Ich danke dir für deine Fürsorge und deine Hinweise.
Und ich bin auch der Letzte, der eine ärztliche und therapeutische Behandlung ausschließen möchte. Dennoch - ich glaube, im Moment kommt das für mich eher nicht in Frage.
Ich habe mich arrangiert.
Mit meiner Angst.
Sie angenommen und in den Alltag -so gut es eben geht- integriert.
Mit witzigen Kniffen und Tricks… …mit Vermeidungsverhalten…
…indem ich mit meiner verständnisvollen Frau auf’s Land gezogen bin - weg von dem Getümmel…
…und mit etwas, das ich den Funktionsmodus nenne.
Auf Arbeit und in Alltagssituationen, wo ich nicht ausweichen kann, spiele ich quasi eine Rolle. Da agiere ich. Trete auch mal selbstbewusst auf. Primär eben auf der Arbeit, wenn ich in einer Besprechung bin und zwingend einen Redebeitrag habe…
…das klappt und ich behaupte mal, die Kollegen merken es kaum…
…aber das bin eigentlich nicht ich, sozusagen…
…und dieser Funktionsmodus ist unfassbar anstrengend. Da kostet mich die Stunde 10x mehr Energie, als wenn ich ich sein kann. Auch bei sozialen Interaktionen abseits der Arbeitswelt muss ich ab und zu in den Funktionsmodus. Geburtstagsfeiern z.B. oder bei anderweitigem Besuch „auf Kaffee und Kuchen“ (den ich eh schon meide, wo es geht).
Alles sehr anstrengend für mich und ich brauche danach meine Ruhe zur Regeneration.
Was andere zur Entspannung machen (auf Parties gehen, in einen Club, in eine Bar, Essen), überfordert mich bzw. erfordert ein Höchstmaß an Kontrolle und Funktionieren. Und danach am besten einen Tag Urlaub, ohne, dass ich jemanden sehen muss.
Anstrengend, wie gesagt - aber es funktioniert.
Ich reduziere die Stressoren, das hab ich mir vorgenommen.
Damit ich mehr ich sein kann und weniger funktionieren muss.
Daher ist der Ansatz mit einem Arzt, der
(Hervorhebung durch mich)
gerade nicht so gut vorstellbar für mich. Weil ich nicht falsch sein will, sondern ich selbst.
Und da bau ich lieber mein Leben um als dass jemand anders mich umbaut.
Ich hab da schon viel geschafft.
Umzug, die perfekte Partnerin gefunden, meine Arbeit durch Teilzeit auf das nötigste und ein absolutes finanzielles Minimum reduziert…
more to come.
Kleiner Telefonie-Trick zum Abschluss:
Wenn ein Telefonat wirklich unvermeidbar ist, rufen meine Frau (die wie gesagt dieselben Probleme damit hat) und ich nicht für uns selbst, sondern für den jeweils anderen an.
Sprich: ich führe ihre Telefonate und sie meine. Auf irgendeine Art ist es einfacher, wenn es inhaltlich nicht mich selbst oder meine Belange betrifft sondern ich für jemanden anrufe. Da kann ich, wenn ich überrumpelt werde zur Not auch einfach sagen, dass ich das jetzt nicht weiß und nochmal nachfrage. Wäre bei mir selbst irgendwie merkwürdig
Ansonsten sag ich auch einfach, dass ich so viel und in Schichten arbeite (was nun gerade gar nicht stimmt), dass ich quasi telefonisch nicht erreichbar bin, weil ich tlw. auch tagsüber schlafen muss etc. und man mir also bitte eine Mail schreiben möge… Klappt häufig.
Danke für eure Beiträge. Bin froh, hier nicht ins Nichts geschrieben zu haben.