Hilfe, es hat geklingelt.. ..der Thread für Sozialphobiker und Sympathisanten

Solltest du irgendwann können und wollen sag Bescheid. (Ernsthaft)

Das ist immer leicht gesagt. Es gibt Leute, die können das halt eben nicht. Da kann man noch so sehr sagen „Ach Quatsch, einfach reden. Was ist daran so schwer?“
Ich kann das auch nur bedingt. Ich war mal bei einem größeren Treffen und alle waren recht musikbegeistert und fragten mich, was ich denn so höre. Theoretisch könnte ich da nen stundenlangen Vortrag halten über all die zig Bands und Genres, die ich mag und es hätte sie ja offenbar auch interessiert und ich wette, es hätte einige Überschneidungen gegeben. Aber die ganze Situation hatte mich so überfordert, dass ich kaum was aus mir rausbekommen hab.

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Solche Situationen kenne ich zu gut. „Wer ist dein Lieblingsmusiker?“ - und schwupps frag ich mich, ob ich überhaupt jemals Musik gehört habe, weil plötzlich alle Interpreten und Songs mein Gehirn verlassen haben.

Auch wenn man vermeintlich Themen hat, ist dadurch kein Gespräch sicher gestellt.

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„Ewig“. Wenn mein Gegenüber nicht komplett durch das Gespräch führt, könnte ich mit den Themen vielleicht 2-3 Minuten füllen. Weihnachten erst wieder erlebt. Die Frauen verlassen den Raum, ich sitze mit Schwiegervater am Tisch und wir schweigen uns erstmal 10 Minuten an. Bin in so Situationen immer froh, wenn die Kinder oder Hunde in der Nähe sind, dann kann ich mich mit denen beschäftigen.

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Servus und danke für diesen herzlichen Thread!

All diese Punkte kann ich nur allzugut verstehen, bin bisher aber halbwegs samit zurecht gekommen. Nur in den letzten beiden Jahren kamen neue, stressige Umstände in mein Leben und die Einsamkeit nagt auch an mir.

Ich habe versucht mich selbst aus diesem Loch zu ziehen, aber leider klappt es nicht. Wenn man ständig auf Ablehnung stößt, wiegt das viel schwerer als die positiven Erfahrungen die man macht.

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Einfach Queen sagen. Machst du nie was verkehrt mit

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Von abba bis zappa

Das kenn ich selber zu gut :sweat_smile:
Wie oft ich mich im Nachhinein schon darüber geärgert habe, nicht dieses oder jenes erzählt oder hinzugefügt zu haben.
Ich bin in sozialen Interaktionen meistens viel zu nervös, dann kommt noch der Performance Druck dazu als Folge des Symptoms Angst vor negativer Bewertung und ich sage meistens Dinge, bei denen ich mir im Nachhinein mindestens an den Kopf fassen und ihn schütteln muss.

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Das finde ich bei dir echt erstaunlich. Du postest hier alles Mögliche durchaus auch sehr privates Zeug. Viele Bilder usw. ist da dieser Druck überhaupt nicht da? Hier weißt du ja nicht einmal wer oder wie viele Leute das lesen oder sehen?

Ich bin selbst zwar eher ein schüchterner Mensch, aber würde sagen weit weg von den Teils hier beschrieben „schweren Fällen“ von social awkwardness oder wie auch immer man es nennen möchte. Aber ich käme nie auf die Idee auch nur halb so viel privates preis zu geben wie du es tust. Finde diesen Widerspruch(?) faszinierend.

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Ich bin im Internet gefühlt auch ganz anders als im RL. Hier gibt es keine peinliche Gesprächspausen, kein Nachdenken über Gestik und Mimik oder „Augenkontakt. Shit, ich muss Augenkontakt halten, Ah, hab ich jetzt zu viel in die Augen geguckt? Wirke ich jetzt nicht wie ein Psychopath?..“ Man kann sich beim Schreiben Zeit lassen, nochmal schnell was umformulieren oder weglassen. Oder man antwortet erst drei Tage später. In einem Gespräch geht das alles nicht. Da zerdenke ich manchmal alles so sehr, dass ich kaum ein Wort rausbekomme. Oder ich rede wie ein Wasserfall und schäme mich nachher für all die vermeintlich peinlichen Dinge, die ich gesagt habe.
Im Internet fühle ich mich diesbezüglich freier und wirke daher auf viele Leute viel weniger schüchtern.
Ich behaupte mal, dass die meisten Introvertierten auch im RL eigentlich ein gewisses Mitteilungsbedürfnis haben, sich aber mit den Gesprächssituationen nicht immer wohl fühlen und daher wenig von sich preisgeben.

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Außerdem ist der Mensch einfach widersprüchlich.
Vor einer grossen Gruppe Kinder und oder älterer Leute kann ich zb relativ gut sprechen. Wenn es um peers geht (±10 15 Jahre) fällt es mir zigfach schwerer.

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Okay, das verstehe ich. Mir ging es aber um den von @anon68164815 beschriebenen „Performance Druck“ wegen einer möglichen Bewertung durch andere. Den hat man doch im Internet mindestens genauso wie im „echten Leben“. Eigentlich sogar ja noch mehr würde ich sagen. Dass es grundsätzlich leichter fällt sich in Gespräche einzubringen o.ä. bzw. überhaupt mal Dinge mitzuteilen sehe ich absolut, nur ändert das ja gar nichts an einer potentiellen Bewertung des Ganzen im Anschluss.

Doch, aber es ist eine andere Form von Performance Druck für mich, wenn ich mich hier mitteile.
Ich hab auch schon im Nachhinein Bilder wieder gelöscht.

Bei allen anderen schriftlichen Sachen, die ich hier poste, habe ich nicht den Eindruck etwas sehr privates zu offenbaren.
Für mich sind das alles Dinge, die mein Leben nun einmal täglich bestimmen.
Ich erlebe small talk zb als sehr anstrengend, weil ich keine einfachen und gängigen Antworten auf typische small talk Fragen habe. Da hängt immer ein Rattenschwanz dran, weil ich zb nicht arbeiten, studieren oder ähnliches aufgrund meiner vielen Erkrankungen, kann und das dann erstmal erklären muss, weil „du bist doch so jung, wie kann das sein etc.“ da wird es zwangsläufig privat. Und, weil die meisten nicht gewohnt sind so etwas zu hören oder zu lesen, bekomme ich immer wieder mit, dass das was ich erzähle in anderen Augen „sehr privat“ sein soll. Dabei hab ich schlichtweg nichts anderes zu erzählen.

Zudem muss ich mich in einer Form mitteilen und mit Menschen austauschen.
Andere gesunde Menschen haben die tägliche Interaktion mit Menschen auf ihrer Arbeit zb oder eine große Familie um sich herum - ich habe das nicht und nutze das Forum auch, um mich eben nicht zu isolieren und weiterhin mich mit Menschen auszutauschen.
Das fiel mir im Internet schon immer leichter als im realen Leben.
Ich konnte mich schon immer schriftlich besser ausdrücken, weil ich dabei mehr Zeit habe. Das alleine entschärft den Performance Druck schon enorm.
Dann kommt da noch die traumatische Erfahrung aus meiner Mobbing Zeit, in der ich nicht vor anderen in der Klasse sprechen konnte, ohne, dass ich einen weißen Schleier vor den Augen bekommen habe und mir schlecht geworden ist. Irgendwann war die Schulangst bei mir damals so groß, dass ich bereits morgens vor dem Unterricht Galle erbrochen habe, also da bereits psychosomatisch.
Es wurde gefühlt alles was ich gesagt oder gemacht habe, wie ich mich bewegt habe oder geguckt habe, negativ bewertet und meine Angst vor der Bewertung anderer stieg dadurch enorm.
Ich kann mittlerweile zwar wieder gut vor Leuten sprechen, aber Reste von der Angst einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, sind da noch sehr stark verankert in mir.

Es ist mir hier nicht völlig egal wie andere mich bewerten (ganz im Gegenteil), weswegen ich auch ständig posts nachträglich bearbeite oder Dinge wieder lösche.
Aber wenn wer im worst case schlechtes über mich denkt, aufgrund der Sachen, die ich erlebt habe und hier offen erzähle oder auf Dinge hinweisen möchte, die gefährlich ausarten könnten - so what. Dafür unbeliebt zu sein, erfahre ich schon mein ganzes Leben, da kann ich schon mittlerweile besser mit umgehen.

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Bei mir ist es so, dass es mir im Internet nicht so wichtig ist, wir gut ich ankomme, zum einen, weil mir bewusst ist, dass hier so viele Menschen aufeinandertreffen, dass das gar nicht der Fall sein kann und zum anderen, weil die Menschen hinter den Usern weniger greifbar sind. Man bekommt nicht so unmittelbar Feedback und das hilft zumindest mir, mich leichter öffnen zu können, als im RL.

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Wenn man sich aber bei der Internet-Unterhaltung freier fühlt, weil man sich Zeit lassen kann, seinen Text vorher nochmal 3x korrektur liest, hier und da was ändert, bis man soweit damit zufrieden ist, dass man einer Bewertung gut oder zumindest besser standhalten kann.
In RL stottert man, kann seine Aussage nicht mal eben so zurücknehmen und ändern und man bekommt die Bewertung unmittelbar mit. Da sehe ich für mich auch deutlich mehr Performancedruck.

Nachtrag: Ich glaube, dass ich hier im Forum weniger Performance-Druck habe, liegt auch mit daran, dass das hier eine sehr bunt gemischte Gruppe ist, bei der ich das Gefühl habe, dass ich wunderbar reinpasse. Egal worüber ich schreibe, irgendwen interessierts immer. Niemand hält mich für nen Freak, ich fühle mich nicht gemobbt o.ä.

In anderen Foren könnte das sicherlich auch nochmal anders aussehen. Ein Forum aus ehemaligen Klassenkameraden zB, oder irgendwelchen elitären Trotteln, die meinen, sie wären so viel schlauer als alle anderen. Das würde mich einschüchtern und da wär ich auch weniger frei als hier.

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Aber kann man sich solche Antworten nicht zurecht legen ?

Gerade auf die gängigen unangenehmen Fragen ala wieso bist du nicht verheiratet/schwanger/in einer Beziehung, kann man sich ja Antworten zurecht legen.

Ich bin, bis zu corona zb meist alleine in Urlaub gefahren, was aber auf viele Leute im Kollegenkreis scheinbar maximal deperate und weird wirkt weswegen ich auf die Fragen die dann kommen, eben schon entsprechende Antworten mir zurechtgelegt habe.

:sweat_smile: Das ist lustig, weil oh boy, das tue ich ständig. Vorher und besonders im Nachhinein „um für das nächste Mal besser vorbereitet zu sein“.
Meistens bin ich aber in der Situation einfach zu aufgeregt und kann das nicht abrufen.
Ich bin aber derzeit auch dabei zu üben was ich wem über meine Erkrankungen berichte, je nach Situation im RL.
Einfach auch um mich selber dabei zu schonen, weil das aufzählen und erklären meistens sehr anstrengend ist.

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Jein. Klar weiß ich, was ich auf gewisse immer wiederkehrende Fragen antworte, aber wenn diese Frage in einem sehr überraschenden Moment kommt, von einer Person, von der man das nie erwarten würde, ist man vllt einfach zu perplex, um antworten zu können bzw. würde die „geprobte“ Antwort dann in der Situation vielleicht gar nicht passen.
Zudem kommt es ja auch oft vor, dass man nach der Antwort weitere sehr individuelle Nachfragen bekommt, irgendwelche „Ja aber…“-Argumente, auf die man nicht vorbereitet ist.

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Okay, danke für die Erklärungen. Ich kann es zwar persönlich nicht nachvollziehen, aber glaube verstehe nun es nun etwas besser.

Übrigens ein sehr guter Punkt: Ich podcaste ja und da ist es mir völlig egal, ob und wie mich die Leute finden bzw. ich sage mir, wenn es scheiße wäre, würden sie es eben nicht hören und die die es tun und das im Nachhinein sagen haben aus meiner Sicht eben Pech gehabt, aber diese „Kritik“ trifft mich nicht im Geringsten. Und trotzdem würde ich nicht aktiv Leute aus meinem privaten Umfeld auf den Podcast aufmerksam machen, obwohl das widersinnig ist. Unsere letzte Folge hatte wohl um die 10.000 Hörer, das ist ein gefülltes mittelgroßes Fußballstadion, und da würde es mich stören, oder ich fände es zumindest etwas unangenehm, wenn ich genau eine Person von denen, die dort sitzen, aus nem anderen Umfeld kenne.

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Als Nicht-Betroffener kann ich nur sagen, dass viele User die in diesem Thread ihre Ängste offenbaren hier im Forum sehr sympathisch wirken und ich einige davon auch als gute Seelen dieses Forums betrachte.

Sehe zwar auch den Unterschied zwischen der Verschriftlichung der Gedanken hier im Vergleich zum Real-Life, aber was ich so von den Postings mitbekomme, würdet ihr auch von Angesicht zu Angesicht bestimmt gute Kontakte knüpfen können. Arschlöcher gibt es so oder so, da kommt es nicht darauf an, ob ihr zurückhaltend oder offen den Leuten gegenüber auftretet.

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