Ich lese täglich Meldungen über die Wahlkämpfe der Türkei und betrachte es auch mit Sorge. Gibt es hier Türken, die mit Erdogan sympathisieren? Und falls ja, warum?
Vielleicht kommen bei mir auch die falschen Informationen an, aber ich sehe einen Wahlkampf, der primär auf Emotionen setzt, Europa als faschistisches Feinbild schafft (wtf?), damit sich Türken oder gar Muslime(!) dagegen solidarisieren (?). Der Eindruck ist teils wörtlich aus den zitierten Wahlkampfreden entstanden, die man täglich lesen kann.
Da alle User des Forums intellektuell dazu fähig sind eine Computertastatur zu bedienen denke ich ebenfalls, dass diese Voraussetzung sämtliche Erdogan Anhänger ausschließt.
Viele Erdogan Supporter meinen, dass die eigentlich verbotene PKK hier in Deutschland Kundgebungen gegeben hat/einfach so welche halten kann. Wie viel ist da dran? Jemand der Ahnung diesbezüglich hat?
So als Reflex könnte ich auch ne Menge Spott dazu loswerden, aber ich würde die Gegenseite schon gern verstehen. Jahrelang versucht man politisch einander näher zu kommen und jetzt schaltet man auf totale Feindseeligkeit. Finde ich traurig.
Die PKK ist in Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft. Wenn aber andere, legale kurdische Organisation eine Demo veranstalten, sind PKK-Sympathien nun mal nicht nicht fern.
Hier im Forum sind viele Meinungen vertreten, so dass ich mich über nichts wundern würde. Werfe man vergleichsweise einen Blick in die politische Threads…
Du kannst montags in Dresden auch Reichskriegsflaggen schwenken. Und dann kommt sehr wahrscheinlich eine Anzeige wegen öffentliches Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole.
Ja, die PKK ist verboten aber als Kurde kannst du natürlich demonstrieren, ist ja ein Grundrecht.
Wobei die Reichskriegsflagge meist in den legalen Versionen dort geschwenkt wird, verboten ist nur die Version des dritten Reiches.
Das Zeigen von Öcalan-Porträts ist bei uns übrigens erst seit kurzem verboten, die PKK hingegen schon lange als Terrororganisation eingestuft.
Ebenso viel oder wenig, wie an der Geschichte, dass in Deutschland Nazis Reden abhalten dürfen - ein in Deutschland rechtskräftig verurteilter Neonazi darf, z.B. auf einer AfD-Veranstaltung nicht öffentlich auftreten (anwesend sein darf er schon).
Ebenso verhält es sich mit PKK-Anhängern, für ein Redeverbot reicht es (in einer Demokratie) allein nicht aus, dieser Organisation nahezustehen. Erdogan neigt nur zur Verallgemeinerung, weshalb jeder Kurde, jede Form der Opposition, schnell zum PKK/Gülen-Terrorist wird. Verbotene Organisationen öffentlich zu bewerben, ist natürlich trotzdem strafbar.
Ich war seinerzeit bei einer Wahlkampfrede von Peer Steinbrück: Da standen Inhalte voran, sachliche Argumente. Er mich damit nicht überzeugt, aber die Art und Weise hat mich beeindruckt.
Wenn ich Erdogan sehe, dann sehe ich bald Goebbels: Die EU-Verfassung als Versailler Vertrag, den Europäer als neuen Juden und die Rede als Hetze. Und Erdogan macht andersherum die Nazivergleiche, sehr ironisch.
Das hat mit einer veralteten Weltanschauung nicht viel zu tun. Es ist grundsätzlich nicht so schwer, Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Schau dir “die Welle” an oder lies den Roman - das klappt mit fast allen Menschen, aus allen Ländern und zu jeder Zeit.
Macht durch Disziplin, Macht durch Gemeinschaft, Macht durch Handeln ~ Macht korrumpiert, grenzenlose Macht korrumpiert grenzenlos.
Doch aber die liegt im mittleren Osten leider geschichtlich etwas weiter zurück und es fehlt die Zeit der Aufklärung im europäischem Sinne der “Abkehr von der Kirche und Religion”.
Es ist schwierig mit Erdogan Sympathisanten auf intellektueller Ebene über Politik zu sprechen. Vor allem in Deutschland hat Erdogan eine sehr breite Anhängerschaft, die es im Leben nicht gelernt hat den eigenen Kopf zu benutzen. Die meisten meiner Landsleute in Deutschland sind halt leider Holzköpfe.
Da steht es um meine Landsleute auch nicht so viel besser = auch viele Holzköpfe!
Ob Erdogan-Verehrer oder Höcke-Fans, der Unterschied zwischen „nur Kopftücher und keine Kirchen“ und „keine Kopftücher und nur Kirchen“ ist nicht so groß
Der Staat war säkulär. Die Bevölkerung besonders auf dem Land war immer schon sehr religiös. Es wurde nur bis zu Erdogan immer von der Armee geputscht, wenn eine regierende Partei gegen die Prinzipien von Attatürk verstoßen wollte.