Ich mochte ja immer den Film Die Truman-Show. Bis er Thema im Englisch-LK war. Erst denkt man „Cool, wir besprechen nen tollen Film und nicht imemr nur so schnöden alten Langweilerkram“. Wenn du dir diverse Szenen ungeloegen 20 Mal hintereinander anguckst, weil du jeden kleinen Krümel analysierst, findest du daran nix mehr cool. Danach habe ich den Film erst mal gehasst. Der Unterricht hatte mir einen meiner Lieblingsfilme kaputt gemacht.
Zum Glück habe ich mittlerweile wieder meinen Frieden mit dem Film geschlossen. Aber ja, generell glaub ich, dass Schule einem sehr viel kaputt gemacht hat, weil man gezwungen wurde, zB gewisse Medien so zu konsumieren, wie der Lehrer es vorgesehen hat. Und es gab ja immer nur die eine richtige Interpretationsweise. Egal ob Deutsch, Englisch oder Kunst. Es hat so viel kaputt gemacht.
Dann hat euer Lehrer euch das aber auch schlecht erklärt. Interpretationen sind keine 100% Gewissheit, es sei denn der Autor hat das irgendwo mal selbst gesagt.
Du hast ja selbst in deinem Beitrag mehrere Stilmittel verwendet, rhetorische Fragen, Aufzählung, Klimax, um zu verdeutlichen, wie absurd du Interpretationen im Deutschunterricht fandest. Das ist jetzt meine Interpretation, die stimmen kann oder nicht, aber sie ist schlüssig. Nichts anderes wurde im Deutschunterricht verlangt (zumindest bei uns). Einzelne Elemente des Textes herausnehmen und in sich schlüssig analysieren. Im Deutsch Abi hatten wir einen Text, der metaphorisch über Drogenkonsum ging. Ich habe das nicht gecheckt und etwas anderes hineininterpretiert, am Ende dann aber trotzdem eine 2 bekommen. Dieselbe Note, die ich auch für „richtige“ Interpretationen in anderen Aufsätzen hatte.
Ach, mir hat die Schule das Lesen ansich schon für eine ganze Zeit vergrault.
Allein dieses Müssen, hat mir selbst Bücher, die ich mochte, bzw später draufkam, dass ich die mochte, irgendwie zu einem mühsamen Morast gemacht, durch den man eben durch muss, nur weils die Lehrerin jetzt sagt.
Allein dieses Müssen, hat vieles in meinem Kopf damals schon automatisch in eine schwere Eisenkugel am Bein verwandelt.
Das ist mir leider bis zu einem gewissen Grad heute noch geblieben, aber ich kann besser damit umgehen und beiß mich halt durch.
Müssen erfordert halt immer mehr Anstrengung und Antrieb, als alles andere und wenn ich grad wieder in einem psychischen Loch bin, dann ist das besonders spürbar und man kann sich schwer und manchmal sogar garnicht zu irgendwas überwinden.
Selbst der Weg ins Atelier, scheint manchmal unüberwindbar mühsam, obwohl ich gern dort bin.
Das ist glaub ich der springende Punkt.
Man kann so gut argumentieren und beschreiben wie man mag, aber wenn man bei gewissen Lehrern nicht exakt das wiedergibt, was sich dieser vorstellt, hat man verkackt
Frag mich ja, ob das anders wäre, wenn der Lehrer quasi ne Vorauswahl geben würde und die Klasse darf dann abstimmen, ob X,Y oder Z gelesen werden soll. Einfach damit man das Gefühl von Mitbestimmung bekommt
Wobei ich nicht weiß, wie sehr man das selbst meinte, es aber objektiv nicht hinhaut (weil fehlender Beweis am Text, falsche Epoche, Zeit etc.). Das ist ja der springende und schwierige Punkt bei sowas, dass es nicht nach Gefühl geht und „so könnte es gemeint sein“.
Wobei ich nicht leugnen will, dass es da auch schlechte Lehrkräfte gibt.
Die Physiker fand ich beim ersten Lesen gut, aber wir haben dazu so eine bescheuerte Lektürekontrolle geschrieben, wo man lächerlich viele Details kennen musste. Deshalb habe ich es dann noch ein paar mal gelesen und fand das dann schon anstrengend. War dann trotzdem nur eine 2 oder 3, weil ich mir natürlich nicht gemerkt habe, was denen zum Abendessen aufgetischt wurde (Coq au vin war dabei, hat sich mir dadurch eingebrannt).
Einige aus meinem Deutsch-LK hatten von der Stufe über uns eine alte Klausur ergattern können. War ein Gedicht. Titel und Autor ist mir nicht mehr bekannt, aber es ging um ein Karussell. Das Mädel, von der die die Klausur stammte, hatte eine 1. Die hatte interpretiert, dass das Karussel das Leben darstellen soll. Auch schön erklärt, warum.
Das Gedicht kam bei uns nicht in der Klausur vor, sondern im normalen Unterricht. Eine Mitschülerin hat dann exakt die selbe Interpretation rausgehauen mit den exakt selben Erklärungen. Der Lehrer meinte, das sei total an den Haaren vorbeigezogen. 2 Lehrer, 2 komplett andere Ansätze, wie das Gedicht zu interpretieren sei. Die eine hat ne 2 bekommen, die andere hätte wohl eher ne 4 gekriegt.
Wir hatten Lehrer, die seit 30 Jahre immer nur die eine Interpetation hatten. Solche Lehrkräfte gibt es immer, diese Willkür wirst du auch bei Ausdruck und Inhaltsbewertungen von Texten finden (bei einem ist es eine 2, beim anderen eine 4). Aber prinzipiell sind halt Interpretionen erstmal offen, solange man schlüssig und richtig belegt.
Ich meine auch mal von einem Test gelesen zu haben, bei dem ein Deutschaufsatz an mehrere Lehrer verteilt wurde und am Ende kam von Note 1 bis 6 alles raus. Ist aber mit Vorsicht zu genießen, konnte auf die Schnelle gerade nichts Konkretes ergoogeln. Wundern würde mich es allerdings nicht
Die haben heutzutage doch extra solche Bewertungsbögen, die man dann einigermaßen objektiv abarbeiten kann, ob etwas in der Arbeit enthalten ist oder nicht.
Ich hatte zwar Deutsch und Englisch LK, aber das schnell bereut. Da waren mir Fächer wie Mathe oder Bio viel lieber, wo nicht viel bzw. gar kein Interpretationspielraum gegeben ist. Entweder es ist richtig oder falsch und nicht „Ah, du hast Pech mit dem Lehrer, er wird es eher schlecht bewerten als andere Lehrer“
Ja, sowas ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Der angesprochene Test ist auch schon etwas her, mindestens zu meinen Schulzeiten bereits
Eine damalige Vertretungslehrerin für Deutsch hätte mir den Wunschpunsch zum lesen gegeben und ich sollte auch noch eine Zusammenfassung dazu machen, war anfangs jetzt nicht so davon angetan, aber es hat doch spaß gemacht.
An mehr kann ich mich nicht erinnern.