Da gibt es gar nicht so viel zu diskutieren. Natürlich ist er selbstgefällig, da er bei allem, was nicht bei drei auf’m Bau ist, seinen Namen draufklatscht, sein Team generell zu wenig in den Fokus rückt, in seinen Spielen etliche Cameos hat, sich als Visionär versteht und öfters neue simple Konzepte hinter Neologismen verbirgt. Von zahlreichen trolligen Gags, ultrastylishen Fotos und selbstbezogenen Tweets ganz abgesehen.
Ob das alles nun in seinen Spielen keinerlei Begründung findet, ist eine andere Sache. Die polarisierenden Reviews sehe ich persönlich eher als Kind der Zeit. Wir leben in Gesellschaften, die starke Meinungen immer öfters als einzige relevante Meinungen erachten. Ein Stern oder fünf. Shitstorm oder Hype. Daumen hoch oder Daumen runter. Alles dazwischen ist langweilig und reizlos. Ein Restaurantbesitzer schüttelt dir die Hand, wenn du ihm auf Google fünf Sterne gibst, schaut aber mies drein, wenn es vier sind. Auch Kojima ist mit seiner Persona und seinen Spielen vor dieser fragwürdigen Entwicklung nicht gefeit.
Die von dir angesprochene Metal-Gear-Reihe würde ich in ihrer Bedeutung nicht unterschätzen. Es ist die Stealth-Reihe, die sich stets weiterentwickelt hat, stellenweise cineastische Qualitäten erreichen konnte, mit ihren Konzepten teilweise die Videospielwelt auf den Kopf gestellt hat und eine Lore besitzt, die Bücher füllen könnte. „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“ ist mir wegen etlichen coolen Dingen in Erinnerung geblieben und „Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots“ war ein ganz eigenes Kaliber, das damals zum Release für etliche Diskussionen sorgte. Selbst beim inszenatorisch nicht so gut gelungenen „Metal Gear Solid V: The Phantom Pain“ ist das Stealth-Gameplay nach wie vor fantastisch. Kojima hat da auf jeden Fall eine ikonische Reihe auf die Beine gestellt.
Allem Anschein nach war seine Zeit bei Konami eine frustrierende. Als Kreativkopf hat er sich von den Geldhaien in der obersten Etage zurückgedrängt gefühlt und Konami hat ihn angeblich spüren lassen, wo sein Platz ist. Jetzt, da er sein eigenes Studio hat, will er sich wohl austoben und jeden Tag auskosten. Interviews mit prominenten Schauspielern, Talkshows, Reisen, coole Auftritte, Anteasen der Gamer-Gemeinde und kryptische Äußerungen. Warum auch nicht, wenn am Ende alle klatschen und Fotos knipsen? Er reitet die Welle, muss sich der Kritik an „Death Stranding“ aber natürlich auch stellen. So originell das Spiel auch ist - hier und da schmiert er zu viel Butter auf’s Brot.
Kleiner Spoiler zum Ende von „Death Stranding“:
Es war allgemein unnötig, dass er die Credits hat mehrfach laufen lassen. Und dann kam ein Epilog nach dem anderen. So wirklich zum Punkt kommen kann Kojima eben noch nicht.