Titel: Picnic at Hanging Rock
Thema: Einer für alle
Erscheinungsjahr: 1975
Laufzeit: 107 Minuten
Wieder ein Film, bei dem ich zwiegespalten bin. Der Einstieg hat mir gefallen, vor allem weil ich sofort Abneigung und Zuneigung zu bestimmten Charakteren empfand und mir die eingefangenen Bilder bis einschließlich des Hanging Rock hinauf ein Lächeln ins Gesicht brachten.
Die mysteriöse, beinahe surreale Atmo wurde durch Kamera, Musik und die vermeintlich tiefgründigen, aber eher undifferenziert hinein geworfenen Dia/- Monologe, gut in Gang gebracht. Dann, trotz dass der Regisseur seine träumerische und zaghaft geheimnisvolle Darstellungsweise größtenteils aufrecht erhielt, fühlte es sich für mich mehr und mehr nach trockenem Historienfilm an. Schon zu Anfang, aber besonders später hatte ich Vibes von sowas wie “Effi Briest” oder vielleicht auch etwas “Lady Chatterley”.
Es fiel mir schwer, diese Offenheit für das freie Interpretieren des Zuschauers zu mögen. Hier und da mal Andeutungen und Fragen einfach zur Diskussion oder Interpretation freizugeben finde ich vollkommen ok und kann durchaus toll sein. In diesem Film empfand ich für mich aber einfach zu wenig, das wirklich Substanz hatte.
Ein ganz kleines bisschen, oder soll es sogar den Hauptteil (das fehlende Korsett) ausmachen, geht es wohl um erwachende, aber zurückgehaltene Sexualität bzw Liebe. Sowohl die jungen Frauen untereinander, als Freundschaft oder mehr, als auch die jungen Männer zu diesen engelhaften Frauen. Ebenso präsent ist das Thema der Rollenverteilung in diesen Zeiten. Dann wiederum ist wohl auch die Natur und ihre stoische, unbarmherzige Existenz neben oder trotz der Menschheit etwas, das erzählt werden soll.
So vermute ich zumindest, denn in allen Belangen haben es der Regisseur und sein Team erfolgreich geschafft, mir nur Ansätze zu liefern, mit denen ich selbst umgehen muss. Ich nenne mal das kurze Gespräch im Gewächshaus sinnbildlich für den ganzen Film. Ich verstehe trotzdem, wenn einem das gefällt, aber mir war es hier nicht gut genug oder besser gesagt (ich versuche diese Ausdruck zu vermeiden, aber…) nicht nach meinem Geschmack.
Dass Leute diesen Film und seine Mystizität und seinen anklingenden Surrealismus feiern, kann ich nachvollziehen. Ich für meinen Teil finde mich, wenn ich schonmal in diesen Gefilden unterwegs bin, eher bei Terry Gilliam, David Lynch oder Tim Burton wieder. Aber wahrscheinlich hinkt der Vergleich zu sehr, um darüber weiter zu reden.
Mit einem Zwinkern und einem Kopfnicken in Richtung @Mostasha sei noch erwähnt “Wer also ein naturalistisch-surrealistisches Meisterwerk aus den 70ern sehen will, der picknickt mal besser am Wegesrand und nicht am Valentinstag unter einem Vulkanfelsen.”
(Ich hab, denn ich liebe die Strugatzkis, am Anfang sogar erstmal “Picknick am Wegesrand” gelesen, als ich die Liste sah.)
Vielleicht zeigt es auch mal wieder, dass ich keinen guten Draht zu Filmen dieses oder früheren Datums habe. Keine Ahnung…… Aber ich hätte tatsächlich darauf wetten können, dass die Wahl hier auf einen Film von vor 1980 fällt.(Demnächst schaue ich mir “Kingpin” und “Only Lovers Left Alive” an. )
In einem Szenario, in dem der Film im TV laufen würde und ich ihn zufällig eingeschaltet hätte, wäre ich wahrscheinlich nach spätestens 45 Minuten ohne weiterführendes Interesse gewesen und hätte umgeschaltet.
Wegen der guten Bilder von Landschaft und Details wie Tieren und Pflanzen komme ich insgesamt noch auf 2,5/5.