The Boys - Staffel 2:
Die Stärken der ersten Staffel sind noch immer vorhanden.
Gute Schauspieler, gute Story, tolle Charaktere die durch die Geschichte tragen.
Diese Staffel hat jetzt aber wesentlich mehr Kommentar welcher ganz, ganz gezielt auf die politische Landschaft in den USA abzielt und hier muss ich sagen: Hätte man vielleicht etwas subtiler machen können.
Ich habe kein Problem damit, WAS gezeigt wird. Die Parallelen funktionieren eigentlich extrem gut.
Homelander ist ein gefährlicher Narzisist der rein Ego-getrieben ist, weil er als Kind keine Nächstenliebe erfahren hat. Er wird von einer extrem religiösen politischen Rechte verehrt. Und die Politiker, Geschäftsleute und Machthaber drücken gerne ein Auge zu, wenn er ihnen dafür Profit bringt… und die Nazis freuen sich, denn der Narzisist ist so auf den Jubel der Massen aus, dass es ihm egal ist, wenn er dafür mit Expliziten Nazis ins Bett muss.
Das passt alles sehr gut zusammen.
Aber meine Güte, ein bisschen weniger offensichtlich hätte man es machen können, oder nicht? Die Slogans und Stichwörter welche von den jeweiligen Seiten gebraucht werden sind so transparent 1 zu 1 aus der Realität übernommen, Hintergrund-Details zu gewissen Charakteren spiegeln absolut Details aus der Realität wieder… es ist praktisch unmöglich NICHT zu sehen, zu welchen geselschaftlichen Punkten die Serien einen Kommentar macht. Und ich weiss nicht, ob das hier wirklich nötig gewesen war. Denn wie gesagt, die Parallelen waren schon auf natürliche Weise da.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass die Serie etwas viele Beziehungen ein bisschen stagnieren lässt über weite Strecken. Homelander und Lamplight zum Beispiel haben praktisch keine Beziehung… abgesehen davon, dass sie immer mal wieder in gewissen Szenen vorkommen, in denen Homelander ihre Loyalität anzweifelt und sie bedroht.
Und irgendwie wird es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr glaubwürdig, dass da nicht mehr Konsequenzen vorhanden sind.
Und ist nicht nur die Beziehung zwischen diesen beiden. Eine gute Handvoll Charakterinteraktionen wurden mit der Zeit etwas repetitiv und traten an der Stelle.
Die Charakere selber sind gut genug geschrieben, dass sie diesen Aspekt einigermassen verstuschen konnten, aber ideal ist es nicht.
Und das Ende finde ich auch etwas schwammig. Habe das Gefühl, man wusste nicht ob man abschliessen wollte, oder ob man einen Cliffhanger machen wollte, und hat sich dann für einen halbgaren Misch-Masch entschieden, der für mich nicht so ganz richtig sitzt.
Das mag jetzt nach etwas viel Kritik und wenig Lob klingen, aber der Grund dafür ist wirklich primär, dass eigentlich alles was ich NICHT kritisiere hier extrem gut gelungen ist.
Ich bin von der Story auf jeden Fall überzeugt und es interessiert mich wirklich, wie die Serie weitergeht.
Ich hoffe einfach, dass man weiss, wie und wann abzuschliessen ist, denn ich habe nicht den Eindruck, dass in dieser Story noch genug Dampf drin ist, um sie noch sehr lange weiterzuziehen.
Die Charaktere und die Welt sind Etabliert. Die Regeln sind klar. Die Konflikte sind etabliert und aufgebaut… jetzt gilt es, das ganze nach Hause zu bringen… und es nicht im Sand verlaufen zu lassen.
Fazit: Gute Serie mit einer starken, zweiten Staffel. Hätte etwas subtiler sein können für meinen Geschmack, aber was solls.