Das Thema Berufe und Gehalt und was man sich davon leisten kann oder nicht ist halt eben auch deutlich komplexer, als es gerne oft gemacht wird.
Ich schätze mal, vielen aus unserer Generation wurde eingetrichtert „Abi/Studium = guter, hochbezahlter Job mit viel Ansehen; Handwerk = schlecht bezahlt, geringere Intelligenz“
Was natürlich Quatsch ist.
Mit Abi und darauf folgendem Studium hat man insgesamt vielleicht zwar mehr Auswahl, kommt eher in Jobs „im Trockenen“ mit geregelten Zeiten oder Perks wie Home Office, ja. Aber der Garant zum Geld drucken ist das auch nicht.
Ebenso heißt im Handwerk arbeiten nicht, dass man zu blöd fürs Abi war, sondern einfach, dass man andere Interessen hat. Vielleicht hat man je nach Gebiet nicht sonderlich prickelnde Arbeitszeiten, aber dafür den Perk, vieles in seinem eigenen Haushalt alleine richten zu können.
Jeder Beruf kommt mit Vor- und Nachteilen mit sich.
Gerade der frühe Berufseinstieg und die wachsende ETF-Front mit Zinseszins-Effekt gleicht evtl. höhere Akademiker-Gehälter über den Daumen gepeilt dann auch wieder aus. Zudem kommt es drauf an, ob man vielleicht später doch nochmal den Beruf wechselt, sich weiterbildet oder nicht, ein zweites Standbein durch seine Skills aufbaut, wie lang man ziellos umherirrt, um das zu finden, was einen Spaß macht, welche Kontakte man im Laufe des Lebens aufbaut, an welchem Ort man lebt, etc.
So kann dann auch mit weniger Gehalt ein Eigenheim und schönes, erfülltes Leben an Ort X mit Familienkonstellation A drin sein, während selbst mit überdurchschnittlichem Gehalt an Ort Y mit Familienkonstellation B schwierig der Jahresurlaub, geschweige denn eine größere Eigentumswohnung drin ist.
Letztendlich kommt es stets auf die eigenen Präferenzen und Ziele an, das Umfeld, die eigene Einstellung usw. So ziemlich auf jedem Weg kann man sich gute Leben ermöglichen.
Soll allerdings nicht heißen, dass nach dem typischen FDP-Gequatsche jeder selbst für sein Glück verantwortlich ist, manche Jobs sind natürlich dennoch deutlich zu niedrig bezahlt für die Leistungen dort, bzw. die Bedingungen (mehr als) ausbaufähig. Im anderen Extrem sind auch manche Gehälter und Boni kaum zu rechtfertigen, die Besteuerung der Superreichen ging seit Jahrzehnten immer weiter runter.
Was ich letztendlich sagen wollte: Allein der Beruf sagt kaum aus, wie es um das restliche Leben desjenigen gestellt ist. Auch, wenn man das von vielen Seiten eingetrichtert bekommen hat.
Der Beruf sollte im Idealfall zum eigenen Charakter und den Interessen passen, damit man diesen auch möglichst lang ausführen kann und mag. Sollte sich dahingehend im Laufe des Lebens etwas ändern, muss man eben abwägen, ob ein Wechsel Sinn macht, wie dieser ermöglicht werden kann und ob man eher mit den Einschränkungen eines Wechsels oder des Bleibens leben kann.
Hatte jetzt natürlich nur am Rande mit dem vorherigen Thema zu tun, aber dieses ständige gegenseitige Anneiden oder andersrum sich als was besseres aufspielen nervt manchmal echt im gesamtgesellschaftlichen Kontext gesehen und kotzt mich an, passt also zum Thread