Thema #117: Schlock
Film: Barbarella von Roger Vadim
Erscheinungsjahr: 1968
Laufzeit: 98 Minuten
Wo gesehen: Sky
In einer weit entfernten Zukunft ist Friede im Universum eingezogen. Doch ein berühmter Wissenschaftler hat vor mit seinem Wissen eine Waffe zu konstruieren und das Universum zu unterjochen. Zeit für Barbarella, die 5-Sterne-Astronvagatrix, das Universum zu retten.
Einer dieser Filme, zumindest geht es mir so, von denen man unzählige einzelne Clips und Teile kennt, jedoch nie den kompletten Film gesehen hat… was des Öfteren bei solchen Filmen ganz gut ist.
Schlock hin, Schlock her, der Film war aber gar nicht so scheiße. Der Überbau mit dem Thema, dass ein Forscher sein Wissen zum Waffenbau einsetzen will und damit den Frieden gefährdet, passt ins Jahr 1968 und ist gar nicht dumm.
Kulisse, Kostüme, Weltenbau und Effekte sind das Gegenteil von schlecht sondern mit fantastisch viel Liebe zum Detail gemacht. So manch psychedelische Weltraum-Sequenz erinnert an „2001“, interessanterweise ja aus dem selben Jahr.
Und was hat „2001“ nicht? Genau so mancher wird sich Fragen wo der Schlock geblieben ist. Aber „2001“ hat natürlich keine Jane Fonda, die in jeder Szene auf jede nur erdenkliche Art und Weise ihre tollen Kostüme verlieren darf und zur Tat schreitet. Wie eben oft bei so schlockigen Filmen muss man eine gewisse Muse für die Sache aufbringen. Habe ich auch nicht immer, aber so eine Erotik-Sci-Fi-Komödie, finde ich ganz amüsant. Ist mir lieber wie manch anderes aus dem „Genre“. Für andere ist der Film aber heute vielleicht harter Kindergarten, gerade bei so einem Thema wie Schlock, kann die Antwort nur heißen: Selbst überzeugen.
Ich hatte charmanten Spaß damit, wie Jane Fonda, heute würde man wohl sagen völlig overpowered und imba, auf die ein oder andere unkonventionelle Weise jeden noch so großen Schurken des Universums spielerisch leicht besiegen konnte.
Leider ist in der Geschichte aus dem guten Grundplot sehr wenig herausgeholt worden. Oft enden Szenen abrupt und überhaupt „Barbarella“ ist so ein typisches Konstrukt aus in meinen Augen, A-Niveau was Cinematographie, Produktionsdesign, Kostüme usw. angeht … und dann kommen 8 (!) Writer auf einmal um die Ecke und wollen mit einem höchstens zweitklassigen Regisseur noch einen sehr guten Film schreiben. Da ist dann eine extreme Qualitätsdifferenz in den Teilen.
Aber vielleicht ist das auch das typische „Superheldenproblem“, wenn mal wieder das ganze Universum bedroht wird, dann ist bei mir in 99 Prozent der Fälle der erste Gähner fällig und das heutige Superheldenuniversum unterstreicht das ja nur.
Übrigens ist ein Remake in Planung… Ich prophezeie im heutigen Zeitgeist, wenn das eine teure A-Produktion wird eine Vollkatastrophe. Wenn man allerdings einen nischigen, wieder sehr detaillierten, liebevollen Film daraus macht und dabei dann eben heutige Computer- aber auch Setbaumethoden anwendet, könnte es was werden.
6 von 10 blaue, flauschige Häschen (wenn @boodee schon das Thema vorgibt, die haben dir bestimmt fast so gut gefallen wie Jane Fonda)
Zwar ist @MaxFx ja sehr eingespannt aber mich würde aus purer Neugierde interessieren, da du dem Film 10 von 10 gegeben hast, ob der immer noch groß bei VFX-Artists oder auf der sonstigen technischen Ebene besprochen wird? Ich glaube zwar, dass (wie jedes Wesen im Universum natürlich) auch Max keine Chance gegen Barbarellas-Charme hat, aber könnte mir vorstellen, dass die Meisterwerkbewertung vielleicht auch ganz bestimmte technische Begründungen hat?