Ich kenn nur einen zugezogenen Schweizer … der eigentlich deutscher ist … und der sagte immer huregeil.
Wird quasi (teilweise ziemlich inflationär) als Steigerungsform - wie z.B. für „sehr“ oderso verwendet - wenn man das so umschreiben kann.
„huere guet!“
Ja genau, das meinte ich xD
Also hier mal die ganze Erklärung für die, die keine westgermanische Linguistik studiert haben:
Das urgermanische G war ein stimmhafter velarer Frikativ.
Für Laien gesagt: Ursprünglich war “G” ein stimmhaftes “CH”.
Dieses G wurde in manchen südlichen Gebieten, an manchen Stellen, später zu dem Laut, den heute die meisten an den meisten Stellen benutzen. (Was wir halt heute als deutliches “G” empfinden.)
In den meisten deutschen Regionen hat sich später (ab etwa dem Jahre 800 ging’s so langsam los) aus dem Holländischen das Phänomen der Auslautverhärtung verbreitet, das heißt, stimmahfte Konsonanten werden am Wortende stimmlos. Aus dem “stimmhaften CH”, das G geschrieben wurde, wurde also wieder stimmloses CH.
Heißt: Die ursprünglichere deutsche Form ist “Könich” mit CH. Die “deutschere” Form, also die, die sich nur im Deutschen findet und auch nur im tiefsten erzhochdeutschen Kernland, ist allerdings König/Könik.
In den wenigen alpinen Gebieten wo das G auch intervokalisch zu einem Stopplaut wurde, wurde der Stopplaut dann durch die Auslautverhärtung zu K: Könik.
Was heißt das? Die “normale” Verteilung in den deutschen Gebieten, ohne, dass Leute krampfhaft versuchen, “richtig” zu reden, weil sie sich für ihre eigene Kultur schämen, ist so:
König, Tag/Taag (ohne Auslautverhärtung):
Alemannisch (komplette Schweiz, Teile von Österreich und BW, Reste in Frankreich)
Könik, Taak:
Mittelbairisch (z.B. München, Wien), Oberbairisch (z.B. Innsbruck), Südbairisch (z.B. Südtyrol)
Könich, Tach/Taach:
Nordbairisch (z.B. Regensburg), Oberfränkisch (z.B. Nürnberg), Osterländisch (z.B. Erfurt, Leipzig, Meißen), Rheinfränkisch (z.B. Hessen, Pfalz), Moselfränkisch (z.B. Koblenz), Ripuarisch (z.B. Köln), Limburgisch (z.B. Aachen), Niederländisch (Kleve), und natürlich im plattdeutschen Gebiet (Westfalen, Frieslande, Niedersachsen, Ostfalen, Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Ostpreußen, Schleswig, Holstein) und auch Luxemburg.
Unsicher bin ich mir bei Schwaben und Schlesien, aber da Lars Paulsen immer “dreckiche” sagt, vermut ich doch, dass Schwaben auch natives CH-Gebiet is.
Warum hier also alle im Forum meinen, sie müssten künstlich rumbayern, is mir ein Rätsel und mir tut’s auch immer richtig in den Ohren und noch wichtiger: In der Seele weh, wenn in Mecklenburg einer “Taak” sagt.
@anon76679885 Und ich glaub Dir nich eine halbe Sekunde, keine Mikrosekunde, keine Picosekunde, dass in Deinem Freundeskreis keiner “Könich” sagt. Du wohnst immer noch in Norddeutschland und der Durchschnitt da oben redet normal. (Versteht mich nicht falsch, auch König und Könik sind normales Deutsch, nur eben traditionell nicht für die Ostseeküste.)
Stelle ich mir ziemlich lustig vor das „eingedeutscht“ zu verwenden haha
Guter Typ dein Bekannter
Natürlich sagen wir im Norden Könich!
Beweißstück a:
Es heißt ja Hamurch, Honich oder richtich.
Setzt sich mit nem Flensburcher neben den Thread und beobachtet
Naja er ist mit 9 oder so in die Schweiz und mit 46 wieder gekommen. Generell stifteten viele Äußerungen starke Verwirrungen.
Zum Beispiel: kann ich diese E-Mail spülen/rühren? … What?
Na dann „stimmt“ doch alles mit mir und meinem Freundeskreis als Süddeutsche
Und damit erklärt sich vielleicht doch auch die Entwicklung von Chemie zu „Kemie“, welche ja auch nur im Süden auftritt.
Aber im Endeffekt ist es doch heutzutage so, dass man nicht unbedingt in seiner Heimatregion verbleibt und sich so doch die Sprachgebräuche der Regionen vermischen. Trotzdem ist es faszinierend, dass quasi die Hochdeutsche Aussprache weniger verbreitet zu sein scheint, als die Süddeutsche Aussprache.
Wie kommst du denn zu der Überzeugung, dass die eine oder die andere weiter verbreitet zu sein scheint?
Wegen der Umfrage? Und ich habe geschrieben, dass es so zu sein scheint, da die Umfrage natürlich nicht repräsentativ ist. Aber sie zeigt zumindest eine gewisse Tendenz (66%/34% für König/Könich). Und nach Ghetelen sollte ja eher das umgekehrte der Fall sein, da ich annehme, dass nach den Bevölkerungsverhältnissen in Süddeutschland und Mittel- und Norddeutschland eigentlich mehr Menschen Könich sagen müssten. Außer es leben in Süddeutschland insgesamt mehr Menschen, da kenne ich mich nicht so genau aus.
Die Umfrage hier im Forum ist nicht wirklich repräsentativ für ganz Deutschland
Naja da ist aber die Frage, ob die Leute sich auch richtig einschätzen und nicht einfach nur “König” ankreuzen, weil es die richtige Schreibweise ist.
Hab ich doch gesagt.
Aber wir können das Ganze ja nochmal etwas genauer versuchen zu prüfen. Auch wenn es nie wirklich repräsentativ sein kann.
Ich sage…
- König/Könik und lebe in einem der oben genannten Gebiete (Süddeutschland,Österr., Schweiz)
- König/Könik und lebe nicht in einem der oben genannten Gebiete (nicht SD, Ö., Schw.)
- Könich und lebe in einem der oben genannten Gebiete (Mitteldeutschland, Norddeutschland)
- Könich und lebe nicht in einem oben der genannten Gebiete (nicht Mitteldeutschland, Norddeutschland)
0 voters
Solche Leute kann es natürlich geben, aber deshalb habe ich es versucht mit -ig/-ik deutlich zu machen. Im Endeffekt bleibt es natürlich eine Gefühlssache.
Bitte nicht Hochdeutsch mit Standarddeutsch verwechseln. Ich weiß, dass das verbreitet ist, aber als alter Sprachmensch und Korrektheitsfanatiker, muss ich da immer zucken.
Hochdeutsch ist alles, was nicht Plattdeutsch ist. (Also alles, was z.B. “machen” statt “maken” sagt.) Tiefstes Dorfbauernbairisch aus der Steiermark ist das, was ich im Post oben mit “Erzhochdeutsch” bezeichne.
Standarddeutsch ist eine vereinheitlichte Form des Hochdeutschen, gemischt aus historisierenden Formen des Meißnerischen (“Sächsisch”) und Oberfränkischen, grammatisch konservativ durch leichten Einfluss der lateinischen Bildungssprache und mit regional geprägter Aussprache. (Und ne, das is keine Erfindung von Luther.)
Eieiei, bei dem Thema schein ich ja einen Nerv von dir getroffen zu haben.
Aber danke für die sprachliche Fortbildung, da hab ich heute mal richtig etwas gelernt. Ich muss sagen, dass ich mich zuvor noch nicht so intensiv damit auseinander gesetzt habe, obwohl es doch eigentlich ganz interessant ist.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum wir jetzt noch eine Umfrage hierzu machen müssen, weil es eh nie repräsentativ sein kann. Wenn ihr gerne klickt, macht doch einfach eine Umfrage nach eurer Lieblingszahl zwischen 1 und 10
Ich hab nur zwei Hobbys, da bin ich immer schnell Feuer und Flamme, wenn eines davon angesprochen wird.
Gefühlt sind die meisten meiner Beiträge im Forum, wie ich mich über irgendwas mit Sprache auslass.
Du schriebst:
Ich lese:
@Ghetelen
Extra für dich also:
Eure Lieblingszahl zwischen 1 und 10
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- Ich mag keine Zahlen
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Ist das noch seriös?
1-10 sind mir alle gleich. 0 wäre super gewesen.