Stranger Things (Season 4, Episode 8 & 9):
Och Mensch!
SCHLIESST DIE SERIE ENDLICH AB!!!
Nicht, weil ich die Serie nicht mag, sondern einfach… zieht es doch bitte nicht weiter, bis die Luft draussen ist. Das wäre hier ein idealer Punkt gewesen um die Serie zu beenden, aber nein, man macht wieder einen auf „Fortsetzung Folgt“. Und dabei war ich relativ überzeugt davon, dass sie hier auf ein Ende hinbauen. Aber dann halt eben nicht… Finger drücken und hoffen, dass sie nicht in der nächsten Staffel wieder allen Guten Willen verschenken, den sie sich in dieser Staffel aufgebaut haben.
Und Guten Willen hat man sich hier mit dieser Staffel ja eigentlich wieder aufgebaut! Bis zu diesen zwei Folgen hin war diese Staffel für mich die zweitbeste Staffel der Serie, und es ging jetzt wirklich nur noch darum, diese Staffel vernünftig abzuschliessen!
(Abgesehen von der Tatsache dass man es halt eben NICHT abschliesst)
Erstmal will ich hier ein bisschen nörgeln.
Einige grosse Momente sassen nicht ganz so, wie sie hätten sitzen sollen. Und hier natürlich massiv Spoiler Warnung, keine Chance dass ich darüber reden kann ohne explizit zu werden.
Eddies Tod funktionierte nur halbwegs, und das obwohl ich diesen Charakter absolut liebte! Das Problem ist einfach, dass sein Opfer so völlig unnötig erscheint. Da ist „Stranger Things“ nicht die erste und nicht die letzte Geschichte, welche hier den Fehler macht einem heroischen Opfertot nicht das nötige Gefühl der „Notwendigkeit“ zu geben. Ich meine… jaaaaa, man kann schon argumentieren, dass es nötig war die Fledermäuse aufzuhalten, aus diversen Gründen, aber sind wir ehrlich, so richtig notwendig fühlte es sich einfach nicht an. Wodurch das Opfer und Eddies Stolz, dass er diesmal nicht weggerannt ist nicht ganz so sitzt, wie es hätte sollen.
Aber das ist sowieso ein Problem mit dem ganzen Finale. Es sind so viele Einzelteile in Bewegung, und so wirklich „notwendig“ fühlen sich nur eine Handvoll an. Nancy, Robin und Steve hängen für eine unglaublich lange Zeit wortwörtlich nur rum (ehrlich… hätte man das nicht etwas besser schneiden können, sodass es nicht wirkte, als werden die drei für gefühlte 45 Minuten stranguliert?).
Joyce und Hoppers Storystrang fügt sich schlussendlich wirklich so rein gar nicht mit dem Rest der Story zusammen. Ist mir egal, wie sehr sie betonen, dass ihr Kampf gegen die Demorgorgen-Hunde da etwas bewirkt haben, dieser Teil der Geschichte hatte schlussendlich einfach nix mit dem Rest zu tun.
Und zu guter Letzt ist es auch etwas… schwach, dass der Schlüsselmoment darauf hinausläuft, dass Ell anfängt in das Herz der Karten zu vertrauen, weil ihr Mike sagt, dass er sie lieb hat…
Sorry, diese Beziehung ist leider einfach die schwächste der ganzen Serie, Ell ist immerhin plotmässig relevant, aber Mike hat wirklich einfach nichts mehr wirklich in der Serie verloren und hat null Präsenz. Ihm dann diesen wichtigen Moment zu geben, wo alles verloren scheint, nur um dann im letzten Moment doch noch den Dreh zu finden wirkte irgendwie völlig fehl am Platz. Vor allem da wirklich ALLE anderen Charaktere welche irgendwie im Spiel waren die letzten zwei Staffeln mehr Präsenz hatten als Mike Wheeler, der Typ der in der ersten Staffel glaub mal Protagonist war.
in der nächsten Staffel muss man sich entscheiden: Entweder man macht aus Mike wieder einen interessanteren Charakter ODER man setzt ihn zur Seite und gibt ihm dann auch keine wichtigen Schlüsselszenen mehr. Aber so wie es hier gehandhabt wurde funktioniert einfach wirklich nicht gut.
Ok! Also, habe eine ganze, ganze Menge zu schimpfen, die beiden letzten Folgen müssen also wohl ziemlich miess gewesen sein, oder?
Nun… nein. Überhaupt nicht!
Wie gesagt, diese Staffel war ziemlich genial, und die letzten beiden Folgen sind das Tüpfelchen auf dem i, welche mich einfach wirklich gut gestimmt zurück lässt!
Denn abgesehen von den oben beschriebenen Problemen ist dieses Staffelende EXTREM gelungen!
Die Charaktere dieser Serie sind einfach genial!
Vor allem Max wächst in diesem Schlussspurt als Charakter nochmals völlig über sich hinaus, und ich war derart gefesselt von ihrem Schicksal und was aus ihr wird, dass die Elemente des Finales welche sich um sie drehen nicht nur einfach „gut“ funktionieren, diese Elemente gingen tief und kreierten einen derart starken Anker, dass es Sinn machte, das ganze Finale so um sie herum zu kreieren! Dieser Charakter hat einfach eine Menge Tiefgang und kreiert diesen wunderbaren Balanceakt zwischen traumatisiert und verletzlich, aber auch stark, dominant und selbstbewusst!
Grosses Lob hier an Sadie Sink, welche innerhalb einer Staffel von einer eher kleinen Nebenrolle zu dieser Zentralen Figur wird, und das einfach fantastisch macht!
Aber nicht nur dieser Charakter wächst über sich hinaus. Ehrlich gesagt, dafür dass dieser Cast inzwischen ziemlich riesig ist, ist es erstaunlich, wie wenige der Charaktere ein bisschen schwächeln! Die absolute Mehrheit des Castes sind einfach tolle, interessante und sympatische Charaktere, alle mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, alle in der Lage die Szenen in denen sie vorkommen zu tragen… und auch alle so verletzlich und real, dass ich mir permanent Sorgen mache, ob sie es dieses Mal wieder überleben.
Die Tatsache, dass in einem derart harten Finale nur ein Charakter stirbt, und der ein Charakter ist, der neu ist, lässt mich etwas befürchten, dass die Serie inzwischen wirklich den Punkt erreicht hat, wo man Serienlieblinge einfach nicht mehr tötet, egal was passiert… aber das ist eine Sorge die ich mir für die nächste Staffel aufbewahre.
Und der Plot selber funktioniert immer noch sehr gut. Diese Staffel findet einen guten Mittelweg zwischen netten Plottwists, und einer geradeliniger Story, welche klar macht, wo die Gefahren liegen und was man erreichen muss. Ich war durchs Band interessiert wie es weiter geht, der neue Antagonist ist wirklich sehr gelungen, ich habe wirklich nicht gross den Eindruck, dass sich all die red-con Elemente zu fest mit den ersten Staffeln beissen…
Und so sehr ich oben auch darüber gemotzt habe, dass man die Serie einfach nicht abschliessen will, ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir das Ende nicht Lust auf mehr gemacht hätte.
Und die Umsetzung ist hier einfach gelungen! Musik war immer schon wichtig für diese Serie gewesen, aber diese Staffel nimmt sich das nochmals doppelt zu herzen und fügt so Musik als wirklich zentrales Element ein, was dann natürlich hilft vielen Szenen die nötige Atmsophäre zu geben. Die visuelle Umsetzung ist auch unglaublich gut und alles was man zu sehen kriegt hat einfach sein eigenes Flair, welches die Serie unverkennbar „Stranger Things“ macht…
Und tonlich funktioniert die Serie auch extrem gut! Ich weiss nicht genau, wo die Grenze liegt zwischen einer Serie/einem Film, wo der Humor den Ernst einer Szene untergräbt, und wo der Humor eine Erzählung einfach unterstützt um zwischen den ernsten Szenen einfach ein bisschen Kontrast gibt… aber diese Staffel gehört definitiv zum zweiten, und das muss man in einer Zeit wo so viele Geschichten permanent ein Augenzwinkern drauf haben müssen (die Disney-Marvel-Maschen…) einfach herausheben und loben!
Ich habe oben über einige Punkte gemotzt und ich bleibe dabei, dass diese Punkte Probleme sind…
Aber es ist lange her, dass ich bei einem Finale einer Staffel DERART gefesselt vor dem Bildschirm sass und einfach mit den Charakteren mitfieberte wie ich es hier gemacht habe. Als Kind versank ich oft einfach in einer Story und vergass völlig die Welt um mich. Mit zunehmendem Alter ist mein Kopf sehr viel analytischer (und glaub auch etwas zynischer) geworden… da fällt es mir einfach auf, wenn mich ein Werk schlicht und ergreifend einfach reinzieht und ich über weite Strecken einfach vergesse, dass ich hier fiktionale Charaktere und künstliche Storys konsumiere. Und diese beiden Folgen dieser Staffel haben das mal wieder geschafft, und das zeigt mir einfach, dass man hier sehr, sehr viel richtig gemacht hat.
Fazit: Toller Abschluss einer sowieso bereits grossartigen Staffel.