Ein wirlich interessanter Thread, der auch zum Nachdenken anregt.
Welchen Beruf übt ihr aus?
Ich bin selbstständiger UX & UI Designer (da das mit den Fachbegriffen ja immer so eine Sache ist: UX = User Experience, UI = User Interface). Grob gesagt konzipiere und gestalte ich digitale Produkte wie Webseiten oder Apps mit dem Fokus auf eine möglichst positive Nutzererfahrung (einfach zu benutzen, Nutzer kommt schnell an sein Ziel, kommt gerne wieder, etc.). Idealerweise entsteht ein Mehrwert sowohl für den Nutzer als auch für den Anbieter.
Warum?
Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Ich habe schon zu Schulzeiten gerne am Computer mit der Erstellung von Grafiken und ähnlichem herumprobiert. Während der Vorbereitung aufs Abitur wurde man ja dann vom Umfeld dazu gedrängt, sich Gedanken über die nächsten Schritte nach der Schule zu machen (haben andere wahrscheinlich freiwillig gemacht, aber ich zu der Zeit eher nicht ). Eigentlich wollte ich Grafikdesign studieren, aber das war mir dann doch zu analog. Also habe ich durch Zufall und ohne groß drüber nachzudenken eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht.
Die hat mir ziemlich gut gefallen, vor allem weil es eben ein gutes Stück anders war als Schule. Die Firma, in der ich war, hat Software für Online-Shops entwickelt und die Abteilung (Produktmanagement) auch gerade erst neu aufgebaut, so dass ich schon früh viel Verantwortung übernehmen konnte (und musste). War nicht immer einfach, aber hat Spaß gemacht und ich konnte so auch noch ein paar andere Dinge lernen als nur reine Gestaltung.
Bin dann nach der Ausbildung auch bei der Firma geblieben, erst als Produktmanager und dann als UX Designer (da kam der Bereich und auch der Begriff so langsam aus den USA nach Deutschland), erst alleine und später mit eigenem Team. Dann hatte ich irgendwann das Gefühl, mal was neues sehen und machen zu wollen und bin zu einem frisch gegründeten Startup gewechselt. Dort habe ich dann einen Online-Shop und eine App von Grund auf gedacht, konzipiert und gestaltet. War anstrengend, aber auch sehr lehrreich.
Wie das bei Startups manchmal so ist, hat der Laden dann nach etwas über zwei Jahren dicht gemacht und ich musste mir was Neues suchen. Konnte mich nach einigem Hin und Her überreden, es mal als Selbstständiger zu versuchen und das mache ich jetzt seit zwei Jahren. Aktuell im Finanzsektor (mobile Apps für Bankkunden) beim Digitaldienstleister einer großen Bank.
Erfüllt er euch? Wie seht ihr die Bezahlung?
Der Beruf macht mir immer noch sehr viel Spaß. Ich mag einfach die Mischung aus Teamarbeit und Einzelaufgaben, kreativem und analytischem Teil. Habe mich während des Jobs auch immer wieder mit neuen Facetten wie Psychologie beschäftigt, die dafür schon recht wichtig sind, aber in meiner Ausbildung eher zu kurz kamen.
Als Selbstständiger mit vorhandenem Netzwerk in einer Großstadt (in meinem Fall Hamburg) kann ich sonst auch nicht meckern. Ich arbeite aktuell 3-4 Tage pro Woche und verdiene mehr als vorher in der Festanstellung (knapp sechsstelliger Umsatz pro Jahr). Mir ist bewusst, dass da aber auch einfach Glück dazugehört, viele Projekte werden nicht offen ausgeschrieben sondern eher über Vitamin B oder anderweitig vergeben. Aber auch als Angestellter hatte ich mit circa 60k - 70k Jahresgehalt immer das Gefühl, gut entlohnt zu werden. Der Markt ist da aber auch immer noch sehr günstig für die Arbeitnehmerseite, da es einen großen Bedarf gibt.