Allgemein zur Communityarbeit:
Vieles liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass RBTV anfangs völlig überfordert war, was es denn heißt eine Community zu haben und die Nachwirkungen teilweise lange spürbar waren/sind.
Der erste große Fehler: Die anfängliche Entscheidung den Chat unmoderiert zu lassen. Mit der Folge, dass viele gemäßigte Zuschauer sich vom Chat fernhielten, das Image vom Chat langfristig beschädigt war und auch die Hosts kein gutes Verhältnis zum Chat aufbauen konnten. 24/7 lang einen Raum unmoderiert zu lassen (bis auf hin und wieder durch Mitarbeiter), wo sich jeden Tag zehntausende Menschen aufhalten, ist ein sehr katastrophaler Entschluss gewesen. Da könnte man auch den HSV gegen St. Pauli ohne Polizei und Sicherheitspersonal spielen lassen und sich dann wundern, was mit den eigenen Fans los ist.
Der zweite Fehler: Der Bruch mit dem Reddit. Dadurch hat man eine riesengroße Plattform zu einer Art “failed state” gemacht. Es blieben frustrierte User zurück, die Moderation wurde weitesgehend inaktiv und die Gesprächskultur verrohte.
Der dritte Fehler: Erst gegen Ende 2016 gab es einen richtigen Communitymanager. Vorher war es eine Stelle, die neben vielen anderen Aufgaben erledigt wurde.
RBTV musste sich also um eine riesengroße Community kümmern, aber hatte nicht mal die Grundwerkzeuge dazu.
Was aber sonst noch gerne für Probleme bei der Communityarbeit sorgt:
“Geheimprojekte”
Größere Projekte im Hintergrund bekommt die Community nicht mit, aber sie merkt, wenn der Content-Output geringer wird. Das hat dann schon im Vorfeld von Stories of Games für Fragen gesorgt. Einfach direkt sagen “Wir arbeiten aktuell an einem Projekt, wozu wir euch aber in naher Zukunft nichts berichten können. Daher fällt der Content etwas spärlicher aus.”
Weiteres Beispiel war im Vorfeld von S.P.A.C.E.: Das Programm am späten Abend wurde heruntergefahren. Es kamen viele Fragen in der Community auf, was es damit auf sich hat und ob das allgemein so wäre. Tagelang gab es dazu keine Antwort. Dann wurde die Frage bei Behind the Beans aufgegriffen. Michael P. erzählt kurz, dass man an Sachen arbeitet, auch wenn das Programm spärlicher ausfällt und listet dann ausführlich auf, warum es den späten Abend getroffen hat. Ergebnis: Shitstorm, weil jeder verstanden hat, dass der Zustand nun dauerhaft so wäre. Was hätte geholfen? Direkt einen einzelnen Satz posten, bevor die ersten Fragen aufkommen: “Aufgrund der vielen Vorbereitungen für das kommende Pen & Paper haben wir das Abendprogramm etwas eingeschränkt für die nächsten zwei Wochen.”
Ein anderes Problem:
Falsche Erwartungshaltungen aufbauen.
Im Fall von Battletoads wurde es als Last Call angekündigt. Dezember war die erste Folge. Im Januar hörte man nichts, im Februar auch nichts, Mitte März meldete sich Budi im Reddit erst wieder, dass er eine Folge aufnehmen will und es davor schlecht aussah. Die Folge ist jedoch geplatzt. Erst Mitte April kam die zweite Folge. Man hätte einfach im Januar kurz ankündigen sollen, dass es eine Art One Shot wäre: Wenn es zeitlich passt, dann läuft es, aber mehr wäre leider nicht drin.
Jedoch kann man sagen: Solange das Programm stimmt, gerät die Kommunikation fast zur Nebensache. In der programmstarken Vorweihnachtszeit gibt es zum Beispiel deutlich weniger Kritik. Das wird vermutlich der Grund sein, warum die CM-Zeit von Max, Lisa und Marah als besser empfunden wird. Oder warum Hauke aufgrund der “goldenen Anfangszeit” oft gelobt wird.
Am Ende wollen schließlich alle nur unterhalten werden und dafür muss Luca auch nicht mitwitzeln im Spamthread, auch wenn ich mir ebenfalls mehr sichtbare Präsenz wünsche. Das Gefühl “Ich werde gehört” ist in vielen Fällen ja komplett ausreichend, auch wenn ein Vorschlag mal nicht umgesetzt wird.