Thema #172: Dokumentarfilm
Film: Charles Bronson: Hollywoods härtester Kerl (Charles Bronson, le génie du mâle ) von Jean Lauritano
Erscheinungsjahr: 2020
Laufzeit: 52 Minuten
Wo gesehen: arte-Mediathek
Doku über das Leben und die Filme von Charles Bronson.
Ziemlich gutes Porträt über den Mensch Charles Bronson und auch über die Veränderungen in Sachen Gesellschaft und Film während seiner Lebenszeit. Ich fand die Doku findet eine gute Balance zwischen Anerkennung über Leistungen in seinem Leben und dem kritischen Blick, nicht nur auf den Mensch Bronson, sondern was da alles dahintersteckt.
Gerade so die Anfangszeiten von Bronson, vor seiner Schauspielkarriere (er war ja gerade für die Zeiten schon ein extremer Spätstarter), wurde mal gut ambivalent beleuchtet. Bronson wirklich so ein „typischer Aufsteiger“, als elftes von 15 Kindern einer litauischen Einwandererfamilie im Bergbau schuftend, später auch Putzkraft, Bäcker- und Metzgerhilfskraft, Strandkorbverteiler, Reifenstapler etc. für den, wie er selbst sagt, der 2. Weltkrieg und der Einzug in die Armee, der Ausweg und die Chance im Leben darstellte. Schon verrückt, wenn man über das ganze Leid von Kriegen nachdenkt, noch viel verrückter aber, dass er das schon ziemlich nachvollziehbar aufzeigt, denn im Bergwerk hatte er persönlich mehr Todesangst, mehr Schmerzen, mehr Leiden und weniger Geld.
Überhaupt gibt die Doku einen ziemlich guten Blick, wie man auch in der Wirklichkeit eben eher ein Freund von Waffen und vor allem ein rechtes Arschloch werden kann – denn Bronson kommt (wie öfters mal bei Menschen im Alter, ob jetzt zu spät oder nicht, muss jeder selbst entscheiden) recht reflektiert rüber und ordnet sich selbst als rechtes Arschloch zu vielen seiner Mitmenschen ein, erkennt die Stumpfheit seiner Filmografie ab einem gewissen Zeitpunkt und lässt vieles vielleicht auch einfach über sich ergehen, nachdem er davor vielleicht auch einfach zu viel kämpfen musste.
Wie fast immer bei solchen Dokus, viel zu kurz aber eben interessant und prägnant. Persönlich ist mir mal wieder aufgefallen, dass der Filmgeschmack der US-Amerikaner früher einfach noch viel grauenhafter war als heute, denn man konnte bei der Doku die Uhr danach stellen – von den 50ern bis ich sag mal 80er – saß ich vor den Bildschirm mit dem Fingerzeig: Den Film mochte ich mit Bronson – und der Erzähler hat gesagt: Finanzieller Flop in den USA und recht erfolgreich in Europa und Asien gegen den Fingerzeig: Das war ein recht stumpfer Scheiß – und der Erzähler hat gesagt: Finanziell in US-Amerika die Rettung für Bronson; das war echt beängstigend.
Für mich persönlich ist Bronson sowieso das Gesicht von den genialen Staraufläufen ganz am Anfang seiner Karriere („Gesprengte Ketten“, „Glorreichen Sieben“) und eben ein Westernstar („Chato’s Land“, „Chino“, „Jubal“ oder „Zwischen 12 und 3“ ziehe ich zum Beispiel fast jedem seiner unzähligen Rachefilme vor) mit eben einem der besten Filme aller Zeiten („Spiel mir das Lied vom Tod“). Während in der Doku zu sehen ist, dass das in den USA eben ganz anders war und gerade die „Death-Wish-Reihe“ und sein Rächer Image da viel mehr im (vor allem eben finanziellen) Fokus standen. Ein paar mag ich da zwar auch („Mechanic“ oder „Majestyk“ zum Beispiel) aber das sind dann meist wieder die, die gefloppt sind.
Zum Schluss fand ich noch den Blick auf die Filmwelt interessant, denn hier kommt Hollywood (nicht mal zu Unrecht in dem Fall) gar nicht so schlecht rüber. Denn Bronson hatte als Ausländer, der gebrochen Englisch konnte auch auf den ganzen Kunst- und Theaterbühnen in den USA wenig Chancen mehr als den Putzdienst übernehmen zu dürfen, während in Hollywood gesagt wurde – der Typ sieht komisch aus und spricht komisch – den nehmen wir als Gangster und Ureinwohner (was Bronson selbst übrigens später, aber ja trotzdem vor gut 30 Jahren, dann auch wieder als Quatsch einordnet: „Wenn ich ein Indianer gewesen wäre – ich hätte mich mehr als nur aufgeregt, wenn ich gesehen hätte was der Bronson anstatt jemand von uns da veranstaltet“). Insgesamt also natürlich fragwürdiges Hollywood wie immer – für Bronson persönlich aber eben die Chance.
Alles in allem eine Doku die zu kurz ist, in der Zeit die sie hat aber Menschen; die sich für Charles Bronson, Filmgeschichte und Dinge die auf der Welt schief im Kreis laufen die xte interessieren, absolut zu empfehlen ist. Wie immer bei Dokus von mir keine Punkte.