Um mal hier als Privatperson - wohlgemerkt nicht als Mitarbeiter von RBTV - eine unbequeme Wahrheit auszusprechen: Der allergrößte Anteil an Zuschauer-Feedback ist nicht konstruktiv. Selbst oder gerade wenn die Leute denken, es sei konstruktiv, ist es das selten. Damit Kritik den Kritisierten wirklich weiterbringt, muss sie extrem kleinteilig und technisch sein. Denn am Ende ist die Erstellung von Sendungen immer eine extrem kleinteilige und extrem technische Angelegenheit.
Beispiel: Ich habe irgendwann einmal mit ein paar Kollegen beschlossen, einen Podcast zu starten. Wir hatten aber keine Ahnung, wie man einen guten Podcast macht. (Warum wir dann überhaupt einen Podcast gestartet haben, ist eine ganz andere Frage…) Als wir den Podcast veröffentlicht haben, kamen viele Reaktionen ala „Der Ton ist Murks!“ Teilweise haben die Leute sich Zeit genommen, 500-Wörter-Essays zu schreiben, was am Ton alles mies ist. Aus ihrer Sicht war das konstruktiv. Es hat uns aber null weitergebracht. Niemand von uns hat sich im Vorfeld hingesetzt und gesagt: „Lass mal den Ton extra mies gestalten!“ Wir konnten es einfach nicht besser. Unter den Dutzenden Leuten, die uns kritisiert haben, war zum Glück einer, der wirklich Ahnung von der Materie hatte. Er hat uns im Detail aufgezeigt, an welchen Stellschrauben wir mit unserem bescheidenen Setup arbeiten können, damit es besser klingt. Danach wurde der Ton besser. Was natürlich einige der Kommentierenden dazu veranlasst hat, sich selbst zu feiern: „Gut, dass ihr auf mich gehört hat!“
Bei einem Großteil der Kritik geht es nicht darum, konstruktiv zu sein. Wenn jemand schreibt „XY ist ein schlechter Moderator, hier liste ich nun 123 Gründe auf“ kann ich daraus in erster Linie über eine Person Rückschlüsse ziehen: über die Person, die kommentiert. Es geht um dich und um deine Sicht. Ich lese sie, und am Ende habe ich selten etwas über mich gelernt, aber praktisch immer etwas über dich. Und sei es nur, dass du ein unhöflicher Besserwisser ist.
Daraus folgt wiederum nicht, dass Kritik schlecht ist und niemanden weiterbringt. Denn Kritik hilft immer, die Stimmungen einer Community einzufangen. Wenn zig Leute den Ton einer Sendung kritisieren, sollte ich auf meiner Prioritätenliste die Frage nach oben schieben: „Wie kann ich den Ton verbessern?“
Wenn es um Menschen geht, ist wieder ein differenzierterer Blick gefragt. Wie häufig kam bei RBTV schließlich schon der Spruch: „Was wollen wir mit dem Praktikanten? Schickt den weg!“ Das beste Beispiel ist Florentin. Was ging damals ab im Chat beim Pokemon LP! Heute würde der Chat sicherlich jubilieren, wenn Florentin bei einem Etienne LP spontan dazustößt. Insofern ist es nicht immer der beste Ratgeber, auf die Kritiker zu hören. (Zumal ich die RBTV-Community liebe, aber schon ehrlich sagen muss, dass es neue Leute meiner Erfahrung nach hier schwerer haben als anderswo.)
Klar ist aber auch, dass eine solche Kritik möglich sein muss - um Stimmungen einzufangen, um einen offenen Umgang zu pflegen, auch um auf Kritik antworten zu können. Schwierig wird es dann, wenn sich die Kritik an einer Person so hochschaukelt, dass es fast schon in Richtung Mobbing geht. Und davon sind besonders häufig weibliche Persönlichkeiten in den Medien betroffen - nicht nur hier, sondern überall. Da muss man dann aufpassen, dass man die betreffende Person schützt. Denn das ist ja auch wahr: So hart unsere Schale als Personen des öffentlichen Lebens sein mag - wenn man ständig kritisiert wird, geht das auch an uns nicht spurlos vorbei. Und man muss auch ehrlich sagen: Wenn du anfängst, mich zu beleidigen oder wie ein niederes Subjekt zu behandeln, habe ich kein Interesse daran, deinen Standpunkt zu hören.