Thema #24: FSK 0
Film: Die rote Schildkröte
Erscheinungsjahr: 2016
Regisseur: Michael Dudok de Wit
Laufzeit: 80 Minuten
Während eines Sturms erleidet ein junger Mann Schiffsbruch. Er treibt einige Zeit durch den Ozean, bis er auf einer unbewohnten Insel angespühlt wird. Auf dieser findet er zwar reichhaltig Nahrung und Wasser, doch er ist dort auch allein und darüber hinaus hat die Insel auch ein paar gefährliche Tücken. Er baut sich deswegen ein Floß, doch dieses wird bereits kurz nach dem Beginn seiner Reise durch irgendetwas zerstört. Er versucht daraufhin erneut mit einem selbstgebauten Floß zu entkommen, doch auch dieses wird schnell zerstört. Erst bei seinem dritten Versuch die Insel zu verlassen trifft er auf den Übeltäter. Eine riesige, rote Schildkröte. Frustiert darüber, dass ihm die Schildkröte immer wieder aufhält, attackiert er sie, als er bemerkt, wie sie auf der Insel an Land geht. Doch nach einiger Zeit bereut er seine Tat und versucht, die von ihm stark verwundete Schildkröte am Leben zu erhalten.
Die rote Schildkröte unterscheidet sich sehr stark von anderen Ghibli-Filmen, was vermutlich nicht zuletzt auch daran liegt, dass der Film eine internationale Koproduktion ist, dessen Regisseur auch nicht Hayao Miyazaki oder Isao Takahata war, sondern der niederländische Animator Michael Dudok de Wit, der auch so manch eine kreative Entscheidung übernommen hat. Die Filme von de Wit zeichnen sich durch Minimalismus aus. Es gibt keine Dialoge und auch stylistisch unterscheidet sich der Film stark von anderen Ghibli-Werken. Während klassische Studio Ghibli-Filme gerne mal sehr detailverliebte Welten zeigen, ist die Welt in Die rote Schildkröte vergleichsweise detailarm. Doch durch den guten Farbeinsatz und die schönen Schattierungen hat dieser Film eine ruhige, ja fast schon meditative Stimmung. Ebenfalls auffällig ist, dass der Film auch nicht den klassischen Studio Ghibli-Animationsstil verwendet, sondern stattdessen an klassische frankobelgische Comics erinnert. Ich schätze mal de Wit entschied sich für diese Richtung, da der Stil seine minimalistische Philosophie gut unterstützt. Aber egal was der Grund war, der Film sieht wirklich sehr schön aus und wirkt wie aus einem Guss.
Und generell hat der Film bei mir Eindruck hinterlassen. Minimalismus macht zwar nicht viel Krachbumm, ist dafür aber sehr fokussiert auf einen bestimmten Punkt, wodurch der Film zumindest kurzzeitig heller leuchtet als jeder andere Film am Blockbuster-Firmament. Und genau das hat auch Die rote Schildkröte geschafft. Man kann diesen Film einfach anschalten und genießen und weil er so stylistisch sauber animiert wurde (und zudem musikalisch wunderschön untermalt wird), zieht einem die simple aber emotionale Handlung in seinem Bann. Wer hier einmal zuschaut wird nicht aufhören, bis der Film vorbei ist.
Ich glaube, ich kann gar nicht in Worte fassen, wie schön dieser Film ist. Wenn ihr noch nicht gesehen habt, holt ihn auf jeden Fall mal nach.
Ich vergebe 9/10 Schildkrötenpanzer an Die rote Schildkröte.