Erinnert mich daran, dass mich meine Cousine mal gefragt hat, für die Taufe ihres Kindes eine Fürbitte vorzutragen. Und weil ich damals schon große Probleme mit der Kirche hatte und mich sehr edgy gefühlt hab, hab ich mich hingesetzt und (wohl eher peinlich, als alles andere) im aufklärerischten Sinne eine Fürbitte geschrieben, die Gott und die Kirche völlig ausklammert und hab dem Kind einen wachen und rationalen Geist gewünscht. Das kam irgendwie nicht so gut an, wie ich erwartet hab haha.
Bitte sag, dass du am Ende mit einem Düsenjet zurückgekehrt bist!
Kenn es halt auch nur vom hörensagen aber da wirst du halt an Händen und Füßen festgebunden und dann vollgeschmiert oder bemalt. Heute hast du da bestimmt direkt den Anwalt der Eltern am Hals. Danals ganz normal
Es wurde auch hier viel Quatsch gemacht, auch durchaus boshafter Quatsch gemacht, aber an sowas kann ich mich auch ehrlich gesagt nicht erinnern.
Aber kann gut sein, dass es das auch gegeben hat.
Ich hab mich in so Jugendruppen und Vereinen eh nie wohl gefühlt und hab da nie besonders lang ausgehalten.
Bei den Pfadfindern hab ich nur mitgemacht, weils halt geheissen hat, da gehen jetzt alle meine Freunde hin - ich fands fürchterlich dort. Aber dieses hübsche blau-gelbe Halstuch wollte ich unbedingt haben. Also hab ich nur bis zu dieser Pfadfinderweihe oder wie das hieß durchgezogen und war von da an nicht mehr dort haha.
Klingt so cool erzählt natürlich lässiger, als es in wahrheit war. Und ich weiß noch, dass ich mich ziemlich schlecht gefühlt hab damals, weil ich eben nicht durchgehalten hab in diesen Gruppen und oft an diesen knapp vorm Zerbrechen war - weil ich eben immer dachte, das gehört halt dazu und man will ja gerade in diesen jungen Jahren unbedingt irgendwo dazugehören.
In diesen Geschichten steckt weniger bewusst gesetzte Rebellion drin, als sich vielleicht liest.
Wahr ist, ich fand das Tuch unfassbar fesch und wollte das unbedingt haben. Wahr ist, ich konnte mit dem restlichen Zeug nie was anfangen und hab mich nie so recht wohl gefühlt und bin deshalb an so Gemeinschaften regelmäßig gescheitert.
Rückblickend kann ich das auch benennen, aber damals hab ich mir das nicht so zurecht legen können und hab mich einfach nie irgendwo reinpassend gefühlt.
Haha, I’ll take that as a compliment, aber ich war wohl eher wie Allison.
ja klar.
Viel von damals kann ich rückblickend anders einordnen und da steckt auch sicher unterbewusst ein tiefes sich am System abreiben und unangepasstsein ab und dadurch mündet viels dann auch eben auch in vermeintlich rebellische Gesten.
Ich war nie ein besonders schlechter Schüler und die Schule hab ich nicht aus coolness oder punkiger Geste abgebrochen, sondern, weils mir einfach psychisch beschissen ging.
Das meiste ist aus tiefer Verzweiflung heraus passiert (vielleicht sogar immer noch). Je älter man wird, desto mehr kann man sich da ein Gerüst und eine Haltung zulegen, diese einordnen und sich selbst erklären woran manches liegt, wogegen und wofür man sein kann.
Ich wünsche mich jedenfalls nicht zurück in die Jugend, das war mit Sicherheit eine der schlimmsten Phasen von mir überhaupt.
Ist schon gut, dass ich erwachsen geworden bin und ich glaub ich bin nicht der schlechteste Mensch geworden. Zwar sicher immer noch deppert haha.