And just liked that
2021, Michael Patrick King, Darren Star
aka Sex and the City
Folge 1 und 2
Vorab: Ich war 14 und SatC war der Sh*t!
Es gab allgemein berechtigte Kritikpunkte an der Serie und die Filme konnten für sich nicht die Stimmung der Serie wiedergeben und scheiterten u.A. daran, dass sich die Filme von der Bodenständigkeit entfernten und einfach zu kitschig waren.
Mir kommt es so vor, als hätte man aus dieser Kritik gelernt und versucht sich dieser Bodenständigkeit der ersten Staffeln wieder anzunähern. Und die Kritik an die Serie lautete auch: Zu sehr heteronomative, weiße, privilegierte Cis-Frauen und kaum Diversität.** Es gibt in den neuen Folgen mehr Diversität und auch in Punkto Sexualität soll es anscheinend mehr darum gehen. Das kommt auch in Form der Figur von Sara Ramirez etwas mit der Brechstange. Die ersten zwei Folgen werden da sehr klar und zeigen schon eine neue Ausrichtung, die hoffentlich gut ankommen wird. Im Grunde orientiert man sich an dem uns bekannten Generationskonflikt, der ganz gut zur Geltung kommt und als Thema wohl bleiben wird.
Von der Charakter-Entwicklung her ist noch Luft, das möchte ich nach zwei Folgen nicht abschließend bewerten, aber es gab diesen „Carrie-Moment“. - Was sind Carrie-Momente?
Die Serie zeichnete dadurch aus wie selbstbestimmt, liebenswert, humorvoll, individuell und intelligent die Frauen gestaltet wurden. Viele können sich mindestens mit eine bis vier der Figuren identifizieren. Nur Carrie war schwierig. Carrie entspricht in etwa der Freundin, die makellos aussieht und denkt sie sei dick oder die bei der Rückgabe der Klassenarbeit jammert, sie hätte GARANTIERT eine schlechte Note, um dann die beste Noten zu bekommen. Währenddessen wussten Charlotte, Miranda und Samantha ganz genau ihre Noten, ohne zu jammern. Und das sind die Momente, wo man sich dachte: Was hat Carrie für ein Problem?
Und hier gab es einen dieser Momente: Ein dramaturgischer Kniff war der plötzliche Tod von Mr. Big, John. Tragisch, aber fürchterlich inszeniert. Rührend war der Einstieg, als Mr. Big zusammenbrach und wartete bis Carrie nach Hause kam. Dann faste man sich nur noch an den Kopf. Sie rennt zu Mr. Big, dessen Leben sichtlich entweicht und was macht Carrie? NICHTS, außer schreien, „Mein Liebling“, Come on. Lage checken, Herz-Druck-Massage? UND DEN NOTRUF WÄHLEN. Wenn eine Serie etwas vermitteln sollte bei Herzinfarkten, dann das auch hier jede Minute zählt und in einem so treuem Penthouse sollte irgendwo mindestens ein erste Hilfe Defibrilator liegen? Verlier ich mich in Details? Vielleicht, aber es hat mich kirre gemacht. Und das ist Carrie, sie handelt, sie sagt was und man kann es nicht nachvollziehen.
Ich bin nicht sicher, ob diese Dramaturgie so klug oder notwendig war, denn diese Figur ist wie ein Fabelwesen, während der gesamten Serie gewesen. Man weiß gar nicht was ihn ausmacht, außer Reichtum, Humor, dass er Zigarren raucht und anscheinend sein Musikgeschmack und so geistert er weiter wie ein Mythos durch die Serie, ohne wirklich Tiefe zu bekommen und wieder erfahren wir nicht viel. Dabei hat sich eine Befürchtung entwickelt: Die SAtC Serie zeichnete sich dadurch aus, dass die anderen Figuren auch Platz für ihre Geschichte hatten. Jetzt, da der Tod von Mr. Big so nach vorn geschoben wird und Samanatha Jones nicht da ist, fürchte ich fast das könnte eine Carrie Preston Show werden. Hoffen wir es nicht und die anderen Charaktere haben genug Platz.
Was ich wirklich positiv empfand, war der Humor. Der hat mich abgeholt, in eine Kuscheldecke gepackt und ein nostalgisches SatC Gefühl wieder hervorgerufen. Das Miranda noch mal studiert und in die Fettnäpfchen tritt, fand ich einfach gut und zeigt gerade bei Rassismus kritischen Themen, dass es auch mit Humor geht.
Die ersten zwei Folgen sind keine Katastrophe und nach den schlechten Filmen hat man sich wiedergefunden, aber man bleibt irgendwie zurückhaltend mit der Freude.
Ich bleibe gespannt.
** Der Kritikpunkt ist tatsächlich nicht ganz einfach, es betrifft auch Friends oder Girlmore Gilrs und ich denke viele Serien der 1980 bis 2000er und bis heute. Im US-amerikanischen Kontext ist es mir persönlich aber fast lieber, weiße schreiben eben über weiße, aus weißer Perspektive und deren Problemen, als nur oberflächlich und unzureichend diversen Figuren eine halbherzige Handlung zu geben oder sie nur wie Requisiten auftauchen. Das Problem fängt für mich schon bei Produktion, Producer, Regie und Drehbuch an - das ist der Prozess, der nachhaltig in Gang kommen sollte und schon ergeben sich auch grandiose Serien wie InSecure oder I May Destry You.