Den Vorwurf “schlechtes Gamedesign” habe ich schon oft gehört, kann dem aber nicht zustimmen. Ich verstehe unter schlechtem Gamedesign, Designentscheidungen, die nicht konsistent sind, und Spielmechaniken, die sehr umfangreiche Auswirkungen auf den Spieler haben, die der Gamedesigner nicht vorhergesehen bzw. geplant hat.
Genau das ist bei Dark Souls aber nicht der Fall. Gegner, Level, Objekte und Bosse sind ganz bewusst so platziert und designt, dass sie die Spielfigur töten und auch den Spieler frustrieren können - es heißt ja auch Prepare to die Edition. Dark Souls macht dabei besonders viel Gebrauch von der der Unwissenheit des Spielers - Stichwort “Burden of Knowledge” auch wenn ich kein großer Fan von Zileas und seinem Gamedesign Konzept bin, der Begriff ist gut gewählt.
Du wirst verflucht und die Chancen stehen sehr gut, dass du keine Ahnung hast, wie du den Fluch wegbekommst. Daraus ergibt sich potentiell Frust. Wüsstest du aber über den komplette “Umfang” der Fluchmechanik in Dark Souls, wärst du zum einen vermutlich erst gar nicht verflucht worden, zum anderen wüsstest du sofort, wie du ihn aufheben kannst oder hättest sogar das Item im Inventar. Das heißt Wissen schützt davor. Nun stellt sich die Frage: kannst du das Wissen denn haben, bevor du verflucht wirst? Und hier sind wir bei einer recht eleganten Stelle im Dark Souls Gamedesign: ja, du kannst es wissen! Das ist aber in Dark Souls nicht immer der Fall - muss man fairer Weise schon sagen.
Der erste Händler, der Purging Stones verkauft, ist Oswald of Carim, den du gleich nach dem Boss triffst, der besiegt werden muss, um die vermutlich erste Glocke zu läuten. Da du in den Depth warst, ist es sehr wahrscheinlich, dass du die Glocke bereits geläutet und ihn gefunden hast oder an ihm vorbeigelaufen bist ohne ihn zu bemerken. Er ist auch der Händler, der Purging Stones am günstigsten verkauft - 3000 Souls. Hier wäre es bereits möglich gewesen von potentiellen Flüchen und dem Heilmittel zu wissen.
Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit. Es gibt auch noch einen Shortcut zum Firelink Shrine, auf dessen weg eine Hollow Händlerin ihren Shop hat. Auch dort gibt es dieses Item mit der Beschreibung “reduces curse build-up and breaks Curses”.
Der built-up Mechanik bist du bereits 2-mal begegnet, Blutung durch die Diebe und Hunde und das Gift der Ratten. Die Auswirkung war immer negativ, wenn der Balken voll war und Dark Souls ist hier konsistent. Im weiteren Verlauf des Spiels wirst du noch einen Händler finden, der dir mit dem Curse helfen kann, sogar noch günstiger, als Oscar, dafür viel schwerer zu erreichen, aber dafür muss man ihn treffen, um Dark Souls normal, ohne exploits, durchspielen zu können.
Eine weitere Möglichkeit gibt es im Status-Menü. Wenn du dort die Select Taste drückst und dir die Beschreibungen der einzelnen Stats durchliest, wirst du zwei sehr kleine Hinweise finden, die aber mehr darauf abzielen, nicht so leicht gecursed zu werden. Einer davon ist sogar recht wichtig.
Aber es gibt noch mehr. Dark Souls hat eine weitere Möglichkeit. Du kannst auch mit Curse das Spiel durchspielen. Es wird schwer und frustrierend, aber es ist möglich - ich habe es mal auf Level 1 durchgespielt, was auch einen sehr kurzen HP-Balken zur Folge hat. Der Curse selbst ist keine Sackgasse.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Das heißt nicht, dass du “schlecht” spielst oder was falsch machst (ganz im Gegenteil), nur dass das Spiel dir tatsächlich die nötigen Informationen gibt. Sie sind nur schwer zu finden und auch schwer zu behalten, da es oft minimale Details sind. Und natürlich ist das gerne mal sehr frustrierend und du hast jedes Recht das nicht gut zu finden, aber es ist aus meiner Sicht tatsächlich nicht schlecht designt, denn es macht genau, das was es machen soll. Es soll frustrierend sein. Es soll fordernd sein. Du sollst explorieren und auf Details achten.
Einige Spieler frustriert es, wenn das Spiel ihnen nicht genau sagt, was zu tun ist und was gerade passiert, andere finden es spannend, sich diese Information selbst zusammen zu suchen, weil das ein Abenteuer udn eine Herausforderung in sich selbst ist. Das Spiel verlangt von dir, dass du nicht einfach nur für loot die Gebiete erkundest, sondern dass du dir jedes Detail genau anguckst, die Beschreibungen liest, dir die Dialoge komplett anhörst und dir am besten alles merkst, denn es könnte von Bedeutung sein. Du bist auf dich gestellt und die Welt hasst dich größtenteils und will dich einfach nur tot sehen und dann verspotten. Selbst die Menü-Tasten Belegung ist gegen dich. Aber der Spaß ist für viele, zumindest für mich, gegen alle Widrigkeiten zu bestehen und irgendwann der zu sein, der zuletzt lacht.
Viele sagen immer, dass Dark Souls fair ist, aber ich denke, das ist nicht richtig. Dark Souls bringt dich immer wieder in unfaire Situationen. Das schöne ist aber, dass ein großer Teil der Unfairness auf einem Wissensnachteil beruht. Sobald du dir das Wissen aber angeeignet hast, verschwindet auch diese Unfairness - größtenteils. Wenn du dir einen neuen Charakter machen würdest und zu der exakt selben Stelle hinspielst, an der du jetzt gerade bist, garantiere ich dir, dass es sehr viel einfacher wird, weil du eben das Wissen hast. Was bleibt, ist die Schwierigkeit die richtigen timings zu finden, dein Stamina zu managen und taktisch klug im Kampf vorzugehen und genau das lernst du im Verlauf des Spiels wie von Geisterhand. Könnte noch lange darüber schreiben, aber ist eh schon zu lang geworden und ich drehe mich im Kreis : D
Lasse dich nicht unterkriegen und habe Geduld. Ab einem bestimmten Punkt wird das Spiel “leichter”.