Thema #13: Zombies
Film: The Dead Don’t Die von Jim Jarmusch
Erscheinungsjahr: 2019
Laufzeit: 105
Wo gesehen: Sky
Durch die Umweltsünden der Menschheit hat sich die Erdachse verschoben. Dem darauffolgenden Chaos der Ökosysteme folgt die Zombieapokalypse. Die Polizisten im kleinen Städtchen Centerville, rund um Bill Murray, Adam Driver und Chloë Sevigny versuchen ruhig zu bleiben. Gar nicht so einfach, erst recht nicht bei der eh schon skurrilen Bevölkerung.
Dieser Zombiefilm steht für die Horrorkomödie im Horrorgenre. Jim Jarmusch bringt seinen sehr ruhigen Stil in den Film und die Schauspieler sind angehalten möglichst emotionslos zu spielen. Das hat sich ja bei so manchem Regisseur langsam als eigenes Stilmittel etabliert. Ich bin ehrlich: Mir gefällt es meist nicht. Hier passt es die erste gute Stunde aber überraschend gut.
Bisschen im Stil einer Satire ziehen unsere Personen gelangweilt durch die Straßen. Hat mir doch den ein oder anderen Schmunzler beschert besonders im Zusammenspiel mit dem Durchbruch der 4. Wand, welches hier häufig betrieben wird. Das Problem dieses Stilmittels wird aber bei mir mit der Zeit spürbar: Wie die Protagonisten werde ich langsam gelangweilt (das Abfeiern der immer gleichen Gags hat da nicht gerade geholfen). Das heißt bei einem Horrorfilm: Wem seine Gedärme da jetzt gerade weggeschlabbert werden ist mir irgendwann reichlich egal. Horror oder Spannung also eher Fehlanzeige.
Apropos Gedärme: Denke die Horrorfreunde freut es, dass für mich, für einen Jarmusch-Film eher überraschend, zwar wenige blutige Szenen da sind, wenn dann ist der Innereienfaktor aber ganz solide.
Schön sind die vielen Verweise auf die ganzen alten Horrorklassiker. Da ich mich wie @schucki96 , dort eher weniger auskenne, kann ich mir vorstellen, das ist für einen Liebhaber dieser Filme sicher ein ziemliches Fest. Besonders Romero wird sehr viel abgefeiert.
Schön für mich bisschen diese Hillbilly-Atmosphäre mit dem Soundtrack und der Landschaft. Das wurde gut getroffen. Da passt dann sogar so ein Auftritt von den drei Stadthippstern, unter anderem Selena Gomez, in der Provinz. Klassisch wie sogar ich es aus ein paar so typischen Südstaatenhorrorfilmen kenne.
Allgemein gibt es eine Menge kauziger Charaktere die sich eigentlich ganz schön in das Setting einfügen. Das nervt mich bei manchen Filmen von Jarmusch das mir das oft komplett drüber ist, von den Charakteren her.
Kaum geschrieben gibt es aber doch zwei (was wirklich nicht so viel ist, da es in dem Film eine Unmenge an Leuten gibt, die Vorgestellt werden) Charaktere die ich naja finde.
Nur ein kleines Naja gibt es für den Eremit. Einerseits mag ich den Charakter. Jarmusch schafft es mit ihm noch ein bisschen die Konsumkritik des Filmes zu stärken. Überhaupt wenn der Film eines sehr gut macht, dann, dass er den politischen Stil der alten Horrorfilme wieder aufnimmt. Sticheleien gegen Politik, Umweltsünden, Kapitalismus alles dabei und früher ja mal ein Steckenpferd von vielen Horrorfilmen, die das ja eigentlich nur als Medium genutzt haben. Gelungen. Nicht so gelungen finde ich aber, dass der Eremit als Erzähler auftritt. Da haben wir eh schon Jarmusch-Stil, gelangweilte Charaktere, den Durchbruch der 4. Wand und dann kommt auch noch ein beobachtender Erzähler hinzu…des mir zu viel.
Aber Geschenkt. Das große Naja gibt es für den Charakter von Tilda Swinton. Eine schottische Alien-Bestatterin im Gewand einer buddhistischen Samurai-Kriegerin? Das war mir zu dämlich und auch nicht sonderlich witzig.
Alles zusammengenommen fand ich den Film echt okay. Für Horrorfreunde sowieso empfehlenswert. Sehr solide
6 von 10 Folk Songs (der Song ist echt ganz cool)