Sehr interessanter Wirtschaftsgrundlagen-Artikel, der in seiner Argumentation aufzeigt, dass wir in einer Angebotskrise sind
(und u.a. derzeit neue Staatsschulden gar nicht viel weiterhelfen, aber darum geht es im Artikel jetzt nicht vornehmlich)
Der Staat will 15 Milliarden in die Bahninfrastruktur investieren. Aber das wird nicht so schnell klappen weil niemand bauen/reparieren kann und alleine schon die nötigen Geräte nicht beschafft werden können
Normalweise sind Krisen oder die Knappheit, eine Knappheit der Nachfrage
Als in der Finanzkrise 2008 die Wirtschaft zusammenbrach, lagen die Ursachen viel stärker auf der Nachfrageseite. Damals war eine Immobilienblase geplatzt, weil kaum jemand Häuser in Amerika kaufen wollte. Plötzlich fehlte an vielen Stellen eingeplantes Geld, es fehlte die Nachfrage nach Arbeit, und die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe. In vielen europäischen Ländern blieb sie auch während der folgenden Eurokrise hoch. Und weil sich die Menschen weniger leisten konnten, fragten sie weniger Güter nach.
Da gilt es dann die Nachfrage aka die Menschen zu unterstützen
Aber das ist nun grundlegend anders
Wer Deutschlands Wirtschaft etwas Gutes tun will, der muss etwas einkaufen oder etwas in Auftrag geben. Dieser Satz stimmt so nicht mehr. Handwerker ducken sich vor neuen Aufträgen weg, weil sie sowieso schon ausgelastet sind. Und wenn ein Onlinehändler zusätzlich Leute einstellt, dann fehlen sie der Wirtschaft für andere Aufgaben.
Der Engpass ist im Gegenteil, dass man für das Geld gar nicht so viel bekommt, wie man eigentlich gerne haben möchte. Das geht der Bundesregierung so, aber auch den Bundesbürgern.
Warum man für das Geld so wenig kaufen kann? Weil es an allem Möglichen mangelt. Vor allem fehlen in vielen Branchen auch jetzt noch Arbeitskräfte, denn es kommen wenige junge Leute nach, und alle zusammen wollen immer weniger arbeiten. Wer zum Arbeiten in die Stadt ziehen möchte, für den findet sich oft keine Wohnung. Und wenn dann jemand arbeiten kann, fehlt es oft an Geräten oder an Vorprodukten.
Und das gilt auch für den Staat. Es mangelt nicht an Geld, sondern umgekehrt, an Jemanden der das umsetzt.
Dem Staat geht es nicht besser. Schuldenbremse hin oder her: Seit Jahren schafft es die Bundesregierung nicht mal, das eingeplante Geld vollständig auszugeben. Seit 2017 steigen die sogenannten Ausgabereste im Bundeshaushalt von Jahr zu Jahr, 2023 summierten sie sich auf mehr als 40 Milliarden Euro – das ist nicht weit weg von den 60 Milliarden, die der Bundesregierung im Herbst durch ein Verfassungsgerichtsurteil entgingen. Und bei den Bundesländern lagen weitere 41 Milliarden Euro unabgerufen herum.
wow, krass.
Die Frage ist, was hilft bei einer Angebotsknappheit.
Laut Experten nicht mehr die Mittel wie wir sie kennen
Schuldenfinanzierte Ausgaben helfen da nicht mehr
Und was passiert, wenn man trotzdem große schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme auflegt, das zeigten zuletzt die Vereinigten Staaten. Sie steckten während der Corona-Krise Milliarden Dollar aus Krediten in Konjunkturprogramme – mit dem Ergebnis, dass die Inflation früher anzog als in Deutschland und auf ein höheres Niveau stieg, obwohl die USA praktisch kein russisches Gas verwenden
Und auch unser Kurzarbeitgeld war eher schädlich.
Wir hätten die Unternehmen während Corona eher pleite gehen lassen sollen und den leute Arbeitslosehilfen zahlen sollen. Die Löhne sind für schlecht beschäftigte gestiegen.
Das Kurzarbeitergeld war in einer Welt der Arbeitskräfteknappheit für das Wirtschaftswachstum eher schädlich. Das zeigt sich im Vergleich zu den USA. Die setzten in der Pandemie auf großzügige Arbeitslosenhilfe statt auf den Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Arbeitslosigkeit stieg kurzfristig viel stärker als in Europa. Im Ergebnis, sagt Simon Jäger, sei „der Arbeitsmarkt in den USA viel dynamischer geworden, mit Lohnzuwächsen am unteren Ende der Lohnverteilung“. Die Leute, die dort Anfang 2020 ihren Job verloren, fanden nach den Lockdowns schnell eine neue Stelle – oft mit höheren Löhnen und in produktiveren Unternehmen.
Auch in der linken Politik hat sich zuletzt immer mehr der Glaube durchgesetzt dass das Angebot gestärkt werden muss, und nicht nur die Nachfragen, gerade in unseren Zeiten
In den USA heißt die Strömung „supply-side progressivism“
Jedenfalls ein interessanter Aspekt. (ganz gleich ob alles diese Ursachen hat etc.)