Blindspot - Staffel 1:
Ich finde man kann die meisten Serien in zwei Kategorien einteilen. Serien, welche einen Fokus auf eine Story und einen Plot haben und sich jede Folge darum dreht. Da gehören Dinge wie „Game of Thrones“ oder „Breaking Bad“ dazu. Und dann gibt es Serien, wo du eine Gruppe Protagonisten hast, und die haben in jeder Folge den „Fall der Woche“ um den sich der Plot dreht, und drum herum gibt es immer mal wieder Charaktermomente oder einen Folgen übergreiffenden Plot, der nur zwischendurch etwas voran getrieben wird. Das sind Serien wie „Bones“ oder die ersten Staffeln von „Dr. House“. Und beide Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile.
Und dann gibt es diese Serien, welche sich nicht so ganz entscheiden können. Serien welche einen übergeortneten Hauptplot haben, der das Interessante ist, aber dann doch irgendwie in jeder Folge ihren einzelnen, in sich geschlossenen Fall haben wollen. „Lucifer“ ist so eine… und „Blindspot“ ebenfalls.
Und mit diesen Serien habe ich so ein bisschen mein Problem. Denn diese Serien verbringen einfach so viel Zeit mit ihren „Fall der Wochen“-Plot, während ich sie eigentlich primär schaue um zu sehen wie sich die Hauptgeschichte entwickelt. Und dadurch zieht es sich einfach unnötig.
Das ist ein bisschen das Hauptproblem das ich mit dieser Serie habe. Die einzelnen „Fälle“ sind einfach nicht interessant genug und ich hätte es viel lieber, wenn sich die Serie auf den Hauptplot um Jane Doe und Kurt Weller konzentrieren würde. Denn DAS ist für mich der Hook an dieser Serie. DAS ist der Aspekt, den ich interessant finde und wo ich den Plot weitersehen will. Aber weil sich die Serie auf diese Episoden-strukturierten Einzelfälle konzentiert sind alle Folgen gezwungen nach dem gleichen Schema abzulaufen und zwischendurch Platz zu finden um die Geschichte um die Hauptcharaktere zu irgendwo dazwischen reinzuquetschen.
Und das Schema ist in diesem Fall nicht mal sonderlich packend aufgebaut. Jede Folge fängt mit einer Prämisse an, welche sich aus einem Tattoo von Jane Doe ableiten lässt… nicht ein cleveres Rätsel wo man als Zuschauer selber hätte drauf kommen können, sondern einfach ein beliebiger Code, irgendwo in den Tattoos versteckt, und du als Zuschauer musst es den Agenten einfach glauben. Dann gehen die Agenten der Spur nach, sie treffen einige Charaktere, wo du ziemlich schnell weisst, wer zum Schluss der grosse „überraschende“ Bösewicht ist (zumindest wenn man schonmal eine Handvoll solcher Kriminalserien gesehen hat), dann kommt es irgendwann zu einem grossen Showdown, wo für ein Paar Minuten geballert wird (ehrlich, jede Folge hat eine langgezogene Massen-Actionsszene, welche sich einfach zieht) und dann ist der Plot der jeweiligen Folge auch schon wieder durch und man hat nichts wirklich neues gelernt.
Das ist das Negative an der Serie.
Das Positive, was ich extrem mag, und warum ich diese erste Staffel jetzt doch innerhalb kürzester Zeit durchgeschaut habe ist der ganze Rest.
Der Hauptplot dieser Serie ist extrem gelungen. Die Prämisse gefällt mir sehr gut und hat diesen bizarren Mysterie Aspekt, welcher immer grosse Fragezeichen aufwirft, und du nie genau weisst, was als nächstes kommen könnte.
Und was mir halt extrem gut gefällt sind die Charaktere. Zu Beginn wirken sie alle etwas generisch und klischeehaft, aber nach ein Paar Folgen, wo sie ein bisschen Zeit hatten sich zu entwickeln, merkt man dass da doch mehr dran ist. Vor allem Jane Doe, hervorragend gespielt von Jaimie Alexander, ist ein interessanter Charakter und vollbringt fast mit spielerischer Leichtigkeit einen Balanceakt zwischen einer extrem kalkulierten, professionellen Supersoldatin, einer empthischen Persönlichkeit, und einer verletzlichen Person, welche völlig verloren in der Welt ist und dadurch extrem verunsichert ist. Sie muss so viele Facetten glaubwürdig mit dem selber Charakter rüberbringen und macht das einfach fantastisch.
Ich bin jetzt wirklich gespannt wie es weitergeht.
Irgendwie fühlt es sich so an, als baue das ganze Zeugs auf fast einen „Minority Report“-artigen Twist raus… die Art wie die Tattoos die Protagonisten immer direkt an den Ort bringen, wo sich eine Katastrophe anbahnt gibt die ganze Zeit den Eindruck, dass es sich bei „Orion“ um etwas handelt, das quasi die Zukunft voraussagen kann… auf der anderen Seite hat die Serie im Moment fast gar nichts an sich, dass andeuten würde, dass es in dieser Welt derartig realitäts-entfernte SciFi-Konzepte geben könnte. Klar hat die Welt so ein bisschen ihre Technologien, welche etwas extremer sind, als alles was wir in der Realität haben, aber bisher ist alles noch nahe genug an unserer Realität, dass ein solcher Twist MASSIV überraschend käme… aber vielleicht denke ich da auch einfach zu viel, im Moment tun ja alle Charaktere meistens einfach so, als könnten die Tattoos auch einfach in die Richtung von Korruptionen und Verschwörungen deuten, und die Protagonisten kommen halt einfach immer dazu, weil es halt… nun, weil es halt der Fall der Woche ist.
Das Ende der ersten Staffel deutet bereits darauf hin, dass die Serie vermutlich nicht ganz im Status Quo weitergehen wird, und vielleicht bereits in der nächsten Staffel etwas aus dem Schema ausbrechen wird, in dem es in der ersten Staffel etwas festsitzt. Ich meine, einer der Teammitglieder ist gestorben, der Protagonist wurde befördert, ein andere Protagonist ist verhaftet und wird vermutlich nicht mehr so einfach immer und überall bei den Ermittlungen mitmischen können…
Natürlich KÖNNTE die Serie einen Weg finden mit den neuen Bedingungen trotzdem ins alte Schema zurück zu fallen. Aber ich hoffe es nicht. Jetzt sollten sie einfach den Hauptplot entwickeln, den der ist absolut stark genug um die Serie zu tragen!
Fazit: Guter Hook, guter Hauptplot und tolle Charaktere. Leider in dieser Stafffel etwas zu sehr ans Wochen-Serien-Schema festgebunden.
PS: Ach, und finde Ahsley Johson absolut liebenswert in dieser Serie… und musste laut lachen, als sie eine „Critical Role“ Anspielung machten