Thema #6: Russland
Film: Gvozdi (Nails) von Andrei Iskanov
Erscheinungsjahr: 2003
Laufzeit: 60 Minuten
Wo gesehen: Netzkino
Wow, was ein weirder Horrortrip. Ich bin wirklich beeindruckt und glücklich, diesen Film gefunden zu haben. Wunderschön abfuckend wird hier eine kafkaeske Story (der Prozess, Die Verwandlung) in einem lynchigen Gewand (Eraserhead) präsentiert. Es gibt massig Epilepsietrigger, explizite praktische Goreeffekte und eine nervtötende Soundkullise, bis am Ende nach einer Clockwork Orange anmutenden Szene ein richtig guter Creditsong das ganze abschließt.
Wir begleiten einen von Halluzinationen und Wahnvorstellungen geplagten Auftragskiller auf seinem kompletten Absturz. Nach einem Auftrag erleidet er einen Zusammenbruch, aber scheint ein Mittel gegen sein Leiden zu finden. Er fängt an, sich Nägel in den Kopf zu hämmern,kurzfristig hilft es, doch die Anfälle kehren zurück.
Anfänglich wirkt es noch wie ein Film Noir, doch nach wenigen Minuten nimmt das ganze eine doch sehr andere, trippigere, surreale Richtung. In was für einem Szenario das ganze spielt, ist nicht wirklich klar, wirkt aber postapokalyptisch oder im Cyberpunk angesiedelt, spielt aber auch keine wirkliche Rolle.
Ich möchte diesen Film wärmstens empfehlen, wird allerdings wohl für die wenigsten etwas sein. Die ersten 28 Minuten kann man aber, denke ich, auch in doppelter Geschwindigkeit ablaufen lassen, da passiert nicht all zu viel.
Aber ich hatte wirklich Spaß an der ganzen Nummer!
Wer sich mal einen Einblick in die abseitigen Sphären meines Verständnisses eines guten Films verschaffen möchte: zieht ihn euch rein!
Der Mann steht nun auf jeden Fall auf meiner Liste. Bei einem derart mutigem, abseitigen, niedrigst budgetierten und experimentellen Debüt bin ich gespannt, was es da noch so gibt.
5/5
Dachte eigentlich, ich würde Tenebre direkt hinterher schieben… Muss mich aber erst mal etwas ausruhen.
Edit: bei künftigen Migräneattacken wird mir dieser Film auf jeden Fall wieder in den Sinn kommen…