Gewalt in Filmen vs Sex/Erotic in Filmen

Grundsätzlich gehe ich da mit deiner Aussage zur Übersexualisierung konform, aber ich störe mich bereits daran „Sexuelle Attraktion“ und „Sexuelle Erregung“ in einem Atemzug zu nennen. Für mich besteht dazwischen ein großer Unterschied. Ich finde teilweise sogar dass eine explizite Nackt- oder Sexszene eines Charakters, den ich grundsätzlich attraktiv finde, sich eher kontraproduktiv auf meine Zuneigung zu diesem auswirkt, weil dadurch eine durchaus aufregende „intime Distanz“ aufgelöst wird. Stichwort: Reiz der verbotenen Frucht.

Das ist ein witziges Beispiel. Ich habe diesen Film vor einigen Monaten mit meiner Freundin geschaut, konnte mich aber bis gerade eben nicht mehr entsinnen, dass die Szene so explizit gewesen ist. Wenn ich jetzt versuche mich an Kameraeinstellungen oder gezeigte Körperteile zu erinnern, dann fällt es mir sehr schwer. Ganz so als hätte ich das einfach ausgeblendet. Finde ich gerade extrem interessant. Heißt das jetzt, dass ich einfach sehr prüde bin und versuche es zu verdrängen oder war die Szene für mich von ihrer Bedeutung einfach so belanglos, dass ich Sie einfach nicht abgespeichert habe?

Das gilt ja genauso auch für Gewalt. Was nicht gezeigt wird und nur im Kopf der Zuschauer passiert kann oft wirkungsvoller sein als jede Maske es könnte.

Vielleicht hatte unser Kino auch die extended Version gezeigt, es wurde ganz am Ende auf dem Boot (?) sehr ausufernd.

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Nun. Der Unterschied ist einfach, dass man in Amerika nicht nach Kontext bewertet, was Sex oder Nacktheit angeht. Die haben halt nur eine Schwelle: Sieht man Sex bzw. Nacktheit = R-Rating. Es reicht eine Brust oder ein nackter Po von hinten. Wird es explizit gibt es vielleicht sogar NC-17.

Aus den USA wirst Du niemals einen Film sehen, der für das breite Publikum ist, der expliziten Sex hat oder explizite Nacktheit. Weil er dann in den USA kein PG-Rating mehr bekommt und dann Zielgruppen nicht mehr erreicht, die er für sein Einspielergebnis braucht. Und da unser Kino bzw. auch gerade unser Konsum hier in der Zielgruppe sehr amerikanisch ist, ist das eben der Standard, an den wir uns gewöhnt haben.

Wir als Deutsche finden das albern, weil die FSK bei uns zumindest was Sex und Nacktheit angeht immer nach Kontext schaut. Berühmtestes Beispiel ist da für mich „Good Bye Lenin“. Der ist in England ab 15, in den USA hat er ein R-Rating. In Deutschland ist er ab… 6 :smiley:

Grund. In einer Szene sieht man einen Penis, wenn Daniel Brühls´ Charakter seine Schwester mit ihrem Freund im Bett hochscheucht. Und für etwa 5 Sekunden einen Ausschnitt aus einem Sexfilm, wo eine Frau ihre Brüste mit Sahne beschmiert, als er zum ersten Mal in den Westen fährt und da gleich mal in die Pornovideothek geht.

Die ganzen R-Rating Comedys aus den USA wie z.B. Hangover sind bei uns regelmäßig ab 12.

Europäisches Arthousekino, wo es auch mal richtig zur Sache geht, mit pornografischen Szenen ist bei uns auch meist maximal ab 16.

Und ich habe das Gefühl, dass die FSK immer lockerer wird, was das angeht. Neulich habe ich einen französischen Film gesehen, der hieß „Ava“. Er hat eine FSK 12 und darin gibt es eine Szene, wo eine Frau ihre Beine spreizt und man alles sieht.

Ich frage mich allerdings auch, wo jetzt der Mehrwert wäre, wenn man im nächsten Avengers eine explizite Sexszene zwischen Black Widow und Bruce Banner sehen würde.

Dass Sex wirklich wichtig für eine Story ist, ist nämlich wirklich ziemlich selten. Mein berühmtestes Beispiel ist da z.B. Oldboy. Der Twist funktioniert da nur, wenn man wirklich den Sex zwischen den beiden Hauptfiguren sieht.