Da sich bei der Diskussion einige Dinge vermischen, versuche ich das ganze mal in drei Faktoren einzuordnen, die bei der Bewertung von gesponserten Inhalten für mich wichtig sind:
Einfluss auf den Unterhaltungswert:
Profitiert der Unterhaltungswert/Production Value von Sponsoren? Für mich in den allermeisten Fällen ganz klar ja. Ralf Gunesch, der dank Comunio wieder bei der Bohndesliga sein kann, die von Expert bezahlte Gaming-Area oder insgesamt Final Table sind für mich alles Beispiele, wo ich den positiven Effekt von Sponsoren direkt sehen kann. Mir ist auch nach längerem Überlegen kein Format eingefallen, bei dem der Unterhaltungsfaktor durch einen Sponsor schlechter geworden ist.
Einfluss auf die Sendeplangestaltung:
Hier wird es schon schwieriger. Gerade in den letzten Wochen kam das Argument „kein Sponsor“ immer öfter und man merkt, dass der Einfluss auf den Wochenplan steigt. Wenn Formate abgesetzt oder verzögert werden oder andere Formate von ihrem Sendeplatz verdrängen, ist das natürlich blöd. Andererseits hilft’s auch wenig darüber zu meckern und man kann das ganze schwer RBTV zum Vorwurf machen. Wenn man den Laden am Laufen halten will, braucht man eben Geld und kein Shitstorm der Welt kann dafür sorgen, dass auf einmal mehr Kapazitäten da sind. Solange solche Dinge immer offen kommuniziert werden (und das wird es bisher meiner Meinung nach) ist für mich alles gut. Wie man an den Diskussionen der letzten Tage feststellt, macht man sich mit Ehrlichkeit auch angreifbar. Ich hoffe die Bohnen gehen trotzdem weiterhin offen mit diesem Thema um.
Einfluss auf die Integrität:
Der wahrscheinlich kritischste Teil dieses Themenkomplexes. Ich habe es im anderen Thread schon geschrieben, die Bohnen haben bei den meisten von uns einen sehr hohen Vertrauensvorschuss und deshalb wäre es fatal, wenn man irgendwann feststellen müsste, dass dieses Vertrauen ausgenutzt wird. Auch hier ist es wieder wichtig, welche Art von Format das Sponsoring betrifft:
„Auftragsproduktionen“: Gadget Inspectors, Weekly Wahnsinn, Beat Yesterday sind ganz klar Werbesendungen. Das weiß jeder, der das schaut und dementsprechend egal ist es mir auch, wenn am Ende eine Runde Jägermeister getrunken wird. Solange soetwas nicht für Produkte gemacht wird, die den Kern von RBTV betreffen (Games, Filme, …) sehe ich diese Dinge komplett unproblematisch und freue mich, wenn dadurch Geld in die Kassen gespült wird.
Ähnlich unproblematisch sehe ich Sponsoren, die nicht direkt etwas mit dem gezeigten Produkt zu tun haben, also Expert, Jobstairs, Comunio, usw.
Wirklich kritisch sehe ich es nur, wenn Produkt und Sponsor identisch sind und das ganze nicht ganz klar als Werbesendung erkennbar ist und damit komme ich zu meinem persönlichen Sorgenkind, die bezahlten Let’s Plays:
Mittelerde, Call of Duty, Dreadnought, Outcast, in letzter Zeit häufen sich die bezahlten LPs massiv, was ich gerade bei Triple A Titeln sehr kritisch sehe.
Lets Plays sind, im Gegensatz zu großen Shows, eine sehr persönliche Angelegenheit. Man erlebt im besten Fall direkte und authentische Reaktionen, LPs leben von Leidenschaft für das Spiel, dass der Spieler selbst vorstellen möchte, dieses „dem Bruder über die Schulter schauen“-Ding eben.
Dafür muss ich dem LPer voll vertrauen können und das kann ich persönlich nicht, wenn ich weiß, dass das Game eigentlich nur gezockt wird, weil im Hintergrund der Spielehersteller mit einem Batzen Geld steht. Aus diesem Grund schaue ich in letzter Zeit immer seltener Let’s Plays. Und weil die gesponserten LPs auch noch unter den ganz normalen RBTV-Marken wie „Knallhart Durchgenommen“, „1 Runde mit“ usw laufen, wirkt sich das sogar auf die ungesponserten LPs aus.
Dass dann Formate wie Rage of Empires für solche Dinge weichen müssen, oder mit Band of Beans die komplette Montag-Primetime „geblockt“ wird, ist natürlich ärgerlich.
Und wenn dann auch noch, wie bei Outcast am Freitag, bisher übliche Transparenzregeln abgeschwächt werden, nagt das tatsächlich am oben beschriebenen Vertrauensvorschuss.
Unterm Strich hat RBTV diese Gratwanderung bis heute in den meisten Fällen sehr gut hinbekommen. Ich habe aber ein bisschen Angst, dass (ähnlich wie bei den Lootboxen) die Grenze dessen, was die Fans akzeptieren, immer weiter ausgereizt und verschoben wird und finde deshalb sehr wichtig, dass wir immer weiter darüber diskutieren und ansprechen, was uns stört