Ich würde das für mich so formulieren: Ich würde nie (wieder) auf eine Poetry Slam-Veranstaltung gehen. Kann sein, dass es einzelne „Slammer“ gibt, die das ganz gut machen. Aber an sonem Abend in der Kneipe / einem Cafe treten ja meist unterschiedliche Menschen auf. Und ich habe bisher auch noch nie einen Poetry Slam gehört, der mich nicht zum Augenrollen gebracht hätte. Besonders diese „tiefsinnigen“ Kisten, bei denen man einfach merkt, dass das ne 20-jährige Studentin ist, die erst noch ein bisschen Lebenserfahrung sammeln muss, bevor sie die ganze Welt fertiganalysiert hat find ich immer ganz arg fremdschämig. Oder diese „offenen Briefe“ an Expartner / Eltern… ist nix für mich.
Ich habe mir ein paar Poetry Slam-Übertragungen im Radio- / TV angesehen und ein paar Einzelauftritte im Internet (geteilte Videos) und dachte jedes Mal: „Oh Gott, wenn ich dafür Eintritt gezahlt hätte, wär ich richtig angepisst“.
Ich kann am Format Poetry Slam ganz allgemein kritisieren, dass da einfach jeder auf der Bühne irgendwas machen kann. Und dass bei den Worten „jeder“ und „irgendwas“ die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist, dass an dem Abend etwas dabei ist, dass man nicht mag.
Klar könnte man jetzt sagen: „Das ist aber ganz schön pauschalisierend, von ein paar Videos und zwei, drei Komplettübertragungen zu sagen, dass man dem ganzen nie mehr eine Chance gibt“ aber ich finde das nciht. Wenn man einer Sache bereits eine Chance gegeben hat kann man eben sagen: in 100% der Fälle, in denen ich das gemacht hab, fand ichs scheiße, ergo find ichs wohl scheiße. Ich habe auch noch nicht jedes Gericht auf der Welt gegessen, dass Rote Beete verarbeitet und bin mir trotzdem sehr sicher, dass ich generell einfach keine Rote Beete mag und nicht nur die Einzelbeeten nicht
Klar kann ich verstehen und deswegen würde ich es auch niemandem übel nehmen, wenn er so eine Veranstaltung nicht besucht
Die Arten von Poetry Slams die du ansprichst sind im Übrigen auch genau die, die ich selbst nicht so mag, weil sie bei mir ebenfalls eher Fremdschamgefühle auslösen. Habe ich auf der Bühne allerdings bisher glücklicherweise selten gesehen.
Mit meiner Kritik meine ich aber auch nicht Leute wie dich. Poetry Slams abzulehnen, weil jeder auftreten kann und man so eine große Chance hat jemandem zuhören zu müssen, den man nicht mag ist ja eine absolut legitimer Grund, der auch wirklich das Format und nicht einzelne Auftritte betrifft.
Und beim inhaltlichen Aspekt meine ich auch explizit jene (und von denen gibt es in meinem Umfeld viele), die lediglich dieses eine Video von Julia Engelmann gesehen habe, davon ausgehen dass alle Auftritte so sind und auf dieser Grundlage sagen Poetry Slam ist scheiße und das auch regelmäßig raushängen lassen.
Wolfram ist eben in dem Punkt wie ein nervender Kumpel von mir, der es geniesst wenn er einen in einer Diskussion auflaufen lassen kann weil man ein Fachwort falsch benutzt hat oder der mit Absicht obskure Fachwörter einbaut, weil er sich da sicher sein kann das sich keiner zu antworten traut aus Angst dann komplett dumm dazustehen wenn der andere sagt “also die Antwort zeigt das du gar nicht verstanden hast was ich mit Imponderabilien (= Unabwägbarkeiten auf gut deutsch) gemeint habe”
Scheinbar ist eine Abneigung gegen Wolfgang M. Schmitt und dessen Auftreten in der Community eine „unpopular Opinion“, weshalb ich es lieber einfach mal hier rein stelle, statt andere Threads zu derailen.
Um aus einem dieser anderen Threads als Aufhänger zu zitieren:
…exemplifiziert das mein Grundproblem mit der Figur „Wolfgang M. Schmitt“. Man merkt ihm den Akademiker zu sehr an, und das auf die denkbar ungünstigste Weise. Schmitt ist ohne Frage gebildet, eloquent & rhethorisch begabt. er kann ganz offensichtlich auf einen umfangreichen Fundus angeeigneten Wissens zurückgreifen, und dies auch schnell. Er versteht sich auf Quellenexegese und Zitieren und er bringt dies auf hohem, sprachlichen Niveau rüber. Was mir aber nahezu bei jeder seiner Ausführungen, denen ich bisher gefolgt bin (was zugegeben nur innerhalb diverser Bohnenformate der Fall war), gefehlt hat, war die Eigenständigkeit der Gedanken, das Fomulieren eigener und eigenständiger Ideen. Alles in Allem wirkt das auf mich weniger intellektuell als streberhaft - ein Eindruck, der durch die meist eher mäßig sitzenden Anzüge nur verstärkt wird, zeugt diese Art der Kleiderwahl doch nicht von inhärentem Stilbewusstsein, sondern höchstens dem bewussten, aber letztlich unbeholfenen Bemühen, sich ein kalkuliertes „Image“ zu verleihen (Randbeobachtung: Der Anteil der Zuschauer, die Schmitt für intellektuell halten und der Zuschauer, die ihn für gut angezogen halten, scheinen mir nahezu kongruent). Und wie man sieht, scheint das sogar zu funktionieren - was angesichts der Wahl der „Arena“ aber auch wiederum nicht verwunderlich ist. (Niedrige Sonne, lange Schatten etc… ).
EDIT: Um dem Rant auch sowas wie eine Aussage zu verleihen: Bitte nicht noch mehr von Wolfgang M. Schmitt bei RBTV. Ich habe keinerlei intellektuellen Anspruch an das Programm dieses Senders, und das hat seinen Grund. Man möge also bitte bei der „Unterhaltung“ bleiben, statt sich auf die schlüprifge Rutschbahn der „Bildungsformate“ zu begeben. Da gibt es mit Sicherheit berufene Instanzen, wahrscheinlich sogar auch auf Youtube und Co…
Ich habe seine Art zu Reden zu keinem Zeitpunkt kritisiert, im Gegenteil sogar ausdrücklich gesagt, dass er ein hohes sprachliches Niveau und rhethorische Versiertheit mitrbingt. Bezogen auf das, was er von sich gibt, war meine Kritik rein inhaltlicher Natur.
Natürlich könnte man seitenlang darüber diskutieren, ob die Unfähigkeit, sich sprachlich an das im direkten Umfeld geplfegt Niveau zumindest im Ansatz anzupassen, von einem Mangel an emotionaler Intelligenz zeugt. Das sehe ich hier aber gar nicht als diskussionswürdig, da ich überhaupt gar nicht davon ausgehe, dass ein Wolfgang M. Schmitt das nicht kann - sondern eher davon, dass er es aus Gründen der Imagepflege ganz bewusst vermeidet.
Es besteht übrigens i.d.R. auch ein -meist eher größerer als geringerer - Unterschied zwischen dem schriftlichen und mündlichen Sprachgebrauch. Kaum Jemand spricht so, wie Jemand schreibt. Schon gar nicht ständig. Die Abweichungen finden dabei natürlich in beide Richtungen statt und in der “Generation Internet” hat das “Schreiben, wie man spricht” mit Sicherheit auch wieder an Bedeutung und Umfang zugenommen. Geh aber getrost davon aus, dass man sich mit mir auch “ganz normal” unterhalten kann…
Da gebe ich dir Recht, ich war mal bei einem Poetry Slam und einer der Kandidaten hat 6 Minuten lang Über seine Kaffeemaschine philosophiert. War sehr “spannend”.
).
(Exempflifizierung und Quellenexegese^^)
