Titel: Spotlight
Thema: Arbeitsantritt
Erscheinungsjahr: 2015
Laufzeit: 129 Min
Bezüglich des Challenge-Themas:
Im Nachhinein denke ich, dass es nur minimal ein Treffer ist. Es fühlt sich nicht so an, als wäre hier eine neue Arbeitsstelle oder der Start im Arbeitsleben wichtig. Zumindest gibt es einen Charakter, der hier eine neue Stelle antritt. Zudem ist die Aufgabe, die das Team des Boston Globe angeht, eine „Neue“.
Trotzdem führt für mich kein Weg daran vorbei, diese Kritik zu schreiben. Ich würde es in keiner Dimension, in keinem Universum schaffen, nicht darüber zu reden bzw. schreiben.
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Spotlight – Ein Film, der still aufrüttelt und lange nachhallt
Der Film entfaltet sich ruhig und präzise mit einer Intensität, die an mir hängen geblieben ist, die ich sicher noch lange spüren werde. Der Film von Tom McCarthy ist mehr als eine simple Erzählung über investigativen Journalismus. Ich erlebte eine tiefgreifende Analyse von Machtstrukturen, Loyalität und der schmerzhaften, aber notwendigen Suche nach Wahrheit. Dabei fühlte ich mich als Zuschauer weniger wie ein passiver Beobachter, sondern mehr wie ein Mitglied des titelgebenden Reporter-Teams, das den massiven Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Boston aufdeckt.
Was Spotlight, meiner Meinung nach besonders macht, ist die Zurückhaltung in seiner Ästhetik. Keine wilden Schnitte, keine aufgebauschte Musik, sondern pure Authentizität. Eine Kamerafahrt durch die Büros, welche Leute beim Ordnen von Zeitungsschnipseln oder Akten zeigt, gibt so viel Büro-Atmosphäre ab, dass ich unwillkürlich einen Blick auf meine Ordner im Schrank geworfen habe. Kostüme/Kleidung und Szenenbild sind dabei mehr als nur Hintergrund. Die dezenten, bleichen Farben und die funktionale Ausstattung, wie überquellende Schreibtische oder gut sortierte Ablagen der Sets ließen mich den staubigen Charme dieser Arbeit in dieser Zeit erleben.
Doch es sind nicht nur die Details, die beeindrucken. Spotlight nimmt sich Zeit, den moralischen Kern seiner Charaktere auszuloten. Michael Keaton balanciert als Robby Robinson meisterhaft zwischen professioneller Distanz und schmerzhafter Selbstreflexion. Alle Darsteller, darunter Mark Ruffalo als impulsiver Michael Rezendes und Rachel McAdams als einfühlsame Sacha Pfeiffer, tragen den Film durch ihre glaubhaften, nuancierten Darstellungen. Besonders Ruffalo ließ mich in einigen Szenen, in denen ihm der Skandal emotional zu viel wird, regelrecht mit ihm zusammen zerbrechen.
Nicht den glitzernden, sondern den ehrlichen, schweißtreibenden Journalismus, bekomme ich hier dargelegt. Der Film erinnert daran, warum die Presse als „vierte Macht“ bezeichnet wird. Aber er feiert diesen Triumph nicht laut, sondern zeigt, wie schmerzhaft notwendig diese Enthüllungen waren. Jede Szene, ob in muffigen Büros oder auf den Straßen Bostons, fühlt sich an wie ein Puzzleteil, das langsam ein erschütterndes Gesamtbild ergibt. Immer war in meinem Kopf auch der Gedanke, dass selbst diese enormen Ausmaße nur ein kleiner Teil des Übels (sein könnte) ist.
Was den Film besonders menschlich macht, ist mir, die Zerrissenheit der Figuren zu zeigen. Die Reporterin, die nicht mehr mit ihrer gläubigen Oma in die Kirche gehen kann. Der Journalist, der feststellen muss, dass seine Nachbarschaft Teil des Skandals ist. Und all das wird untermalt von Howard Shores subtiler Musik, die nie in den Vordergrund drängt, sondern uns stattdessen leise den Atem anhalten lässt.
Spotlight ist kein Film, der mit lauten Effekten oder spektakulären Wendungen punktet. Er ist präzise, zurückhaltend und schneidet dennoch tief. Mit einer nüchternen Kamera, einem durchdachten Drehbuch und einem Ensemble, das nicht nur große und sehr große Namen vorzuweisen hat, sondern auch hohe schauspielerische Qualität bietet, schafft McCarthy ein Werk, das sowohl Kopf als auch Herz anspricht.
Fazit:
Wer Lust auf einen Film hat, der investigative Arbeit spannend wie einen Thriller und menschlich wie ein Drama darstellt, wird von Spotlight begeistert sein. Und wer danach nicht zumindest kurz über die Bedeutung von unabhängiger Berichterstattung und dem behandelten Thema/Problem nachdenkt, hat vermutlich nicht viel für den Rest der Welt übrig.
Für mich eine Seltenheit so viele Sterne zu geben, aber hier und jetzt stehe ich voll dahinter:
4,5 von 5 Sternen – für einen Film, der leise schreit und dabei tief berührt.
Persönliches:
Ich werde hier, weil ich mit meiner Meinung zu dem Thema nicht in diesem Forum/Topic von der grundlegenden Idee abweichen will, nicht genau über meine Gefühle reden. Ich möchte aber sagen, dass trotz oder wegen des Drehbuchs, der Kamera und der Schauspielerei in Spotlight zwei klare Stunden hinter mir liegen. Ich habe so einiges innerlich mitgemacht während des Ansehens und denke wirklich, dass absolut jeder Mensch, der dabei nicht seine Gesundheit aufs Spiel setzt, diesen Film gesehen haben sollte.