The Fresh Prince of Bel Air:
Die ganze Serie durchgeschaut.
Muss sagen, die ist wirklich gut. Gut gealtert, kann man in der Regel nicht zu oft sagen von Serien aus den 90ern.
Will Smith ist wirklich ein extrem charismatischer und sympatischer Typ. Was ich an seiner Figur in diesem Film so mag ist die Tatsache, dass er nicht wirklich… „cool“ ist, sondern eher etwas bescheuert, oft sogar fast etwas peinlich. Und man muss es Will Smith wirklich zu gute halten, dass er VOLL in diesen übertriebenen, überzeichneten, schrägen Humor reingeht, und sich kein bisschen zu schade ist sich voll und ganz zum Affen zu machen… und das macht er mit einer solchen Selbstsicherheit, dass er dann halt doch irgendwie wieder cool rüberkommt. Die Selbstsicherheit des Jungen, diese Grenzenlose Offenheit, macht ihn wirklich extrem sympatisch.
Auch die anderen Charaktere sind extrem gelungen. Onkel Phil, Carlton, Ashley und Hillary kreieren ein perfektes Umfeld mit vielen Facetten für Smith. Geoffrey ist ebenfalls immer für einen Lacher gut, auch wenn er vermutlich der Charakter ist, welcher am meisten unter dem TV-Show-Charakter-Fluch leidet. Damit meine ich: Zu Beginn noch etwas realistischer und vielseitig, aber mit zunehmenden Staffeln immer mehr ein One-Joke-Charakter.
In der ersten Staffel ist er ein würdevoller Butler, der seinen Job zu lieben scheint, eine gewisse Weisheit mit sich bringt, und zum Teil ein bisschen zynisch ist. Aber je länger die Serie ging, desto mehr wurde er rein auf den Zynismus gespielt, bis es soweit geht, dass er seinen Job und seine Mitmenschen regelrecht zu hassen scheint.
Er war immer noch lustig… aber ich glaube ich mag Geoffrey aus der ersten Staffel besser.
Und dann gibt es halt noch Tante Vivian…
Und die ist halt schwierig zu beurteilen, da sie auf halber Strecke ausgewechselt wurde.
Die erste Vivian war ein super Charakter, ein perfektes Gegenstück zu Phil in der Familie und mit ihm zusammen ein Hammer-Duo. Sie hatte ihre Ecken und Kanten und war durch und durch interessant.
Ihr Ersatz war dann jedoch ein völlig anderer Charakter. Sie hatte zwischendurch Folgen, wo sie mehr zu tun hat, aber oft scheint sie einfach ein Nebencharakter zu werden, ohne das Feuer und ohne Vielschichtigkeit der ursprünglichen Vivian. Ist etwas schade. Nichts gegen die Schauspielerin, sie machte einen guten Job, aber der Charakter schien definitiv nicht mehr der gleiche zu sein, und wirkte mehr entbehrlich als ihr Vorgänger.
Zu den Inhalten der Folgen gibt es nicht sehr viel zu sagen. Die meisten Folgen sind Klamauk und „Problem der Woche“. Was sich extrem gut anbietet für eine Serie, wo man ab und zu mal ein Paar Folgen schaut.
Es gibt gewisse Folgen, wo man sich wünscht, dass sie etwas mehr Spuren hinterlassen hätten, aber insgesamt ist es extrem gelungen.
Was mich überraschte war die Tatsache, dass der Grund wieso mir die Serie so extrem im Kopf geblieben war (die zum Teil doch sehr seriösen Themen bezüglich der Afroamerikanischen Erfahrung in der USA) fast hauptsächlich Teil der ersten, vielleicht noch zweiten Staffel war. Gerade die erste Staffel hatte so viele dieser Themen und so starke, gänsehaut erzeugende Momente, dass ich irgendwie im Kopf hatte, dass die ganze Serie so war. Ist sie aber nicht. Staffeln 3-6 sind dann doch eher… leichtere Kost. Was kein Problem ist, es erstaunt mich einfach, dass man da nicht mehr daraus gemacht hat. Oder besser gesagt: Dass dieser Aspekt nicht stärker auf die ganze Serie verteilt ist.
Ein Aspekt, der aber überhaupt nicht gealtert ist, und das muss man so sagen, ist Will und Carlton’s Umgang mit den Frauen.
Ehrlich… klar ist das alles mit Humor gemacht, und man kann darüber lachen… aber wenn man die Serie sich heute so ansieht, dann muss man schon sagen, dass gewisse Dinge MEHR als nur Grenzwertig sind.
Will inszeniert eine falsche HOCHZEIT, damit er eine seiner „Freundinnen“ (die mit Sex bis in die Ehe warten will) ins Bett kriegen kann. Carlton hat mehrere Folgen, wo er gewisse Frauen regelrecht stalkt… in einer Folge jagt er eine Frau im Bikini sogar bei einer Party über den Rasen, im verzweifelten Versucht ihr ihre Telefonnummer abzuZWINGEN…
Die beiden Herren sind extreme Sexisten und würden als echte Menschen heute vermutlich von „MeToo“ so eine ganze Menge zu hören bekommen!
Um hier aber auch fair zu sein: Die letzten beiden Staffeln VERSUCHEN das ganze wieder etwas auszuloten und EIN BISSCHEN auf die Probleme einzugehen, primär durch die Tatsache, dass halt der Charakter von Ashley älter wird und man plötzlich einen der Charaktere auf der anderen „Seite“ hat.
Aber das ist halt so mit diesen alten Serien. Zum Glück wird solches Verhalten heute nicht mehr so verharmlost oder romantisiert dargestellt (hust „How I met your Mother“, hust „The Big Bang Theory“, hust „Two and a Half Men“ hust).
Wie gesagt, diese Serie lebt von den Charakteren und da hat man einfach den perfekten Mix aus guten Schreibern und perfektem Casting gefunden. Und darum ist diese Serie auch heute noch absolut Wert anzuschauen.
Und das Finale ist eines der besten Finale solcher Serien die ich kenne. Relativ simpel, nur zwei Folgen, aber mit einem sinnvollen Abschluss für die ganze Familie.
Fazit: Tolle Serie. Ein Produkt der 90er halt, aber die Charaktere sind (in den meisten Bereichen) zeitlos und immer noch unterhaltsam.