Ich bin schon ewig großer Serien-Fan und seit so einiger Zeit würde ich mich auch als Serienjunkie bezeichnen. Klar ich liebe jeder gute Form des Storytelling (seien es nun Bücher, Comics, Filme, Games oder eben Serien), aber gerade in den letzten Jahren wurden die besten Geschichten imho bei letzteren erzählt. Nachdem ich in den letzten Monaten am laufenden Band von einer Geschichte nach der anderen mitgerissen wurde, dachte ich ich schreibe mal (auch im Hinblick auf Serien+ ) meine Meinung/Eindruck dazu, wie abgefahren und fantastisch es ist, dieses Goldene Zeitalter der Serien live mitzuerleben.
Alleine im Jahr 2016 gab es Game of Thrones, Stranger Things, Westworld, The Expanse, The Crown, The Night Of, Daredevil, Black Mirror, Better Call Saul und BoJack Horseman (nur eine kleine Auswahl meiner Favoriten). Würde ich alle guten Serien der letzten Zeit aufzählen, würde ich noch ewig hier weiter schrieben und dennoch sicher viel zu viele vergessen. Während heute einem diese Shows im Überfluss angeboten werden, so musste man früher gute Serien entweder mit der Lupe suchen oder sich an einzelnen Elementen in ansonsten mittelmäßigen Serien fest klammern. Man kommt fast gar nicht mehr hinter her all diese kreativen, top besetzten und extrem gut ausgestatteten kleinen Meisterwerke anzuschauen.
Wenn ich zurück denke wie früher Serien die kleinen hässlichen Schwestern der großen strahlenden Filme wahren und Hollywood-Stars die in einer Serie mitspielt, der Bankrott attestiert wurde, dann kann ich manchmal kaum glauben wie weit das Medium in so kurzer Zeit gekommen ist.
Wobei so kurz war die Zeit ja nicht. Serien waren schon immer der Ort um verrückte Geschichten auszuleben oder Ideen umzusetzen, die auf der großen Leinwand viel zu riskant waren. Eine Erzählung wie Twin Peaks hätte es selbst heute schwer als multi-Millionen Dollar teures Filmprojekt, um so dankbarer bin ich, dass man in den 90ern dieser eine Chance gegeben hat und wir heute alle diesen absoluten Klassiker haben.
Aber das waren eher Ausnahmen in einer TV-Welt, die aus unzähligen Case-of-the-Week Serien und Seifenopern zu bestehen schien. Versteht mich nicht falsch, Star Trek und Co. sind auch heute noch wunderbaren Serien, welche ihre eigenen echten TV-Stars erschaffen haben und die Britten waren den Amis sowieso um Jahre voraus, aber es fehlte den aller meisten dennoch in meinen Augen immer an diesem einen kleinen Schritt, der sie en par mit dem Kino hob oder gar darüber hinaus.
Dieser Schritt wurde lange vorbereitet und endgültig mit den grandiosen Werken des Home Box Office (Kurz HBO) eingeläutet. Meisterwerke wie Oz, Sopranos, The Wire und weitere zeigten wie Serien im neuen Jahrtausend auszusehen haben. Ich denke ich bin nicht der einzige der ein paar von ihnen in seiner eigenen All-Time Top-Liste stehen hat. Aber selbst wenn sie einem zu sperrig und gewaltig erscheinen, so muss doch jeder Serienfreund zumindest anerkennen, dass es ohne sie heute kein Game of Thrones gäbe. Natürlich waren HBO nicht die einzigen. Mit Scrubs definierte der Sender NBC zum Beispiel gleich das gesamte Genre der Dramedy neu und setzte einen bis heute unerreichten Maßstab.
Serien waren also endlich da angekommen wo sie Jahrzehnte lang hingearbeitet hatten, auf eine Stufe mit Filmen oder für manche sogar darüber hinaus. Doch eines fehlte noch zum vollkommenen Glück und das war die Masse. Die Ära der Serien war eingeläutet und nun folgten endlich im Eilschritt nach und nach auch die meisten anderen Sender/Networks etc. mit immer anspruchsvolleren und besser produzierten Serien. Das ganze gipfelte mit Netflix in einer Firma, die scheinbar am laufenden Band extrem hohe Qualität mit enormen Budget produziert und dabei quasi das Binge-Watching zu einem alltags gebräuchlichen Superlativ erhoben hat.
Während Hollywood aktuell so verzweifelt nach neuen Stoffen sucht, dass sie ein gestreamlinedtes Remake nach dem anderen produzieren, ergreifen Serienmacher ihre Chance und wir sehen wie Ideen das Licht der Welt erblicken, die wirklich etwas neues versuchen und dabei zeigen wie vielschichtig ein ein visuelles Medium auch im Jahre 2016 noch sein kann.
Was kommt wohl als nächstes? Ich werde schon ganz hibbelig vor Vorfreude .
/tl;dr: Hatte einen kleine Schreibattacke zum Thema Serien. Dies ist aber eher als Kolumne als eine faktische Auseinandersetzung mit der gesamten Thematik zu verstehen und soll hauptsächlich als Diskussionsansatz dienen.