The Rings of Power - Episode 1 & 2:
Ich muss sagen, das Internet war hier mal wieder das Internet.
Mit jedem neuen Trailer der zu dieser Serie rausgekommen ist hat man neues Zeugs gefunden, über das man sich kollektiv aufregen konnte, bis man zu dem Punkt kam, dass die Serie eh scheisse sein wird… bevor man auch nur eine Sekunde der ersten Episode gesehen hat.
Was mich persönlich immer nervt, wenn im Voraus schon solche Urteile gefällt werden. Man kann einfach sagen, dass das Werbematerial keine Lust macht und dann schaut man es nicht… aber dieses ganze Trara, dass man entscheidet die Serie sei schlecht nur um sie dann trotzdem zu schauen, nur um dann überall sagen zu können wie schlecht es tatsächlich ist… das ist einfach nur nervig.
Und ich sage nicht, dass alle Leute welche diese ersten beiden Folgen nicht mochten das getan haben. Denn es gibt nach den ersten zwei Stunden genug zu kritisieren…
Aber um mein Fazit gleich mal vorwegzunehmen: Die Serie macht eine Menge richtig, es gibt genug was man daran mögen kann, und ich bin froh zu sehen dass nach ursprünglichem Backlash die Stimmung zu der Serie etwas positiver wird.
Erstmal zu den Dingen die ich nicht mag, und welche mir von Anfang an etwas Sorgen machten.
Nummer eins ist „Fanservice“. Und davon hat die Serie eine Menge, angefangen mit der Tatsache, dass ein grosser Fokus auf Charakteren wie Galadriel oder Elrond liegen.
Diese Charaktere wurden nicht gewählt, weil sie die besten Figuren aus dem Tolkien Universum sind um diese Geschichte zu erzählen… diese Charaktere wurden gewählt, weil da Fans der Bücher und der Filme sagen können „Ohhhhh! Die kenne ich, die kenne ich!!!“
Und auch andere Elemente der ersten Folge geben ein bisschen den Eindruck, als versuche man hier einfach einen auf MCU zu machen, wo Fans an jeder Ecke etwas entdecken können was ein Easteregg ist wo sich die Fans darüber freuen können…
Und sind wir auch ehrlich, wir haben alle eine ganz starke Vermutung, wer oder was der Fremde ist, der vom Himmel gefallen ist, oder…?
Und ein zweiter negativer Aspekt ist für mich, dass bisher nach 2 Stunden fast alle Charaktere immer noch sehr, sehr langweilig und ohne wirkliche Persönlichkeit sind. Die zweite Folge macht es etwas besser als die erste und gibt mit Elrond, Durin und Elanor wenigstens ein Paar Charaktere, mit denen man etwas Zeit verbringen will.
Aber für eine so grossen Cast muss da schon etwas mehr kommen. Und einer der Charaktere mit dem man erst gerade mal drei kurze Szenen erlebt hat scheint bereits völlig unsinnig zu handeln ich berfürchte, dass man da auf eine unerträgliche Romanze hinaus will, wo zwei Charaktere welche sich nicht kennen und null Chemie haben plötzlich zusammen finden, einfach weil sie die die zwei Hübschen der Serie sind…
Hoffe hier wirklich, dass ich da falsch liege.
ABER wenn ich schon über den Mangel an starken Persönlichkeiten motze, dann kann ich hier gleich die Brücke zu etwas schlagen, was mir gut gefällt.
Denn man hätte den einfachen Weg gehen können, den Weg der heute so oft gegangen wird: einfach alle Charaktere „witty“ und „lustig“ und „schlagfertig“ zu machen, und dass als einen Ersatz für wirkliche Persönlichkeit zu finden (wieder etwas, was das MCU populär gemacht hat und das jetzt von so vielen Autoren schlecht kopiert wird).
„The Rings of Power“ macht das absolut nicht.
Die Dialoge und der Ton ist in meinen Augen sehr konsequent durchgezogen und man versucht nicht auf Teufel komm raus immer witzig sein zu wollen. Manche Charaktere haben etwas mehr humorvolle Momente als andere, aber das ist ok so, und es ist auch nie wirklich störend.
Wirklich, insgesamt halte ich die Serie bis jetzt diesbezüglich sehr gut geschrieben.
Und auch im Bezug auf einen anderen Aspekt funktioniert die Serie gut, und das ist die Story.
So gross und komplex Mittelerde sein kann, so hat man sich hier doch entschieden die Story über die persönlichen Probleme individueller Charaktere zu erzählen.
Ja, es bahnt sich etwas grosses an, der Krieg ist nicht noch nicht vorbei und es geht um einen Konflikt der die ganze Welt betrifft!
Und trotzdem erzählt man die Geschichte durch die Augen eines neugierigen Hobbits, deren Motivation ist, die Welt zu sehen. Oder durch einen Elben Ranger, der die Welt noch nicht verlassen will, weil er über die Jahrzehnte Aspekte dieser Welt zu lieben gelernt hat.
Ich habe wirklich das Gefühl man hat die richtige Entscheidung getroffen diese Geschichte sehr Charakterfokusiert aufzubauen.
Wie gesagt… jetzt braucht man einfach noch die guten Charaktere welche die Story tragen können
Und zu guter letzt liebe ich bis jetzt einfach diese Version von Mittelerde!
Es ist ganz klar eine Form von Mittelerde, welche in einer Zeit existiert, bevor alles Grosse und Prächtige verlassen und dem Zerfall überlassen worden ist. Wir bewegen uns nicht durch Ruinen oder alte Städte welche ihre Erhabenheit bereits verloren haben, wir sehe eine Welt wo das Handwerk der Zivilisationen noch immer auf einem Höhepunkt ist… oder zumindest noch nicht klar im Prozess des Niederganges.
Und das spürt man in meinen Augen überall gut und ich verbringe gerne Zeit in dieser Welt. Zumindest im Moment.
Darum…
Ja! Bis jetzt mag ich die Serie ganz gut!
Ich würde sie noch nicht ZU hoch loben, denn wie gesagt, die Schwäche in den Charakteren ist bisher absolut ein Problem und da muss noch mehr kommen!
Aber ich habe bisher mein Vergnügen damit und freue mich auf die nächsten Folgen.
Fazit: Etwas schwache Charaktere ziehen das Gesamtbild etwas runter, aber ansonsten bisher eine sehr positive Überraschung!