Neon Genesis Evangelion:
Eine Anime Reihe zu der ich immer wieder gerne zurück komme. Ich finde sie absolut brilliant, wirklich eine Story und ein Stil der mir extrem gut gefällt.
Die erste Hälfte der Serie wirkt etwas konventionell und hat viel Humor, was mich aber immer wieder beeindruckt ist, wie gut der Serie dann in der zweiten Hälfte der Wechsel gewinnt. Wenn man darauf achtet wird es relativ deutlich, wie sehr die Serie eine Abwärtsspirale darstellt, nicht nur bezüglich des Plotes sondern auch der Mentalität all der Charaktere… was natürlich inhaltlich perfekt passt.
Auch immer gut gefallen hat mir die ganze Lore, die Story dahinter, die bizarre Welt und die Tatsache, wie komplex alles zu sein scheint… aber auch die Tatsache, dass die Serie dir bis zum Schluss nicht alles genau erklärt. Du kannst eine Menge selber herausfinden, aber wenn du nicht in einem Wiki nachlesen gehst, dann dürfte es einem schwer fallen beim ersten oder auch zweiten Mal anschauen alles wirklich zusammen zu setzen.
Die Schlussphase ist dementsprechend auch recht kontrovers. Als ich die Serie zum ersten Mal sah war ich extrem enttäuscht, dass die letzten zwei Folgen einen so seltsamen Schluss haben. Und ganz ehrlich, ich habe sie nicht wirklich verstanden. Weswegen ich sehr froh war, als ich dann von den Nachfolge-Filmen erfuhr, welche wirklich den Plot noch so richtig zu Ende erzählt.
Inzwischen sehe ich es etwas anders. Die letzten beiden Folgen sind eine wirklich gute Umsetzung dessen, was in der Geschichte zum Schluss passiert… einfach von einem Blickwinkel, der es über weite Strecken etwas verwirrend macht. Aber die Verwirrung ist ok, und die Aussage der Serie ist sehr gelungen.
Dennoch bin ich jedes Mal auch wieder überrascht, wie gut sich dieses Ende doch eigentlich mit dem Ende zusammen setzt, welches von den Machern nachträglich in den Filmen gezeigt wird.
Ich verstehe, dass die Filmenden offenbar primär eine Antwort auf die negative Rückmeldung des Serienendes waren, und dass in den Filmenden auch eine ganze Menge Bitterkeit der Macher mitschwingt (ich sehe das hier insgesamt ähnlich wie es Dan Olson von „Folding Ideas“ interpretiert).
Und diese Bitterkeit sorgt natürlich auch dafür, dass der Schlusspunkt der beiden Versionen wohl nicht kanonisch in Einklang zu bringen sind…
ABER dennoch scheint es doch offensichtlich, dass im Serienende ein Grossteil des narrativen Verlaufes des Filmes bereits im Kopf von Anno, dem Macher, drinsteckte. Bilder wie Eva 02 der unter Wasser liegt, oder Ritskuo welche mit einer Schusswunde im LCL-Meer treibt… dass sind zu spezifische Bilder welche im Film Kontext finden, als dass sie einfach so zufällig da in die Serien geraten sind.
Weswegen ich trotz der unglücklichen Umstände unter welchen die Filme entstanden sind ich sie dennoch zu schätzen weiss, auch weil ich die Lore des Filmes halt extrem liebe (auch wenn es relativ klar ist, dass die THEMEN und die Charaktere für Anno zentraler waren als der ganze Plot).
Etwas, was mir auch immer wieder gefällt, was aber vermutlich etwas seltsam schein mag, ist die technische Umsetzung.
Die Serie ist natürlich extrem alt inzwischen, bezüglich Animation und Umsetzung. Und man hat definitiv an allen Ecken und Enden gespart, so dass sehr, sehr viel immer wieder Recicled wird.
Aber irgendwie gefällt mir das auch. Die Serie hat einen sehr seltsamen Ton, gerade in den späteren Folgen. Irgendwie etwas traumhaftes, zum Teil etwas einlullendes. Und diese Art der Repetitionen oder auch der zum Teil völlig unbewegten Bilder unterstreicht diese Meditative Qualität der Serie extrem gut!
Wenn es zwei Dinge gibt, welche nicht so toll sind, dann ist es die drittletzte Episode, und auch die Art wie mit Sexualität umgegangen wird.
Erstmal zur drittletzten Episode. Da fehlen absolut einfach ein Paar zusätzlich Folgen! Kaworu hat einfach viel zu wenig Zeit sich zu der zentralen Figur zu entwickeln welche er für Shinji sein sollte. Und die Art, wie dieser Charakter ein Schlüsselstein für Shinjis finale Entwicklung ist… wenn man weiss worauf es hinausläuft, dann kann man in seinem Kopf die Lücken vielleicht füllen, aber wenn man ehrlich sein will, dann ist da einfach viel, viel zu wenig Zeit investiert worden und es wirkt eher unfreiwillig komisch.
Und mein zweiter Kritikpunkt geht, wie so oft bei japanischen Animes, ums Thema Sex.
Hier merkt man einfach einen massiven kulturellen Unterschied!
Misato zum Beispiel wird permanent dafür kritisiert dafür, dass sie eine explizit sexuelle Beziehung mit einem Mann hat. Und gegen Ende wird da gross ein Thema daraus gemacht, dass sie sich im Prinzip als Therapie an Männer ranwirft…
In der ganzen Serie hat sie EINE sexuelle Beziehung mit EINEM Mann! Es wirkt ehrlich gesagt absolut bizarr wie die Serie da tut, das sei irgendwas wofür es eine Erklärung bräuchte!
Aber ich denke halt auch, dass da vielleicht ein kultureller Unterschied mitspielt…
Genauso wie bei der Umsetzung der Sexualität anderer weiblicher Charaktere, und hier wird es dann tatsächlich etwas problematischer… denn wir reden von Sexualisierung von zum Teil 14-jährigen Mädchen.
Um fair der Serie gegenüber zu sein: Nicht ALLE Aspekte wo diese Charaktere in einem sexuellen Kontext gezeigt werden halte ich für daneben. Der Protagonist in selber ein 15-jähriger Junge, und seine Beziehung gegenüber anderen Menschen, was auch Beziehungen zum anderen Geschlecht im Intimen Kontext beinhaltet, ist ein absolut essentieller Teil der Story. Darum ist vieles was gezeigt wird durchaus vertretbar und in Ordnung.
ABER wie es halt leider bei japanischen Animes so oft der Fall ist… auch in den Fällen wo Nacktheit und Sexualität einen narrativen Existenzgrund haben hat man oft das Gefühl, dass etwa 50% dann doch primär Fanservice ist.
Und ehrlich gesagt, die Tatsache, dass diese 14/15-jährigen Mädchen mit mentalen Traumas in der Fangemeinde zu Pinup-Girls entwickelt wurden zeigt irgendwie, dass da dann doch etwas irgendwie falsch gelaufen ist und dass die Sexualisierung an vielen Orten zu weit gegangen ist.
Aber immerhin kann man sagen: Immerhin konnte Anno auch darüber seinen Frust in den Schlussfilmen zum Ausdruck bringen und macht es relativ offensichtlich. Aber vielleicht hätte man sich dann doch früher überlegen sollen, wie sehr man diese Mädchen in der Hauptserie in sexuellem Kontext darstellt.
Aber abgesehen von diesen zwei Aspekten, über die ich doch insgesamt gut hinwegsehen kann, halte ich die Serie nach wie vor für absolut grandios. Sie ist kreativ, sie hat eine Menge Komplexität und Tiefgang und sie ist einfach immer wieder ein Trip auf den ich mich gerne einlasse.
Fazit: Eine meiner Lieblingsserien aller Zeiten! Immer wieder Wert aufs neue zu schauen.