Ich erlaube mir mal, einen Thread zu dem Thema zu eröffnen, bei dem eher theoretisch diskutiert werden darf, ohne das es gleich zu sehr Off-Topic ist.
Ich stelle mir in letzter Zeit immer mehr die Frage, ob Demokratie nicht ein Auslaufmodell ist.
Die Idee dahinter ist ja lobenswert, aber kann ein System, welches so „einfach“ zu manipulieren ist, wirklich die Lösung sein?
Wie können wir als Gesellschaft echte und wichtige Veränderungen erreichen, wenn der Weg dahin manchmal hart ist (Bsp. Klimawandel), und er dadurch nie gegangen wird, weil die Masse durch die nötigen Massnahmen kinderleicht dagegen mobilisiert werden kann?
So schön der Gedanke einer Herrschaft des Volkes ist, so lächerlich utopisch ist er doch, wenn wir es nüchtern betrachten.
Und nein, damit will ich nicht Werbung für eine Diktatur machen. Ich will nur mal darüber reden, ob das noch der richtige Weg ist und was gemacht werden müsste, damit die Demokratien standfester sind gegen Angriffe von Innen. Und ob es Alternativen gäbe.
Demokratien leiden einfach am Toleranz-Paradoxon.
Durch die Toleranz gegenüber allem und besonders dem intoleranten ist das alles nur zeitlich beschränkt funktionell.
Und auch, wenn die überproportional hier in diesem Forum vertretene linke Fraktion - denen die grünen nicht links genug sind - es gerne anders hätte, so sind Menschen Teil einer sozialen Gruppe, die sich durch Abgrenzung gegenüber anderen versteht.
Punks gegen Wall Street, Preußen gegen Bajuwaren, deutsche gegen Franzosen, Europäer gegenüber Asiaten.
In der großen Gruppe funktioniert das einfach nicht mehr, dass man da gegenüber der anderen Gruppe Zugeständnisse macht.
Ich sehe es ja auch nicht ein, dass die Preußen in Berlin durch den Länderfinanzausgleich finanziert gratis Kitas haben und ich daheim selbst dafür zahlen muss plus durch meine Steuern auch noch für völlig fremde.
Je mehr solcher gefühlten Ungerechtigkeiten zusammen kommen desto geringer ist der Zusammenhalt des ganzen Gebildes
Die Frage ist halt was die Alternative ist? Die Demokratie hat auch ihre Schwächen aber ist mMn die beste alle bekannten Regierungsformen. Mir fällt auf jeden Fall kein System ein was ich bevorzugen würde. Bzw. was irgendwo anders funktioniert UND ebenso die Freiheit garantiert.
Was ich übrigens auch spannend finde ist eine Diskussion die ich letztens mit einem, sagen wir mal, kritischen Mitbürger hatte der meinte die AfD ist nur so stark, weil die anderen Parteien so schlechte Politik machen. OK ich glaube das ist jetzt keine Meinung die aktuell selten ist. Aber ich hab ihn dann gefragt warum es diesen „Rechtsruck“ auch in anderen Ländern gibt und teilweise sogar noch sträker ist: USA, Polen, Italien, Niederlande, Österreich … alles Länder wo Rechtsextreme komplett oder teilweise die Regierung stellen bzw. gestellt haben. Oder Frankreich oder Großbritannien mit starken rechten Parteien. Deshalb glaube ich, dass man es sich zu einfach macht den Rechtsruck in Deutschland einzig und allein auf die etablierten Parteien zu schieben.
Achtung heiße These meiner Seits: Ich glaube die Hauptgrund ist nicht zwingend „schlechte Politik“. Ich glaube die Politik ist nicht viel schlechte oder besser wie vor 20 oder 30 Jahren. Ich glaube das vor allem Social Media und der Versuch der etablierten Medien mit dem „Trend“ mitzugehen für den Rechtsruck verantwortlich ist. Früher gabs eben nur eine Hand voll Quellen für Informationen. Das war in der Regel die lokale Tageszeitung und die Tagesschau. Dann gabs noch ein paar Magazine wie Spiegel oder Fokus. Das wars dann aber auch. Also ein eher beschränktes Angebot. Da brauchts keine reißerischen Themen um Aufmerksamkeit zu erzielen. Heute hast du gefühlt hunderte kleine „Medienseiten“ bzw. „Alternativen“. Du hast Youtuber, Podcasts, Blogs, etc. die alle versuchen Aufmerksamkeit zu bekommen und das bekommen sie vor allem über Social Media und da klickt sich eben vor allem alles was reißerisch ist. Meine These ist, dass nicht die Politik zwingend schlechter ist als früher, sondern dass der Fokus verstärkt auf Probleme und Fehler gelegt wird. Und all das ist der perfekte Nährboden für radikale Kräfte.
Kurz gesagt: Social Media ist der größte Schaden für die Demokratie.
Und deswegen ist eine Chancengleichheit für alle Gruppen ja so wichtig. Die einzelnen Gruppen sollten und müssen nicht beste Freunde werden. Sie wollen sich halt nur tolerieren.
Grundsätzlich ist es für mich extrem wichtig für eine funktionierende Demokratie, dass die darin lebenden Menschen eine gewisse Grundbildung haben.
Wie will man sonst über Sachen eine Meinung habe und eventuell mitbestimmen, wenn man keine wirkliche Ahnung hat?
Nun…
Im vorangegangenen Zeiten hat man vom Land wo Milch und Honig fließen geträumt, wo einem gegrillte Wachteln in den Mund und fliegen die Leute ewig leben. Diese utopische Vorstellung war für viele Menschen ein Antrieb für ein besseres morgen.
Mittlerweile leben wir in einer Zeit in der Großteil der keine von uns Hunger leiden muss, er dank medizinischer Versorgung ein unglaublich hohes Alter erreichen kann.
Utopien sind wichtig und nur weil wir diese utopische Welt noch nicht erreicht haben, heißt es nicht das Konzept dafür ist gescheitert. Es muss sich vielleicht noch weiter entwickeln und es muss geschützt werden.
Die Demokratie in ihrer jetzigen Form ist nicht perfekt, doch die Idee vom sich selbst regierendem Volk ist der Weg für eine faire Welt.
Ja, aber das Problem ist doch dann, wenn die eine Gruppe das Gefühl hat, ich Zahl hier alles und die andere Gruppe (diese Preußen) kriegt nur in den Hintern geschoben.
Kannst gerne die Preußen durch alles andere ersetzen was dir passt, Gruppenausgleichende Transferleistungen erzeugen immer ein Ungerechtigkeitsgefühl.
Ich würde die Frage umformulieren wollen in „Ist unsere jetzige Form der Demokratie zum Scheitern verurteilt?“ Womöglich.
Das kann man nun positiv oder nergativ sehen.
Bewegen wir uns nicht direkt auf eine sehr klassische Cyberpunk Zukunft zu?
Von Firmenbossen eingesetzte oder hofierte Präsidenten herrschen wie sie wollen über ein völlig zerstrittenes Volk. Die Macht liegt beim Geld.
Kleinste Unterschiede führen zu Kriegen zwischen verfeindeten Gruppen. Keine Hoffnung auf irgendwas, nur überleben, täuschen, Abschotten. Im Kleinen wie im Großen
Keiner vertraut Staat oder Institutionen, Angst vor anderen und anderem ist allgegenwärtig. Echokammern bauen sich aus, bis man nichts mehr hört, außer sich selbst und Menschen, die so sind wie man selbst.
Die Demokratie nähert sich dem Ende, Scheindemokratie reicht den meisten Menschen völlig aus.
Ich hoffe es kommt so nicht…
Ja, aber die eine Seite spricht diese Grundbildung der anderen ab und umgekehrt.
Und was stellt man sich dann vor? Dann dürften die sehr bedürftigen bei denen das Bildungsniveau im Verhältnis wohl schlechter ist gar nicht mehr mitreden?
Na gut, doch er ist ja nun nicht das Maß für unsere Bevölkerung. Unsere Gerechtigkeit und Gleichheit wird ja nun nicht zwingend in Länderfinanzausgleich gemessen
Ist das bei euch in Bayern so ein großes Thema? Weil als Baden-Württemberger muss ich sagen, dass das hier eher keine Rolle spielt. Kann mich zu mindestens nicht erinnern, dass ich mich da mal mit Leuten unterhalten hätte die das groß kritisieren. Ich denk mir eher: Glück gehabt 1. in Deutschland und dann auch noch 2. in einem reichen Bundesland geboren zu sein. Gibt glaube ich wenig Flecken auf der Erde wo es einem besser geht als hier.
Na gut, dann nimm halt die immer neuen Rekordsummen des Sozialstaates für arbeitslose, Flüchtlinge und alles andere, während die Kommunen andere städtische Dienstleistungen zurücknehmen müssen weil’s Geld fehlt.
Schwimmbäder sterben, Kultur stöhnt, der ÖPNV blutet aus.
Das einzige das konstant bleibt sind die Pensionen für begünstigte der GEZ Gebühren und die regelmäßigen Diätenerhöhungen für Bundestagspolitiker
Realpolitik ist halt auch schwieriger als bedingungsloses Grundeinkommen für alle zu fordern.
Was denkst du denn, warum maggus der große das immer zu nem Thema macht?
Das Problem ist ja nicht Mal der Länderfinanzausgleich an sich, das Problem ist eher, dass dadurch Annehmlichkeiten finanziert werden, die der Finanzier nicht Mal selbst bekommt.
Die kostenlosen Kita-Plätze würde hier in München niemand den Berlinern missgönnen, wenn man das selbst hätte.
Könnte Bayern/München doch auch machen. Was können denn die Berliner dafür? Nur weil eure CSU das nicht will RP hat auch kostenlose Kitas und ist (inzwischen) Geberland. Der Markus sucht halt gerne andere Schuldige. Dabei liegt es in seiner Hand.