gewaltlosigkeit ist ein privileg, das nicht zuletzt davon abhängt, ob die gegenseite dieselbe grenze einhält.
wenn man selbst gewaltfreien protest übt, aber daraufhin niedergenüppelt oder sogar erschlagen wird, dann erreicht die gewaltfreiheit nichts.
das ist aber natürlich kein freibrief für gewalttätige proteste.
an der diskussion hier kann man mMn gut erkennen, dass es immer wieder gesellschaftlicher aushandlung bedarf, welche form des protestes tolerierbar [lat. tolerare = (unter Schmerzen) ertragen] ist, auch wenn es nicht meinen eigenen ansichten oder weltanschauung entspricht.
und die größten streitpunkte wird es wie immer da geben, wo man die grenzen der kategorien des gerade noch tolerierbaren oder eben nicht mehr tolerierbaren ziehen möchte.
und auch das kann mMn von fall zu fall unterschiedlich sein, wie Marcey747 schon herausgearbeitet hat.
deshalb ist auch mMn eine ständige gesellschaftliche werte-, normen- und zieldiskussion so wichtig. denn sie bildet das fundament, den kleinsten gemeinsamen nenner, des gemeinschaftlichen zusammenlebens.
ich finde es schade, dass so oft für das aufmerksamkeitsgame auf die zuspitzung, polarisierung und dichotomien abgezielt wird.
gerade Ghandhi ist imo ein beispiel dafür, dass sein friedvoller protest nur deshalb möglich war, weil die britische kolonialherren den gewaltfreien protesten und den zivilen ungehorsam eben nicht mit gewalt zerstört haben.
aber eigentlich waren auch die proteste gegen die britische kolonialherrschaft keineswegs gewaltfrei, auch wenn Ghandhi das gepredigt hat.
Ist ein Beispiel für die Niederschlagung einer friedlichen Demonstation damals. Es herrschte allerdings aufgrund von früheren Gewalttaten Kriegsrecht.
Ich bin halt der Meinung, dass zumindest in einem Rechtsstaat Gewalt nie der richtige Weg ist. Gewalt ist meiner Meinung nach ein billiges Mittel um die eigene Präsenz künstlich aufzublaßen auf Kosten der Glaubwürdigkeit und Sympathie innerhalb der Bevölkerung. Außerdem legitimiert es härtere Gegenmaßnahmen und verwässert die Berichterstattung bzw. Diskussion weg vom eigentlichen Kernthema, weil dann nur noch über die Aktionen aber nicht mehr über die Hintergründe gesprochen wird.
Der gewaltlose Weg wäre mehr Leute zu mobilisieren. Und wenn das nicht funktioniert ist den Leuten das Anliegen vermutlich nicht wichtig genug.
ich habe ja gesagt, dass die proteste keineswegs gewaltfei waren.
allerdings wurde Ghandhi, seine anhänger und deren familien meines wissens nicht von den britischen kolonialherren interniert, gefoltert und getötet.
für gewaltfreiheit selber setzt du einen „Rechtsstaat“ voraus, was auch immer da deine definition von sein mag.
aber das ist schon mal eine voraussetzung. nämlich die, dass sich die gegenseite, gegen die protestiert wird, an bestimmte regeln halten muss.
gewaltfreier protest funktioniert zum beispiel nicht, wenn die protestierenden und ihre angehörigen für die proteste getötet und/oder gefoltert werden. er funktioniert nicht, wenn die gegenseite nicht die gleichen regeln einhält.
ich verstehe nicht, was du mir sagen willst.
ich schrieb ausdrücklich:
ich bin doch in meinem post vom grundsätzlichen dann doch auf protestformen in einer demokratischen gesellschaft gekommen.
oder hast du nach dem ersten absatz nicht weitergelesen?
Für was, Zivilen Ungehorsam? Jein, das bewegt sich schon in einer großen Grauzone und muss immer einzeln Betrachtet werden. Gab da auch schon widersprüchliche Urteile zu.