Der seriöse Umfrage-Thread XXII

Also i.d.R. bricht man ein Studium ja nicht aus ner Laune heraus ab, sondern weil man da nicht auf einen grünen Zweig kommt. Das ist keine Lifestyle entscheidung, nicht leicht zu treffen und wird auch nicht immer gut aufgenommen.

Ohne den Wechsel würde ich wahrscheinlich immer noch kein Geld verdienen und wäre total fertig mit allem.


Das es teil des normalen Stundenplans war und nicht ne AG oder ein Sonderprojekt oder ähnliches.

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Ich hatte in der Grundschule „Werken und Textiles Gestalten“ oder so, also beides verknüpft.
Hauswirtschaft (kochen) hatte ich nur in der 7. Klasse.
Alles Pflichtfächer.

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Hatten wir mal eine Umfrage wie viele EUR pro Quadratmeter für Kaltmiete die Leute hier so zahlen? (falls überhaupt Miete)

Ich glaube es gibt wenige Bereiche in denen ich keine Leute kenne, die da gut drin sind bzw. es gelernt haben. Ist dann wahrscheinlich bei uns auf dem Land auch eher der Fall. Ich habe in meinem engsten Freundeskreis glaube ich wirklich alle Branchen und Teilbereiche abgedeckt.

Ich wollte nur einordnen, dass das, was du da beschreibst, alles andere als „normal“ ist.

Und dass Immobilienerwerb heute, inflationsbereinigt anteilig am Monatseinkommen, wesentlich teurer ist als in den 80ern oder 90ern ist einfach eine Tatsache.
Das heißt nicht, dass man sich für den Immobilienerwerb damals nicht möglicherweise einschränken musste. Aber es ist schwieriger geworden.

Und dann ist es eine Frage der Perspektive, was man als „Normalsterblicher“ betrachtet.
Wenn man es als „normal“ einordnet, Abitur zu machen, danach erstmal eine Weltreise zu machen und dann vielleicht 1-2 Studiengänge mit Auslandssemester, bevor man sich von dem kommenden Gehalt ein Haus baut, ja dann ist Immobilienerwerb natürlich auch eine „Lifestyle-Entscheidung“.

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Ja, ich weiß halt nicht (also weiß ich wirklich nicht), ob die Mehrzahl der Leute die heute sagt „meine Eltern hatten es so viel leichter eine Immobilie zu kaufen“ aus dem klassischen Arbeiter-Milieu kommen, oder nicht genau eventuell in einer recht privilegierten Welt groß geworden sind, aber eventuell einfach auch andere Entscheidungen getroffen haben.

Ich selber bin mir meines Privilegierten Lebens ja sehr bewusst. Und dennoch jammern die Leute in meiner Bubble rum, wie unmöglich das alles geworden ist (was halt lächerlich ist, wenn ich mir deren Lifestyle angucke).

Und wenn ich mir eben angucke, auf was meine Eltern verzichten mussten, um mir und meinem Bruder diese Chance zu geben, dann glaube ich eben (natürlich bei ner Stichgröße von n=1), dass die damals bereit waren für ihren Traum mehr aufzugeben als ich es heute wäre.

Die hatten dazu halt leider das Pech, dass sie mit ihrer Wohnung ziemlich in die Scheiße gegriffen haben und mit ordentlich Verlust da raus gegangen sind.

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Werken war bei mir in der Unterstufe das größte Drecksfach von allen, jeder hat es gehasst, weil man in 2 Gruppen für Wochen aufgeteilt wurde, eine hatte Schraubstöcke, Sägen und co, die andere Häkeln, Stricknadeln und immer still sein. Dürften immer 6 Wochen im Wechsel gewesen sein, ich hab in einem Jahr mindestens 5× geschwänzt, weil ich meine Mutter nen Aufsatz unterschreiben ließ, immer schwach mit Bleistift geschrieben, ausradiert und mit Füller geschrieben, muss zum Arzt. Bin nicht stolz drauf, aber war ne geile Zeit!

Also bei mir und meiner Familie kann ich es sehr genau sagen, dass meine Elterngeneration inkl. Onkel/Tanten, befreundete Paare etc., die fast ausschließlich aus der Arbeiter- bzw. Angestelltenschicht (z.B. Briefzusteller, Lagerist, Mechaniker o.ä.) kamen, mit einem einfachen Gehalt (Einzeleinkommen) ein Haus in einer Großstaft bauen konnten (wenn sie denn wollten). Ohne von der Großelterngeneration zu erben, wohlgemerkt. Das war nicht leicht, aber möglich.
Und das wäre mit einem Einzeleinkommen der Arbeiter- / Angestelltenklasse (z.B. Briefzusteller, Lagerist, Mechaniker o.ä.) afaik heutzutage in den meisten Fällen so nicht möglich, insbesondere ohne Erbe.

In wie weit sich privilegierte Schichten darüber beschweren, wie viel schwerer sie es im Vergleich zu ihren Eltern haben, kann ich nicht sagen.
Mir ist nur wichtig, darauf hinzuweisen, dass Perspektiven möglicherweise sehr privilegiert sein könnten. Und ich fände es für den Diskurs gut, wenn man das berücksichtigt.

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Ich komme auch vom Land, aber bin halt nicht sehr gesprächig und lerne dadurch kaum Leute kennen.

Ja ok, ich bin in mehreren Vereinen und habe einen recht großen Freundes- und Bekanntenkreis. Und dann eben noch die Familie, da kommen dann schnell die verschiedensten Leute zusammen.

Ich denke, es liegt oft daran, dass sich die Leute nicht bewusst sind oder es nicht wahrhaben wollen, privilegiert zu sein, ähnlich bzgl. wohlhabend, wo sich gefühlt jeder lieber „finanziell gut aufgestellt mit genügend Rücklagen und Investitionssummen“ sieht.

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Ja, als neulich mein Hausarzt (3. Generation Ärzte) mir erzählen wollte, wir sind in einer sozialen Schicht, musste ich so laut lachen wie lang nicht mehr.

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Ich glaube das wird jetzt mein letzter Beitrag zu dem Thema. Nicht, weil ich keine Lust mehr auf die Diskussion habe (ich finde sie eher spannend), aber langsam kommt man vom Thema des Threads ab :smiley:

Ich könnte mir vorstellen, ohne das jetzt empirisch belegen zu können (was in diesem Forum natürlich immer gefährlich ist :smiley: ), dass dieser direkte Vergleich etwas schwierig ist, weil die von dir genannten Jobs auch eine deutliche Abwertung erfahren haben. Ich meine es gibt mehr als genug Menschen, die haben die Semesterferien genutzt, um Briefe auszutragen. Das ist mittlerweile (leider) teilweise ein Aushilfsjob. Früher wurdest du da doch bei der Post noch für Verbeamtet. Das kann man dann schlecht mit heutigen Briefzustellern vergleichen.

Auch Lagerist ist heute (vermutlich) eher ein prekäres Arbeitsverhältnis (keine Ahnung was die früher verdient haben) als früher. Das will ich auch auf keinen Fall gutheißen, aber man müsste sich vermutlich im Detail die sozioökonomische Situation von diesen Menschen in den 60er/70er/80er Jahren angucken, und sich dann heute vergleichbare Jobs raussuchen. Während andere abgewertet wurden, sind ja auch neue Jobs dazugekommen.

Das macht die Abwertung dieser Jobs natürlich nicht besser. Aber ein Postboten (das hab ich jedenfalls bei Briefzusteller im Kopf) der eventuell verbeamtet war, bzw. bei einer Bundesagentur gearbeitet hat, mit den heutigen Zustellern zu vergleichen ist glaube ich einfach schwierig.

Und wie gesagt, keine Ahnung wo man die Diskussion besser weiterführen könnte. Aber hier führt sie mir allmählich etwas zu weit vom Thema weg :smiley:

Ist das wie bei Eddy mit Vater Arzt und Mutter Lehrerin, die es finanziell sehr schwer hatten?

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Das sind halt Jobs, die man damals mit Volksschul-Abschluss gemacht hatte, heutzutage vergleichbar etwa mit Hauptschulabschluss.
Meist hat man sogar sein Leben lang diese Arbeitsstelle gehabt, heute wahrscheinlich ungewöhnlich.

Und ja, die Abwertung der Arbeit plus die Abwertung der Sozialleistungen (z.B. Rentenansprüche (!), Pflegeleistungen, Krankenkassenleistungen ohne Zusatzversicherung, BAföG, Arbeitslosengeld etc. pp.) gehören natürlich dazu. Diese Sozialleistungen sind das Vermögen der Unvermögenden. Und die werden auch immer weiter gekürzt (neben der Kaufkraft von Reallöhnen in diesen Schichten). Thema Arbeitsplatzsicherheit: eine Finanzierung von der Bank ist leichter, wenn man einen sicheren Job hat mit festen Bezügen und evtl. sogar planbaren Aufstieg, z.B. im öffentlichen Dienst.
Hinzu kommen steigende Kosten (inflationsbereinigt), z.B. auch bei Mieten - man kann ja bspw. während des Hausbaus, und vorher zum Ansparen des Eigenanteils an der Finanzierung, nicht im noch nicht fertig gestellten Haus leben.

Die Vermögen (im konkret Einzelnen, sowie im Allgemeinen und im übertragenen Sinne von „Können“, was strukturbedingt möglich ist) der abhängig beschäftigten Arbeiter- und Angestelltenklasse sinken seit Jahrzehnten.
Dass die Situation dieser Schichten heutzutage prekärer geworden ist als vor 40 oder 50 Jahren, ist ja gerade mein Punkt.


@Morissa
Keine Ahnung, ich konsumiere Eddys Content nicht.
Die meisten, denke ich, halten das für „normal“, was sie gewohnt sind - ich ja auch.
Das ist ja auch erst mal nicht schlimm, aber man sollte imo bereit sein, sich zu reflektieren und die eigene Perspektive zu hinterfragen.
Ich hatte das „Glück“, mit meinem Geburtshintergrund trotzdem eine recht gute Bildung bekommen zu haben. Dadurch wähnte mein Hausarzt mich im Gespräch wahrscheinlich in einer sozialen Schicht. Das Glück haben leider nur wenige.

Und mein „Herz“ für die prekären Schichten, Ungesehenen und Unterprivilegierten, ist ja auch „nur“ eine Perspektive unter vielen. Und manchen wird sie vielleicht schon nerven. Ich find’s halt trotzdem wichtig, die Perspektive anzubringen.
Das soll auch hoffentlich nicht als Angriff verstanden werden, sondern, bestenfalls, bereichernd.


B2T:
Auf einem humanistischen Gymnasium gab’s bei mir (da selbstverständlich) weder Werken noch Hausarbeit o.ä. als Fach, dafür Kunst und Musik bis zum Abitur.
Ich find schon gut, den Schülern das Angebot zu machen, sich auszuprobieren und schauen zu können, ob das was für einen ist.
Aber jemanden Noten dafür geben zu müssen, wenn man 2 linke Hände hat, und den/diejenige in ein Fach zu zwingen, was man überhaupt nicht gut kann, finde ich sehr unfair. Allerdings kann man dann auch gleich das ganze Noten- und Schulsystem in Frage stellen (was ich auch tuen würde).

Ich glaube Werken hieß bei uns Technik und war Wahlpflichtfach genau so wie Hauswirtschaft. Handarbeit lässt sich glaube ich am ehesten mit Textil vergleichen. Auf jeden Fall haben wir da Sachen wie nähen und sticken gelernt.

Finde ich ehrlich gesagt ziemlich schade, da es Schülern die Möglichkeit gibt sowas überhaupt mal kennen zu lernen. Nach meinem Empfinden sollten Schüler so viel wie möglich probieren und Kennenlernen wie möglich.
Das Problem am benotungssytem sind für mich weniger die Noten, sondern eher die Grundlage der Noten.

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Es gibt zum Thema Aufstieg auch Studien und die sagen, dieses „besser als der Genration davor“ ist schon länger ins stocken gerade und zum Teil finden sogar schon Abstiege statt.

Das liegt nicht nur daran das man sich mit dem „gleichen“ nicht mehr das gleiche leisten kann, auch da man überhaupt die Chance eine Stufe Aufzusteigen wird schwerer, besonders für die Obere Mittelschicht.

oecd-studie-millennials-werden-aus-der-mittelschicht-gedraengt-a-049261e4-81bd-46b9-8ce7-6dfc7e077e01

Ich kann für mich sagen, ich alleine bin auf dem Stand meiner Eltern/Mutter, mit Partner ziemlich drüber.

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Gibt ja auch so Basic-Fähigkeiten, die man - für mich „normalerweise“ - vom Elternhaus mitbekommt, aber wahrscheinlich viele meiner damaligen Mitschüler bis heute nicht können.
Z.B. ein Fahrrad reparieren, einfache Reparaturarbeiten überhaupt, eine Waschmaschine bedienen, einfache Gerichte kochen, usw.

Ja klar gibt’s Sachen, die Eltern ihren Kindern beibringen können und ggf sollten, doch sind Eltern von den Ressourcen auch deutlich mehr belastet. Es dann immer den Eltern zu überlassen ist auch blöd.