sucht so schnell wie möglich eine Lösung und teilt sich auch noch den Körper mit einem durchgeknallten Typen. Da kommt kein Wunsch nach Home-Sweet-Home auf. Auch der Loot lädt nicht zum Horten ein, man bekommt ohnehin alle paar 30 Minuten bessere Waffen und Ausrüstung und die Waffen sind recht generisch, da muss ich nichts aufheben, sondern behalte immer nur die beste Waffe. Das Scharfschützengewehr von Panam war da die einzige Ausnahme.
Fazit: CP2077 ist ein gutes Spiel und nach dem Patch 1.5 scheint es zumindest auf PC keine Bugs zu geben, die das Spielgefühl stark beeinträchtigen.
Aber es verschenkt eine riesige Menge an Potential und gemessen am „Vorgänger“ Witcher 3 ist es leider nur sehr durchschnittlich. Durchspielen, abhaken, nächstes.
Leider kommen Spiele dieser Größenordnung und Genre nur sehr selten auf den Markt.