Twin Peaks Staffel 1 und 2 auf DVD, Rewatch.
Ich weiß nicht was genau es war, aber irgendwie hatte ich Anfang des Monats das dringende Bedürfnis Twin Peaks nochmal zu gucken, also kurzerhand aus dem Medienbestand der Uni das 10-Disc DVD-Set zur eingehenden Medienanalyse geliehen und los. Fire Walk With Me sowie die dritte Staffel folgen noch.
Twin Peaks ist ein Phänomen, da muss man nicht viel zu sagen. Daher nur, wie mein Erstkontakt vor ein paar Jahren verlief und wie der (bisherige) Rewatch für mich war:
Ein Kumpel von mir ist riesiger Fan von David Lynch und Twin Peaks und drängte mir die Serie damals regelrecht auf. Ich war auch durchaus interessiert, weil ich nichts genaues wusste, nur dass David Lynch halt… sehr besonders und im besten Sinne seltsam ist und die Serie sehr ominös klang, die Welt hinter dem Vorhang, der Horror hinter der Kleinstadtkulisse diesdas.
Ich war dann erstmal sehr überrascht von dem was sich mir darbot. Denn ja, es gibt den Mordfall mit dem alles beginnt, aber die einzelnen Handlungsstränge und Figuren sind Seifenoper pur. Beziehungsweise Seifenoper im Zerrspiegel; besonders der Einsatz der Musik, aber auch einige Dialoge und Inszenierungen sind teilweise sehr bewusst „drüber“, irgendwie. Das für mich schlimmste war dann fast, dass ich dran blieb, obwohl ich das was ich erwartet hatte, nämlich die mystischen Horrorelemente, gar nicht bekam. Aber wird Shelly von diesem verdammten Leo loskommen und mit Bobby glücklich werden?! Gleichzeitig ist es aber eben nicht Seifenoper pur, sondern hat eben tatsächlich diese graduell zunehmenden seltsamen Elemente drin. Die zweite Staffel mäandert zwischendurch etwas, ging dann aber in genau die Richtung, die ich von Anfang an erwartet hatte.
Beim Rewatch konnte ich diese ganzen Momente erneut durchleben, hatte zwar einiges vergessen, mich aber auch an vieles erinnert und darauf gefreut, beziehungsweise konnte es jetzt ganz anders einordnen und genießen. Ich liebe die Serie einfach, vom Pacific Northwest Kleinstadt-Setting, über die teilweise skurrilen Figuren (allen voran Kyle MacLachlan als Special Agent Dale Cooper), die Seifenoper-Plots und Intrigen sowie die Ermittlungen bishin zu den mystischen Horrorelementen. Die Serie hat immer wieder ganz besondere Momente, die daraus erwachsen wie einzelne Themen verhandelt werden. Zum Beispiel wie Albert Rosenfield (Miguel Ferrer), ein FBI-Kollege Coopers aus der Forensik mit ungesundem Hang zu Zynismus und Arroganz, Sheriff Truman (Michael Ontkean) erklärt, wie er sein Leben ausrichtet, wie Leo Johnson (Eric Da Re), der ein gewalttätiger und verabscheuenswerter Kleinkrimineller fern jeder Wiedergutmachung ist, trotzdem ehrliche Liebe empfindet und geläutert nicht nur an sich selbst denkt, oder wie Cooper, Truman und die Bewohner von Twin Peaks in einem Spannungsfeld von Verwunderung und Neugier, aber ohne Ekel, unangemessene Belustigung oder Feindseligkeit auf DEA Agentin Denise Bryson (Dave Duchovny) reagieren, die sich ganz organisch ins Ensemble einfügt. Und vor solcher Besonderheiten strotzt die Serie einfach, oft seltsam, manchmal lustig, manchmal nachdenklich, manchmal unheimlich.
Freue mich schon sehr darauf Fire Walk With Me und die dritte Staffel zu sehen.